LUHANSK/KIEW (dpa-AFX) - Die ostukrainischen Separatisten und ukrainische Regierungstruppen haben sich gegenseitig Verstöße gegen den geltenden Waffenstillstand vorgeworfen. Die Luhansker Rebellen teilten am Donnerstag mit, vor allem in den Morgenstunden seien an mehreren Orten im Luhansker Gebiet Dutzende Mörsergranaten abgefeuert worden. Auch im Donezker Gebiet seien Stellungen der Aufständischen beschossen worden. Die Rebellen hätten das Feuer erwidert. Regierungsangaben zufolge sollen wiederum die Separatisten im Laufe des Tages mehr als 30 Mal gegen den Waffenstillstand verstoßen haben.
Nach Berichten über den Beschuss eines Kindergartens im Regierungsgebiet wandte sich der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj später an die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) und an Diplomaten - mit der Aufforderung, in der Ukraine zu bleiben. Drei Zivilisten sollen demnach leicht verletzt worden sein. Am Abend sprachen die Separatisten im Donezker Gebiet von einer verletzten Zivilistin.
Beide Seiten berichteten nichts von Todesopfern in den eigenen Reihen. Unabhängige Darstellungen lagen zunächst nicht vor. In den vergangenen Tagen hatten die OSZE-Waffenstillstandsbeobachter durchschnittlich weniger Verstöße festgestellt als im Vorjahr.
Die US-Botschaft in Kiew beschuldigte Moskau, hinter dem Vorfall zu stehen. "Der Aggressor im Donbass ist klar - Russland", twitterte sie. Ähnliche Vorwürfe äußerte der britische Premier Boris Johnson.
Dagegen sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow der Agentur Interfax zufolge in Moskau, Kiew habe seine "provokativen Handlungen" in den vergangenen Tagen verstärkt. "Das ist eine sehr, sehr gefährliche Situation", sagte Peskow. Im Westen werde immer nur über das Angriffspotenzial Russlands, nicht über das der Ukraine gesprochen.
Seit 2014 kämpfen in den ostukrainischen Gebieten Donezk und Luhansk unweit der russischen Grenze vom Westen unterstützte Regierungstruppen gegen von Russland unterstützte Separatisten. UN-Schätzungen zufolge wurden bereits mehr als 14 000 Menschen getötet, zumeist im Separatistengebiet. Ein Friedensplan von 2015 wird nicht umgesetzt./ast/DP/nas