
DJ EZB/Panetta warnt vor verfrühter Straffung der Geldpolitik
Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)--EZB-Direktor Fabio Panetta hat die Europäische Zentralbank (EZB) angesichts des Ukraine-Kriegs vor einer verfrühten Straffung ihrer Geldpolitik gewarnt. Panetta sagt bei einem Online-Seminar laut veröffentlichtem Redetext: "Der dramatische Konflikt in der Ukraine belastet sowohl die Angebots- als auch die Nachfragebedingungen, was die Unsicherheit erhöht und die Risiken für die mittelfristigen Inflationsaussichten auf beiden Seiten verschärft." In diesem Umfeld wäre es unklug, sich auf künftige politische Schritte festzulegen, bis die Auswirkungen der aktuellen Krise klarer geworden seien.
Der EZB-Rat berät am 9./10. März darüber, ob er die Nettoanleihekäufe schon im Herbst beenden soll, um damit den Weg für eine erste Zinserhöhung in diesem Jahr freizumachen. Im Februar hatte er seinen Beschluss von Dezember bestätigt, dass die Nettokäufe unter dem Pandemieprogramm PEPP Ende März beendet werden sollen. Dies sollte allerdings von vorübergehend höheren Käufen unter dem APP-Programm begleitet werden, für das es zudem keinen Endtermin gibt.
Viele Analysten hatten angesichts der ungebremst steigenden Inflation im Euroraum erwartet, dass die EZB die Normalisierung ihrer Geldpolitik beschleunigen würde, wenn die im März anstehenden Prognosen des EZB-Stabs auf eine mittelfristige Inflation von 2 Prozent hindeuten sollten. Der russische Einmarsch in die Ukraine hat jedoch nicht nur die Energiepreise weiter steigen lassen, sondern auch die Unsicherheit für Unternehmen und Konsumenten erhöht. Das könnte das Wachstum und damit auch die mittelfristige Inflation bremsen.
EZB-Präsidentin Christine Lagarde hatte am Freitag gesagt, dass die EZB alle notwendigen Maßnahmen zur Bewahrung von Finanz- und Preisstabilität ergreifen werde. Gegenwärtig überarbeite sie die im März zu veröffentlichenden Wachstums- und Inflationsprognosen. Sie sprach dabei von "Fine Tuning".
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February 28, 2022 08:19 ET (13:19 GMT)
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