DJ Deutschland weist für 2021 Maastricht-Defizit von 3,7 Prozent aus
FRANKFURT (Dow Jones)--Deutschland hat 2021 zum zweiten Mal in Folge pandemiebedingt ein gesamtstaatliches Defizit aufgewiesen. Gemessen am nominalen Bruttoinlandsprodukt (BIP) betrug die Defizitquote 3,7 Prozent. Nach vorläufigen Berechnungen des Statistischen Bundesamtes (Destatis) ergab sich ein Finanzierungsdefizit des Staates von 132,5 Milliarden Euro.
"Das Defizit bleibt damit hoch, verringerte sich aber im Vorjahresvergleich um 12,8 Milliarden Euro", teilten die Statistiker mit. Die Einnahmen des Staates erhöhten sich gegenüber 2020 um 8,9 Prozent auf 1.705,8 Milliarden Euro, die Ausgaben um 7,4 Prozent auf 1.838,2 Milliarden Euro.
Das gesamtstaatliche Finanzierungsdefizit war 2021 zum größten Teil im Defizit des Bundes begründet, das im Zusammenhang mit den hohen Kosten der Corona-Pandemie weiter gestiegen ist. Es lag bei 143,4 Milliarden Euro und stieg im Vergleich zum Vorjahr um 57,0 Milliarden Euro. Die Finanzierungssalden der Länder (5,1 Milliarden Euro), der Gemeinden (1,4 Milliarden Euro) und der Sozialversicherungen (4,4 Milliarden Euro) 2021 waren hingegen auch aufgrund hoher Transfers vom Bund leicht positiv.
Die Steuereinnahmen stiegen um 12,9 Prozent. Diese Entwicklung beruhte vor allem auf höheren Einnahmen aus den Unternehmenssteuern. So verzeichneten die Körperschafts- und die Gewerbesteuereinnahmen starke Zuwächse (71,4 bzw 24,4 Prozent). Zudem trug ein Basiseffekt durch die gesenkten Umsatzsteuersätze im zweiten Halbjahr 2020 zum Anstieg bei den Gütersteuern bei. Außerdem wurden 2021 erstmalig Einnahmen durch die neu eingeführte CO2-Steuer erzielt. Der Anstieg der Lohnsteuereinnahmen wurde dagegen durch den Wegfall des Solidaritätszuschlags für die meisten Beschäftigten gedämpft, so Destatis.
Die Bekämpfung der Corona-Pandemie trug auch 2021 maßgeblich zum Anstieg der Staatsausgaben bei. So führten die Beschaffung von Impfstoffen und Schutzausrüstung, die Errichtung und der Betrieb von Impfzentren sowie die Durchführung von Corona-Tests zu einem weiteren Anstieg der Vorleistungen um 10,8 Prozent.
Außerdem spiegeln sich neben den Corona-Überbrückungshilfen der 2021 eingeführte Bundeszuschuss zur Senkung der EEG-Umlage sowie die Förderung des Kaufs von Elektroautos durch die 2020 eingeführte Innovationsprämie im Anstieg der Subventionen (plus 47,3 Prozent) wider. Die geleisteten Vermögenstransfers (plus 42,0 Prozent) stiegen ebenfalls stark, unter anderem durch Ausgleichszahlungen für Atomkraftwerksbetreiber, Zuschüsse für Investitionen in Energieeffizienz und erneuerbare Energien beim Bau von Gebäuden sowie Aufbauhilfen für die Flutopfer des Juli-Hochwassers.
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February 25, 2022 02:45 ET (07:45 GMT)
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