DJ ÜBERBLICK am Mittag/Konjunktur, Zentralbanken, Politik
Die wichtigsten Ereignisse und Meldungen zu Konjunktur, Zentralbanken, Politik aus dem Programm von Dow Jones Newswires
G7-Finanzminister: Priorität ist Deeskalation, aber bereit zu massiven Sanktionen
Die Finanzminister der sieben führenden Industrieländer (G7) haben ihre Bereitschaft zu Sanktionen gegen Russland betont, die "massive und unmittelbare" Folgen für das Land hätten. "Unsere unmittelbare Priorität ist es, die Bemühungen zur Deeskalation der Situation zu unterstützen", hoben die Finanzminister in einer vom Bundesfinanzministerium verbreiteten Erklärung auf Englisch hervor. Insbesondere jegliche weitere militärische Aggression seitens Russlands gegen die Ukraine werde auf "eine schnelle, koordinierte und kraftvolle Antwort" stoßen, bekräftigten sie.
Berenberg: Wirtschaftliche Folge eines Ukraine-Kriegs überschaubar
Ein Krieg in der Ukraine wäre nach Aussage von Berenberg-Chefvolkswirt Holger Schmieding eine menschliche Tragödie, seine Auswirkungen für die europäische Wirtschaft würden aber überschaubar bleiben. Das gelte sowohl für die Energieversorgung Europas als auch für Russland als Abnehmer europäischer Waren. "Indem sie höhere Preise für Energieimporte aus anderen Regionen zahlen und die Energierechnungen ärmerer Haushalte subventionieren, könnten die EU-Mitglieder wahrscheinlich den Schmerz eines potenziellen Engpasses bei den Erdgaslieferungen aus Russland lindern", schreibt Schmieding in einem Kommentar.
Unicredit: Politische Gründe für den EZB-Kurswechsel
Die von der Europäischen Zentralbank (EZB) für dieses Jahr angekündigte deutliche Rücknahme der Stimulierungsmaßnahmen dürfte eher durch das politische Ziel der Beendigung der quantitativen Lockerung und der Negativzinsen bestimmt sein als durch wirtschaftliche Prognosen, meint Unicredit-Chefvolkswirt Erik F. Nielsen in einer Notiz. "Getrieben von der Angst einer starken Minderheit und ihrer offensichtlichen Drohung, die EZB-Politik erneut öffentlich zu untergraben, ziehen sich Lagarde und die Tauben zurück", meint er.
ING: EZB zieht Ende der APP-Nettokäufe auf Ende 3Q vor
ING-Europa-Chefvolkswirt Carsten Brzeski erwartet, dass der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) im März beschließen wird, das Ende der Nettokäufe unter dem APP-Programm auf Ende drittes (bisher: viertes) Quartal vorzuziehen. "Damit wäre der Weg für eine Zinserhöhung im vierten Quartal frei", schreibt Brzeski in einem Kommentar. Der Ökonom nimmt an, dass die Prognosen, die der volkswirtschaftliche Stab der EZB derzeit berechnet, für 2023 und 2024 höhere Inflationsraten als im Dezember (1,8 Prozent) zeigen werden. "Alleine durch den seither gestiegenen Ölpreis kommen 0,1 bis 0,2 Prozentpunkte hinzu", kalkuliert er.
George: Fed sollte Abbau von Portfolio durch Verkauf erwägen
Die US-Zentralbank sollte nach Ansicht einer hochrangigen Notenbankerin den Verkauf von Anleihen aus ihrem 9 Billionen Dollar schweren Anlageportfolio in Betracht ziehen, um die hohe Inflation zu bekämpfen und sich vor schädlichen Auswirkungen zu schützen, die sich aus der Anhebung der kurzfristigen Zinsen über die langfristigen Zinsen ergeben können. In einem Interview sagte Esther George, Präsidentin der Kansas City Fed, dass ein Nachteil der quantitativen Lockerung darin bestehe, dass die Währungshüter nun möglicherweise mehr Komplikationen bei der Beseitigung der Stimulierung durch die Verwendung von zwei geldpolitischen Instrumenten - Zinssätze und Anleihenportfolio - hätten.
George zurückhaltend zu Zinsschritt um 50 Basispunkte
In einem Interview mit dem Wall Street Journal sagte die Präsidentin der Kansas City Fed, Esther George, dass die Zentralbank den Verkauf von Vermögenswerten in Betracht ziehen sollte, aber auch, dass sie nicht von der Notwendigkeit einer Zinserhöhung um 50 Basispunkte im März überzeugt sei. George sagte, die Fed habe nicht den Luxus, mehr Zeit für die Ausarbeitung ihrer Strategie zum Verkauf von Anleihen aufwenden zu können, obwohl sie nicht gezwungen sei, einen Schritt im März anzukündigen.
Ministerium: Indikatoren deuten auf weiter stabilisierte Lage der Industrie
Das Bundeswirtschaftsministerium erwartet eine zunehmende Verbesserung der konjunkturellen Lage in der deutschen Industrie und ein Nachlassen des Inflationsdrucks. "Am aktuellen Rand deuten die Indikatoren auf eine weiter stabilisierte Lage in der Industrie hin", erklärte das Ministerium in seinem Monatsbericht. Die Inflationsrate von 4,9 Prozent im Januar sei "maßgeblich getrieben durch einen erneut kräftigen Anstieg insbesondere der fossilen Energiepreise". Für den weiteren Jahresverlauf deuteten die Terminkontrakte Rohöl aber "auf eine gewisse Entspannung der Energiepreise" hin.
BVR fordert mehr Anreize für Zukunftsinvestitionen
Auch wenn sich mit dem am Dienstag anstehenden ZEW-Index für Februar die Anzeichen für eine Konjunkturerholung verdichteten, sieht der Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) nach eigenen Angaben "noch keine nachhaltige Belebung der Investitionen in Deutschland". Schätzungen des BVR signalisierten, dass die Bruttoanlageinvestitionen im ersten Quartal 2022 gegenüber dem Vorquartal nur um 0,5 Prozent expandieren würden, nachdem sie bereits 2021 im Wesentlichen seitwärts tendierten, erklärte der Verband in seinem jüngsten Konjunkturbericht.
Lindner bestellt Feld zu seinem Ökonomie-Beauftragten
Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) hat den früheren Chef der Wirtschaftsweisen, Lars Feld, zum "Persönlichen Beauftragten des Bundesministers der Finanzen für die gesamtwirtschaftliche Entwicklung" bestellt. Das gab das Finanzministerium offiziell in Berlin bekannt. In dieser Rolle werde Feld Lindner bei der Bewertung makroökonomischer Fragestellungen unterstützen. "Stabile Staatsfinanzen und eine maßvolle Fiskalpolitik bilden die Grundpfeiler einer funktionierenden Sozialen Marktwirtschaft", erklärte Lindner. "Kaum ein anderer Ökonom in unserem Land hebt diesen Zusammenhang immer wieder so deutlich hervor wie Professor Lars Feld."
Habeck betont Chancen für Werften aus ökologischem Umbau
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hat vor Gesprächen in Mecklenburg-Vorpommern und einem dabei geplanten Besuch der MV Werften in Wismar auf mit der Wirtschaft zu entwickelnde Zukunftsperspektiven für die Werftenindustrie gedrungen und dafür Chancen aus der ökologischen Transformation betont. "Die MV Werften sind der größte Industriebetrieb in Mecklenburg-Vorpommern und ein wichtiger Auftraggeber für zahlreiche Zulieferbetriebe", sagte Habeck. Bund und Land hätten daher in den vergangenen Monaten alle Anstrengungen unternommen, um eine Insolvenz abzuwenden.
Report: Gefühl "kollektiver Hilflosigkeit" in G7-Staaten wegen Krisen
Wegen der Vielzahl an Krisen in der Welt weitet sich einem Bericht der Münchner Sicherheitskonferenz (MSK) zufolge in den G7-Staaten das Gefühl einer "kollektiven Hilflosigkeit" aus. Vor allem in Europa wachse die Besorgnis wegen eines zunehmenden Kontrollverlusts, heißt es in dem Report, der in Berlin wenige Tage Beginn der MSK veröffentlicht wurde. Die Gesellschaften in den untersuchten Staaten, darunter Deutschland, litten zunehmend unter einer Form von "Hilflosigkeit", heißt es in dem Bericht.
DJG/DJN/AFP/apo
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February 14, 2022 07:30 ET (12:30 GMT)
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