FRANKFURT (dpa-AFX) - Ein weiterer ranghoher Vertreter der Europäischen Zentralbank (EZB) hat sich für ein baldiges Ende der milliardenschweren Wertpapierkäufe ausgesprochen. Er könne sich ein Ende der Nettokäufe unter dem allgemeinen Kaufprogramms APP im August vorstellen, sagte der slowakische Notenbankchef Peter Kazimir am Freitag der Nachrichtenagentur Bloomberg. Zugleich sprach er sich dafür aus, im geldpolitischen Ausblick Wertpapierkäufe und Zinsschritte unabhängig voneinander zu behandeln, um mehr Flexibilität zu erlangen.
Das allgemeine Kaufprogramm APP wurde lange vor der Corona-Pandemie aufgelegt, um die Wirtschaft im Euroraum anzuschieben und den schwachen Preisauftrieb zu beschleunigen. Kazimir sagte, die Gründe für das Programm seien mittlerweile in den Hintergrund getreten, während die negativen Nebenwirkungen stärker würden. Das Kaufprogramm Pepp, unter dem die EZB seit der Corona-Krise ebenfalls Wertpapiere wie Staatsanleihen kauft, soll bereits im März beendet werden.
Ähnlich wie Kazimir hatte sich in dieser Woche der französische Notenbankchef Francois Villeroy de Galhau geäußert. Er brachte eine Beendigung der APP-Nettokäufe im Sommerquartal ins Gespräch. Ähnlich wie Kazimir schlug der Franzose vor, in der Geldpolitik den Zinsausblick von den Wertpapierkäufen zu lösen. Derzeit heißt es von der EZB, die Wertpapierkäufe sollen kurz vor einer ersten Zinsanhebung enden.
Grund für die absehbar straffere Linie der EZB ist die hohe Teuerung im Euroraum von zuletzt 5,1 Prozent. Die EZB geht allerdings wesentlich vorsichtiger vor als andere große Zentralbanken wie die US-Notenbank Fed oder die britische Notenbank. Während die Fed auf eine Zinswende im März zusteuert, hat die Bank of England schon mit Zinsanhebungen begonnen./bgf/jkr/stk