DJ EZB/Rehn: Vor Normalisierung die Folgen des Ukraine-Kriegs abwägen
FRANKFURT (Dow Jones)--Die Europäische Zentralbank (EZB) sollte ihre Geldpolitik nach Aussage von EZB-Ratsmitglied Olli Rehn nicht normalisieren, ehe sie die Folgen des Ukraine-Kriegs abschätzen kann. "Die Richtung der Normalisierung ist meiner Meinung nach immer noch angemessen", sagte Rehn in einem Interview der Nachrichtenagentur Bloomberg. Die wirtschaftliche Erholung sei relativ stark und die Beschäftigung nehme zu. "Angesichts der neuen Situation müssen wir jedoch einen Moment des Nachdenkens über das Tempo und die Art und Weise einer schrittweisen Normalisierung der Geldpolitik einlegen", fügte er hinzu.
Der Ukraine-Krieg treibt gegenwärtig die Energiepreise und damit die Inflation zusätzlich an. Zugleich erhöht er aber auch die Unsicherheit, was zusammen mit den Sanktionen gegen Russland für eine Eintrübung der Wachstumsaussichten sorgt. Das wiederum schwächt die Inflation mittelfristig.
"In einer solchen Situation ist es in der Regel besser, mit den Entscheidungen zu warten, bis die Sicht wieder frei ist, um Schaden zu vermeiden", sagte Rehn und setzte hinzu: "Wir würden eine Verlangsamung oder sogar eine Rezession in Europa riskieren, wenn wir voreilig handeln würden."
Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) wird in der nächsten Woche darüber beraten, in welchem Tempo er seine nach wie vor sehr akkomodierende Geldpolitik normalisieren soll. Grund sind anhaltend hohe Inflationsraten von über 5 Prozent. Die EZB will die Teuerung mittelfristig bei 2 Prozent halten.
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March 02, 2022 03:26 ET (08:26 GMT)
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