MOSKAU/BERLIN (dpa-AFX) - Nach den mehr als neunstündigen Krisengesprächen in Berlin hat der Kreml in Moskau mangelnde Fortschritte im Ukraine-Konflikt beklagt. Die Regierung in Kiew unternehme alles, um ihre Verpflichtungen in dem Friedensplan für die Ostukraine nicht zu erfüllen, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Freitag. Die Gespräche in Berlin unter deutsch-französischer Vermittlung hatten am Donnerstag keine greifbaren Ergebnisse gebracht. Russland und die Ukraine legen die Vereinbarungen des Friedensabkommens von Minsk unterschiedlich aus - und kommen deshalb seit Jahren nicht zusammen.
Russland hatte gelobt, dass Deutschland und Frankreich den Friedensplan unterstützten. Moskau kritisierte aber, dass Berlin und Paris keinen Druck ausübten auf Kiew, damit die Punkte erfüllt werden. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte erklärt, er sei nicht einverstanden mit dem Abkommen. Russland betont dagegen, dass die Ukraine den Friedensplan unterschrieben habe und auch die Vereinten Nationen ihn mit einer Resolution unterstützt hätten.
In den von prorussischen Separatisten kontrollierten Regionen befürchten die Führungen in den Großstädten Luhansk und Donezk derweil, dass ukrainische Regierungentruppen sich die Gebiete mit militärischer Gewalt zurückholen könnten. "Es ist offensichtlich, die Ukraine bereitet sich auf einen Krieg vor", sagte der Anführer der selbsternannten Volksrepublik Donezk, Denis Puschilin, am Freitag in einer Pressekonferenz.
Die USA und andere Länder würden Waffen und Munition an die Ukraine liefern. "Wir sehen einige vernünftigere Länder, die keine Waffen liefern wollen, doch sie werden dazu gedrängt", sagte Puschilin. Deutschland liefert keine Waffen. Nach UN-Schätzungen kamen bisher mehr als 14 000 Menschen in dem Konflikt ums Leben, den Statistiken zufolge die meisten im Separatistengebiet.
Puschilin sagte, in den Regionen Luhansk und Donezk lebten inzwischen 700 000 russische Staatsbürger. Seit 2019 hatten Hunderttausende Menschen der Region nach einem Erlass von Kremlchef Wladimir Putin in einem erleichterten Verfahren russische Pässe erhalten. Russland hatte deutlich gemacht, für deren Schutz im Fall eines Angriffs von ukrainischer Seite einzuschreiten. Die USA und die Ukraine fordern für den Fall einer russischen Invasion, dass dann die Inbetriebnahme der russisch-deutschen Gaspipeline Nord Stream 2 gestoppt wird./mau/DP/jha