Bundesbank/Nagel: Inflation 2022 im Schnitt bei 5 Prozent
Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)--Die Deutsche Bundesbank rechnet nach den Worten ihres Präsidenten Joachim Nagel damit, dass der Energiepreisschub durch den russischen Überfall auf die Ukraine zu einem weiteren Inflationsanstieg in Deutschland führen wird. "Ich erwarte, dass wir unsere Prognose für die Inflationsrate in Deutschland 2022 abermals anheben müssen", erklärte Nagel anlässlich der Veröffentlichung des Geschäftsberichts der Bundesbank für 2021. Bereits im Februar habe die Bundesbank eine am Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) gemessene Inflationsrate von 4-1/2 Prozent für möglich gehalten.
"Mittlerweile rechnen die Fachleute der Bundesbank damit, dass die Inflationsrate im Jahresdurchschnitt 5 Prozent erreichen könnte", so Nagel. Für den Euroraum sei ebenfalls eine hohe Inflationsrate zu erwarten. "Wir müssen die Normalisierung unserer Geldpolitik im Blick behalten", forderte Nagel.
Analysten sind uneins darüber, ob die EZB in der nächsten Woche ihren Ausstieg aus den Nettoanleihekäufen wie bisher angenommen beschleunigen und damit den Weg für eine Zinserhöhung in diesem Jahr freimachen wird. Die vom volkswirtschaftlichen Stab der EZB ausgearbeiteten Wachstums- und Inflationsprognosen, auf deren Basis die EZB ihre Entscheidung am nächsten Donnerstag fällen wollte, sind vor dem Angriff Russlands auf die Ukraine fertiggestellt worden.
Die Bundesbank legte für 2021 ein ausgeglichenes Jahresergebnis vor. Wie im Vorjahr führt sie keinen Gewinn an den Bundeshaushalt ab. Nagel begründete das mit der notwendigen weiteren Aufstockung der Risikovorsorge aufgrund der geldpolitischen Notfallmaßnahmen im Zuge der Pandemie. "In den Jahren 2020 und 2021 haben sich die Risiken in unserer Bilanz im Vergleich zu der Zeit vor der Pandemie insgesamt stark erhöht", erklärte Nagel unter Verweis auf Zinsänderungsrisiken.
Gleichzeitig resultierten aus den umfangreichen Käufen von Wertpapieren, die auch Unternehmensanleihen umfassten, stark steigende Kreditrisiken. "Als umsichtige Notenbank müssen wir für diese Risiken Vorsorge betreiben", erklärte Nagel. Für den Jahresabschluss 2022 rechnet er mit einer weiteren Aufstockung der Risikovorsorge. Aktuell erhöhte die Bundesbank die Wagnisrückstellung in Höhe des verfügbaren Jahresergebnisses um 1,3 Milliarden Euro auf 20,2 Milliarden Euro. Im Jahr 2020 belief sich die Aufstockung aufgrund der günstigeren Ertragslage der Bundesbank noch auf 2,4 Milliarden Euro.
Im vergangenen Jahr hingegen ging der Nettozinsertrag, die wichtigste Position der Gewinn- und Verlustrechnung, von 2,9 Milliarden Euro auf 2,5 Milliarden Euro zurück. Aufgrund eines Sondereffekts bei den Personalrückstellungen stieg außerdem der Personalaufwand um 0,5 Milliarden Euro auf 1,1 Milliarden Euro.
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March 02, 2022 06:48 ET (11:48 GMT)
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