DJ Rabobank: Zentralbanken entscheiden sich für kleineres Übel
Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)--Die westlichen Zentralbanken werden nach Einschätzung der Analysten der Rabobank trotz des Kriegs in der Ukraine ihre Geldpolitik straffen und sich damit für das "kleinere Übel" entscheiden. "Sie erhöhen die Zinsen, um ein angebotsseitiges Problem anzugehen, für das es keine direkte Lösung gibt, anstatt nichts zu tun und damit das Risiko von so genannten Zweitrundeneffekten einzugehen", heißt es in einem Kommentar der Bank.
Zur Wahrung der Glaubwürdigkeit ergibt diese Strategie aus ihrer Sicht durchaus Sinn: "Wenn ein politischer Fehler begangen wird, dann könnten im Nachhinein als übermäßig drakonisch wahrgenommene Reaktionen die Glaubwürdigkeit einer Zentralbank bei der Inflationsbekämpfung nur stärken, während ein tatenloses Zusehen dabei, wie der Inflationsgeist wieder aus der Flasche kommt, diese Glaubwürdigkeit zunichtemachen könnte", argumentieren sie.
Die Situation in der Ukraine führt nach Meinung der Rabobank-Analysten zu einer weiteren und sehr bedeutenden Verschärfung der entgegengesetzten Risiken, mit denen die politischen Entscheidungsträger konfrontiert sind: Der Kostendruck aufgrund der unterbrochenen Versorgung mit Energie und Weizen nehme zu, und die Abwärtsrisiken für das Wachstum stiegen, da die realen Gewinne und vor allem die Realeinkommen noch stärker unter Druck gerieten.
Bisher hätten die Finanzmärkte Zinserhöhungen durch US-Notenbank und Europäische Zentralbank (EZB) nicht ausgepreist.
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February 24, 2022 07:01 ET (12:01 GMT)
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