DJ IfW: Gasembargo träfe Russlands Wirtschaft am stärksten
Von Andreas Kißler
BERLIN (Dow Jones)--Ein Handelsstopp mit Gas träfe nach Berechnungen des Kiel Instituts für Weltwirtschaft (IfW) die russische Wirtschaft als Sanktion des Westens am härtesten. Russlands Bruttoinlandsprodukt (BIP) würde dann um 2,9 Prozent einbrechen, erklärte das IfW. Deutschlands BIP dagegen würde sogar leicht um 0,1 Prozent zunehmen, ebenso würde das BIP der EU minimal steigen. Die Berechnungen gelten den Angaben zufolge ebenso für den Fall, dass ein Gasembargo von Seiten Russlands verhängt würde.
Grund für das für Deutschland erwartete Plus sei, dass die westlichen Verbündeten die fehlenden Importe Russlands durch Produkte der Bündnispartner ersetzen würden und hier Deutschland besonders wettbewerbsfähig sei. Im Falle eines Gasembargos hätte Deutschland beispielsweise bei der energieintensiven Produktion und Verarbeitung von Metallen einen Kostenvorteil, weil sein Energiemix nur zu verhältnismäßig geringen Teilen aus russischem Gas bestehe.
Ein Handelsembargo mit Öl hätte nach den Berechnungen des Kieler Instituts für Russland einen Rückgang der Wirtschaftsleistung um 1,2 Prozent zur Folge, in Deutschland und der EU um jeweils 0,1 Prozent. Ein Embargo für Maschinen und Maschinenteile ließe Russlands Wirtschaft um 0,5 Prozent schrumpfen, ein Embargo auf Fahrzeuge und Fahrzeugteile um 0,3 Prozent. Für Deutschland und die EU hätten beide Maßnahmen nur minimal negative Effekte.
"Unsere Berechnungen sind exemplarischer Natur, aber sie zeigen klar, dass die mittelfristigen wirtschaftlichen Folgen von Handelsembargos Russland sehr viel härter treffen würden als die westlichen Verbündeten", sagte IfW-Handelsforscher Hendrik Mahlkow, der die Berechnungen durchführte. Aus diesem Grund wäre zum einen die Drohung Russlands mit einem Lieferstopp für Gas und/oder Öl wenig glaubhaft. Auf der anderen Seite sei ein Stopp von Nord Stream 2 durch die Bundesregierung "absolut nachvollziehbar".
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February 23, 2022 04:47 ET (09:47 GMT)
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