DJ HDE: Einzelhandel in Stadtzentren weit unter Vorkrisenniveau
Von Andreas Kißler
BERLIN (Dow Jones)--Auch nach Wegfall der 2G- und 3G-Beschränkungen im Einzelhandel erreichen große Teile der Branche nach Angaben des Handelsverbandes Deutschland (HDE) nach wie vor nicht das Umsatzniveau der Zeit vor Corona. Wie eine aktuelle deutschlandweite Umfrage des Verbandes unter 820 Handelsunternehmen aller Standorte, Größen und Betriebsformen zeige, hätten am meisten Händler in Innenstadtlagen zu kämpfen. Der HDE forderte angesichts dieser Entwicklung weitere Anstrengungen für attraktive Stadtzentren und ein Sonderprogramm zur Innenstadtentwicklung.
"Viele Handelsunternehmen sind noch weit von ihren normalen Umsätzen entfernt. Die Corona-Krise und ihre Auswirkungen ziehen nach wie vor eine tiefe Schleifspur durch die Innenstädte im ganzen Land", sagte HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth. Die Umfrage zeige, dass in der vergangenen Woche im stationären Nonfood-Handel die Umsätze durchschnittlich ein Fünftel unter den Vorkrisenwerten von 2019 gelegen hätten. Die Kundenfrequenzen erreichten in den Stadtzentren durchschnittlich nur 70 Prozent des Vorkrisenniveaus. In der Folge kämen vor allem die Hauptgeschäftslagen, deren Geschäftsmodell auf hohe Kundenzahlen ausgerichtet sei, "nur sehr langsam aus dem Krisenmodus".
Besonders schwach verläuft die Entwicklung dabei den Angaben zufolge im Bekleidungs- und Schuhhandel sowie in mittelständischen Betrieben. Deutlich besser, wenn auch ebenfalls unter dem Stand von 2019, laufe es im übrigen Nonfood-Handel - jenseits von Bekleidung und Schuhen. Hier liegt das Umsatzminus laut HDE bei 10 Prozent gegenüber 2019. "Viele Einzelhändler in den Innenstädten verzeichnen nach wie vor ein erhebliches Umsatzminus, die Menschen kommen noch nicht in ausreichender Anzahl zurück. Das bedroht am Ende ganze Stadtzentren, denn ohne lebendigen Einzelhandel gibt es keine attraktiven Innenstädte", sagte Genth.
Der HDE setze sich für ein Sonderprogramm zur Innenstadtentwicklung mit jährlich mindestens 500 Millionen Euro für eine Laufzeit von fünf Jahren ein. Auf diesem Weg sollten unter anderem innovative Konzepte und städtebauliche Maßnahmen zur Attraktivitätssteigerung und Modernisierung bestehender und neuer Ladengeschäfte, sowie Gastronomie-, Kultur-, Bildungs-, Freizeit- und Sozialeinrichtungen gefördert werden. Zudem forderte der HDE die Einführung von Sonderabschreibungen für Investitionen in Innenstädten und die Einrichtung einer Vereinigung als "Bundesstiftung Allianz für Innenstädte" unter Federführung des Bundesbauministeriums.
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March 04, 2022 04:02 ET (09:02 GMT)
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