
DJ Ministerium: Indikatoren deuten auf weiter stabilisierte Lage der Industrie
Von Andreas Kißler
BERLIN (Dow Jones)--Das Bundeswirtschaftsministerium erwartet eine zunehmende Verbesserung der konjunkturellen Lage in der deutschen Industrie und ein Nachlassen des Inflationsdrucks. "Am aktuellen Rand deuten die Indikatoren auf eine weiter stabilisierte Lage in der Industrie hin", erklärte das Ministerium in seinem Monatsbericht. Die Inflationsrate von 4,9 Prozent im Januar sei "maßgeblich getrieben durch einen erneut kräftigen Anstieg insbesondere der fossilen Energiepreise". Für den weiteren Jahresverlauf deuteten die Terminkontrakte Rohöl aber "auf eine gewisse Entspannung der Energiepreise" hin. "Wenn sich zusätzlich die Lieferengpässe weiter verringern, sollte auch der Inflationsdruck perspektivisch nachlassen", erwartete das Ministerium.
Im Dezember sei die Industrieproduktion erneut gestiegen, nachdem sie bereits in den zwei vorangegangenen Monaten habe zulegen können. "Damit scheint die Industrie zunehmend besser mit den Lieferengpässen bei wichtigen Vorleistungen und Rohstoffen zurecht zu kommen", erklärten die Ökonomen von Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne). Dementsprechend habe sich auch die Stimmung in den Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes weiter aufgehellt. Die Unternehmen rechnen laut dem Ministerium "mit einer Auflösung der Lieferengpässe zur Jahresmitte hin, was gemeinsam mit dem hohen Auftragsbestand für einen optimistischeren Ausblick sorgt".
Der deutsche Außenhandel habe sich im Dezember ebenfalls positiv entwickelt, und sowohl Ausfuhren als auch Einfuhren seien erneut deutlich gestiegen. Im Gegensatz dazu seien die Umsätze im Einzelhandel ohne Kfz im Dezember spürbar gesunken, was insbesondere auf die 2G-Regeln für viele Geschäfte zurückzuführen sein dürfte. Das Vorkrisenniveau vom Februar 2020 sei zuletzt nur noch leicht überschritten worden. Die Geschäftserwartungen für die kommenden Monate hätten sich jedoch erstmals seit sechs Monaten nicht mehr weiter verschlechtert.
"Der private Verbrauch wird derzeit durch den Pandemieverlauf und eine hohe Inflationsrate belastet, das Konsumklima hat sich allerdings zuletzt wieder stabilisiert", konstatierte das Ministerium. Am Arbeitsmarkt habe sich die Erholung zum Jahresende weiter fortgesetzt. Frühindikatoren deuteten "auf weiterhin günstige Aussichten für den Arbeitsmarkt hin". Auch die Kurzarbeit sei im November leicht zurückgegangen, sie dürfte im Dezember und Januar aber wieder etwas ansteigen.
Das Ministerium betonte zudem, im Jahr 2021 dürfte die Zahl der Unternehmensinsolvenzen nochmals niedriger ausgefallen sein als im Vorjahr und damit ein neues Rekordtief erreicht haben. Ein größerer Anstieg deute sich auch zum Jahresende 2021 nicht an. "Für das laufende Jahr erwarten Experten begrenzte Nachholeffekte, ein gesamtwirtschaftliches Risiko dürfte damit jedoch nicht verbunden sein", so das Wirtschaftsministerium.
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February 14, 2022 05:59 ET (10:59 GMT)
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