DJ EZB/Villeroy de Galhau will mehr Flexibilität bei Zins und APP
Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)--Die Europäische Zentralbank (EZB) sollte sich nach Meinung von EZB-Ratsmitglied Francois Villeroy de Galhau mehr Flexibilität bei der Festlegung von Wertpapierkäufen und Zinsen geben. Der Gouverneur der Banque de France plädierte in einer Konferenz der Londons School of Economics dafür, das Volumen der Nettowertpapierkäufe unter dem APP-Programm nicht mehr quartalsweise sondern für kürzere Zeiträume festzulegen. Zudem sollte die laut aktueller Forward Guidance "quasi automatische" Verbindung zwischen dem Ende der APP-Nettokäufe und der ersten Zinserhöhung aufgehoben werden.
"Ich bin nach wie vor der Meinung, dass ein gewisser Übergang zwischen dem Ende der PEPP-Nettokäufe im März und dem Ende der APP-Nettokäufe sinnvoll ist: Diese Verringerung könnte jedoch in einem zweimonatlichen oder monatlichen Rhythmus statt in einem vierteljährlichen erfolgen, und die APP-Käufe könnten daher im dritten Quartal enden, worüber zu gegebener Zeit zu diskutieren wäre", sagte Villeroy de Galhau.
Parallel dazu könnte die EZB ihre Forward Guidance zum APP dahingehend ändern, dass sie nicht mehr in Aussicht stelle, dass die Nettokäufe "kurz vor" der ersten Zinserhöhung endeten. "Dies wäre eine Möglichkeit, die quasi automatische zeitliche Verknüpfung zwischen den beiden Instrumenten zu durchbrechen und gleichzeitig die Abfolge beizubehalten. Die erste Zinserhöhung könnte dann wenn nötig auch später erfolgen.
Nach Aussage des Franzosen hätte das den Vorteil, dass die EZB die aktuellsten Inflationsaussichten berücksichtigen könnte, bevor sie über "den Kalender der Zinserhöhungen" entscheide - "eine Entscheidung, die wir ohnehin nicht vor unserer Juni-Sitzung treffen müssen", wie das EZB-Ratsmitglied sagte. "Jegliche Spekulationen über diesen Zeitplan für künftige Zinserhöhungen sind zum jetzigen Zeitpunkt verfrüht."
Villeroy de Galhau sieht zwei in der Zins-Guidance formulierte Bedingungen für höhere Zinsen bereits erfüllt. Offen sei lediglich die dritte - dass die Inflation über den gesamten Prognosehorizont bei 2 Prozent liegen müsse. "Dies könnte sich in den nächsten Quartalen möglicherweise ändern - allerdings sollten wir uns der Unsicherheit unserer dreijährigen Inflationsprognosen im aktuell außergewöhnlichen Umfeld bewusst sein", sagte er. Das gelte besonders deshalb, weil der Preisdruck von sektorspezifischen Angebotsengpässen ausgehe und es bisher nur mäßige Anzeichen für Auswirkungen auf die Löhne gebe.
Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dowjones.com
DJG/hab/sha
(END) Dow Jones Newswires
February 16, 2022 05:24 ET (10:24 GMT)
Copyright (c) 2022 Dow Jones & Company, Inc.