DJ EZB/Schnabel warnt vor weiter steigender Inflation
Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)--Die Inflation im Euroraum könnte nach Aussage von EZB-Direktorin Isabel Schnabel zunächst noch weiter steigen, ehe sie im Jahresverlauf sinkt. In einem Vortrag in der London School of Economics warnte Schnabel, dass der Preisdruck zuletzt weiter an Breite gewonnen habe.
"Die breit angelegte Natur der jüngsten Inflationsüberraschungen, die weit über die Energiekomponente hinausgehen, bedeutet, dass erhebliche Unsicherheit darüber besteht, wann der Inflationshöhepunkt schließlich erreicht sein wird", sagte sie. Die Inflation könnte in nächster Zeit sogar noch weiter steigen, bevor sie im Laufe des Jahres 2022 allmählich zurückgeht, da sich die Energiepreisinflation verlangsamen dürfte.
"Der Rückgang wird jedoch nicht annähernd so schnell vonstattengehen, wie wir bisher angenommen haben." Außerdem werde es immer wahrscheinlicher, dass sich die Inflation mittelfristig dem Ziel von 2 Prozent eher von oben als von unten nähere.
"In diesem Umfeld muss die Geldpolitik sicherstellen, dass die Kräfte, die heute die Preise in die Höhe treiben, die Preisstabilität auf mittlere Sicht nicht gefährden", forderte Schnabel. Haushalte und Unternehmen zählten auf die EZB, um ihre Kaufkraft zu schützen, ohne die derzeitige kräftige Erholung von der Krise zu gefährden.
Mit Blick auf den Ukraine-Krieg sagte die EZB-Direktorin, Zentralbanken müssten in unsicheren Zeiten eine Quelle der Zuversicht sein und der Realwirtschaft ein sicherere Anker. "Unsere Gedanken sind bei den Menschen in der Ukraine."
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February 24, 2022 11:21 ET (16:21 GMT)
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