NEW YORK/LONDON (dpa-AFX) - Die Ölpreise haben am Mittwoch nach den starken Schwankungen am Vortag nachgegeben. Gegen Mittag kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent 96,30 US-Dollar. Das waren 54 Cent weniger als am Vortag. Der Preis für ein Fass der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) fiel um 64 Cent auf 91,27 Dollar.
Am Vortag hatten die Ölpreise angesichts der eskalierten Ukraine-Krise zunächst Höchststände seit dem Jahr 2014 erreicht, waren im Handelsverlauf aber deutlich unter Druck geraten. Am Mittwoch fielen sie dann weiter.
"Die Beruhigung des Marktes dürfte stark damit zusammenhängen, dass die bisher beschlossenen Sanktionen des Westens gegen Russland nicht zu einer Beeinträchtigung der Energielieferungen führen dürften", kommentierte Carsten Fritsch, Rohstoffexperte bei der Commerzbank. Er verwies zudem auf US-Offizielle, laut denen auch in naher Zukunft Sanktionen nicht auf die Lieferung von Öl und Gas zielen würden. Es gebe jedoch die Gefahr, dass Russland die Lieferungen im Rahmen von Gegensanktionen reduzieren könnte.
Gedrückt werden die Ölpreise zudem durch die Aussicht auf einen Durchbruch in den Atomverhandlungen mit dem Iran. Bei einer Einigung könnten Sanktionen gegen das Land aufgehoben werden. Erdölexporte des Iran könnten so einen Teil möglicher Lieferausfälle aus Russland kompensieren.
Auch bei den Erdgaspreisen setzte eine Beruhigung ein, nachdem Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) angekündigt hatte, den Genehmigungsprozess für die Pipeline Nord Stream 2 vorerst zu stoppen. Laut Fritsch sorgt für Entspannung, dass sich der Abstand zwischen den aktuellen und den üblichen Füllständen in den europäischen Gasspeichern dank eines bislang eher milden Winters in den letzten Wochen verringert hat. Zudem hätten russische Vertreter deutlich gemacht, dass sie die Lieferungen nicht verringern wollten./jsl/bgf/jha/