DJ PRESSESPIEGEL/Zinsen, Konjunktur, Kapitalmärkte, Branchen
Die wirtschaftsrelevanten Themen aus den Medien, zusammengestellt von Dow Jones Newswires.
SANKTIONEN - Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) kündigt weitere Sanktionen gegen Russland an. "Wir müssen noch wesentlich stärker gegen Putins Unterstützer vorgehen: Oligarchen, die ihre Kinder an englische Privatschulen schicken, an der Côte d'Azur Villen haben und auf dem Kurfürstendamm einkaufen", sagte Lindner in einem Interview. Deren Vermögenswerte und Kapitalströme müssten identifiziert und trockengelegt werden. Lindner plädierte zudem für eine Neuaufstellung der deutschen Energiepolitik. (Handelsblatt)
WEHRPFLICHT - Der Generalinspekteur der Bundeswehr, Eberhard Zorn, hat sich gegen eine Wiedereinführung der Wehrpflicht ausgesprochen. "Die Wehrpflicht, so, wie wir sie noch kennen, ist in der jetzigen Situation nicht erforderlich", sagte Zorn. Die Bundeswehr und ihre Aufgaben hätten sich verändert. "Für den Kampf im Cyberraum, um nur ein Beispiel zu nennen, sind Wehrpflichtige absolut ungeeignet", sagte der oberste Soldat der Bundeswehr. "Wir brauchen gut ausgebildetes, in Teilen sogar hochspezialisiertes Personal, um das gesamte Aufgabenspektrum abzudecken." (Funke)
ANSCHLÄGE - Vor dem Hintergrund des Ukraine-Russland-Konflikts haben die Polizeigewerkschaften vor Anschlägen auf Einrichtungen beider Staaten in Deutschland gewarnt. Der Bundesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Oliver Malchow, sagte: "Denkbar sind gewalttätige Konflikte zwischen Sympathisanten beider Gruppen in der Bundesrepublik. Dazu zählen auch Anschläge auf Repräsentanzen und offizielle Einrichtungen beider Staaten." Die Polizeien von Bund und Ländern müssten für den Ernstfall bereit sein, täglich würden die Auswirkungen des Konflikts auf die innere Sicherheit hierzulande neu bewertet. (Neue Osnabrücker Zeitung)
ATOMKRAFT - Ifo-Energieexpertin Karen Pittel sieht in einer längeren Atomkraftnutzung eine große Chance, Deutschland rasch unabhängiger von russischem Gas zu machen. "Durch längere Laufzeiten könnte schon ein erheblicher Teil womöglich ausfallender Erdgaslieferungen kompensiert werden", sagte die Leiterin des Ifo-Zentrums für Energie, Klima und Ressourcen. "Wenn man längere AKW-Laufzeiten unbedingt braucht, um die Energieversorgung sicherzustellen, dann muss man es machen, auch wenn es teuer wird." 2021 seien mit 125 Terawattstunden Erdgas rund 52 Terawatt Strom erzeugt worden. "Die verbliebenen drei Atomkraftwerke liefern ungefähr 30 Terawattstunden Strom, also etwas mehr als die Hälfte", bezifferte sie das Potenzial. (Neue Osnabrücker Zeitung)
RÜSTUNG - Die deutsche Rüstungsindustrie fordert vereinfachte Beschaffungsverfahren, um die Bundeswehr schnell mit zusätzlicher Ausrüstung versorgen zu können, und wirbt außerdem dafür, die Branche als nachhaltig im Sinne der EU-Taxonomie anzuerkennen. "Die Bundeswehr soll möglichst schnell in wirkliche Bereitschaft versetzt werden. Dafür brauchen wir jetzt einen undogmatischen Ansatz", sagte der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der Deutschen Sicherheits- und Verteidigungsindustrie (BDSV), Hans Christoph Atzpodien. "Vergaben ohne Ausschreibungen sind zum Beispiel rechtlich möglich", so Atzpodien weiter. Die EU-Regeln ließen das bei Waffen, Munition und Kriegsmaterial ausdrücklich zu. (Redaktionsnetzwerk Deutschland)
CHEMIE - Wegen des Kriegs in der Ukraine fürchten Firmen wie Covestro und BASF, dass ihr wichtiger Rohstoff Gas knapp wird. Das Leben dürfte teurer werden, weil Energiepreise infolge des Krieges in der Ukraine steigen könnten, und Firmen daraufhin mehr Geld für ihre Produkte verlangen. Vor allem der starke Anstieg der Erdgaspreise trifft die Chemieindustrie gleich doppelt: Sie braucht zum einen den Energieträger, den Deutschland bislang vor allem aus Russland importiert, für ihre eigene Strom- und Dampferzeugung. Zum anderen ist Erdgas ein wichtiger chemischer Rohstoff, etwa für Stickstoffdünger, für Wasserstoff oder auch den Kraftstoff-Zusatz Adblue, dessen Preis in den vergangenen Monaten merklich gestiegen ist. Die Folgen dürften früher oder später auch Verbraucher spüren. (Süddeutsche Zeitung)
LNG - Die Projektgesellschaft Tree Energy Solutions (TES), hinter der die belgische Investorengruppe Atlasinvest steht, plant in Wilhelmshaven den Bau eines LNG-Terminals. "Die Bundesregierung hat uns darum gebeten, ein LNG-Terminal in unsere geplante Wasserstoff-Fabrik zu integrieren, um die Importabhängigkeit von Russland so schnell wie möglich zu verringern", sagt Otto Waterlander, Chief Operational Officer von TES. Dieser Bitte werde man nachkommen. In drei Jahren soll das Terminal in Betrieb gehen. (Handelsblatt)
EZB - Die europäischen Staatanleihemärkte beginnen eine Zinserhöhung durch die Europäische Zentralbank (EZB) in diesem Jahr angesichts des Ukraine-Kriegs auszupreisen. Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen sank am Dienstag erstmals seit einem Monat wieder in den negativen Bereich. Zinsderivate preisen eine Anhebung des Einlagenzinses (minus 0,50 Prozent) bis Jahresende um weniger als 0,2 Prozentpunkte ein. (Financial Times)
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March 02, 2022 01:15 ET (06:15 GMT)
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