
DJ ÜBERBLICK am Mittag/Konjunktur, Zentralbanken, Politik
Die wichtigsten Ereignisse und Meldungen zu Konjunktur, Zentralbanken, Politik aus dem Programm von Dow Jones Newswires
Deutsche Exporte fallen im Januar wider Erwarten
Die deutsche Exportwirtschaft hat im Januar einen überraschenden Rückschlag erlitten. Die Exporteure verkauften kalender- und saisonbereinigt 2,8 Prozent weniger im Ausland als im Vormonat, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilte. Von Dow Jones Newswires befragte Ökonomen hatten dagegen ein Plus von 1,3 Prozent erwartet. Im Vergleich zum Vorjahresmonat lagen die Exporte um 7,5 Prozent höher.
Schwache deutsche Euroraum-Exporte folgen auf starken Vormonat
Der kalender- und saisonbereinigte Rückgang der deutschen Ausfuhren in den Euroraum im Januar um 8,8 Prozent könnte auch auf einen außergewöhnlich starken Vormonat Dezember zurückzuführen sein. Wie aus Daten des Statistischen Bundesamts hervorgeht, waren die Ausfuhren nach Frankreich im Dezember 2021 mit 8,472 Milliarden Euro um knapp 18 Prozent höher als im Dezember 2019 mit 7,197 Milliarden Euro. Die unbereinigten Exporte nach Italien stiegen um 24 Prozent auf 6,079 Milliarden Euro. Detaildaten für Januar liegen noch nicht vor.
DIHK: Gesamtjahr beim Export wird ein absolut dunkles sein
Der Außenwirtschaftschef des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Volker Treier, erwartet nach den jüngsten Exportzahlen ein sehr schlechtes Ergebnis im Gesamtjahr und hält sogar einen realen Rückgang für möglich. "Der Exportrückgang zu Jahresbeginn zeigt, wie schwierig das Umfeld für die deutsche Exportwirtschaft im Jahr 2022 ist", sagte Treier. "Angesichts des Krieges in der Ukraine wird klar, dass das Gesamtjahr ein absolut dunkles sein wird."
VP: Exporte und Autobauer werden unter Ukraine leiden
Ein schlechtes Vorzeichen sehen Marktteilnehmer im überraschenden Einbruch der deutschen Exporte im Januar. Die Daten erhielten angesichts des Ukraine-Krieges nicht die angemessene Aufmerksamkeit am Markt, heißt es. Denn der Export sei bereits vor Kriegsausbruch um 2,8 Prozent gefallen, während Ökonomen mit 1,3 Prozent Plus gerechnet hatten. Dabei werde der Krieg erst noch zu einer Belastung werden, warnt Chef-Volkswirt Thomas Gitzel von der VP-Bank. Die deutlich rückläufigen Exporte seien "eine herbe Enttäuschung".
HDE: Einzelhandel in Stadtzentren weit unter Vorkrisenniveau
Auch nach Wegfall der 2G- und 3G-Beschränkungen im Einzelhandel erreichen große Teile der Branche nach Angaben des Handelsverbandes Deutschland (HDE) nach wie vor nicht das Umsatzniveau der Zeit vor Corona. Wie eine aktuelle deutschlandweite Umfrage des Verbandes unter 820 Handelsunternehmen aller Standorte, Größen und Betriebsformen zeige, hätten am meisten Händler in Innenstadtlagen zu kämpfen. Der HDE forderte angesichts dieser Entwicklung weitere Anstrengungen für attraktive Stadtzentren und ein Sonderprogramm zur Innenstadtentwicklung.
Commerzbank: EZB setzt Normalisierung vorsichtig fort
Commerzbank-Volkswirt Michael Schubert rechnet damit, dass der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) seine Geldpolitik trotz des Ukraine-Kriegs vorsichtig fortsetzen, sich aber zugleich Flexibilität für eine Reaktion auf eine Verschlechterung der Lage erhalten wird. Schubert geht davon aus, dass die EZB ihre Nettoanleihekäufe im Sommer einstellen wird. Bis dahin könnte sie ihre Käufe entweder flexibler gestalten, indem sie sich eine Obergrenze für das zweite und dritte Quartal gibt, die sie nicht ausschöpfen muss.
UBS: EZB verschiebt APP-Entscheidung auf April
Die Volkswirte von UBS erwarten, dass der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) seine Entscheidung über ein Ende der Nettoanleihekäufe unter dem APP-Programm auf den 14. April verschieben wird. "Dennoch erwarten wir, dass die EZB zwei Änderungen an ihrer Zins-Guidance vornehmen wird", schreiben sie in ihrem Ausblick auf die Ratssitzung in der nächsten Woche. Zum einen prognostizieren die UBS-Analysten, dass die EZB den Hinweis auf eine mögliche weitere Senkung der Leitzinsen fallen lässt. Zum anderen erwarten sie, dass die EZB auf die Aussage verzichten wird, dass das APP erst kurz vor der ersten Zinserhöhung enden wird, in dem sie auf das Wort "kurz" verzichtet.
Österreichs BIP schrumpft im vierten Quartal um 1,5 Prozent
Die österreichische Wirtschaft hat im vierten Quartal 2021 wegen des vierten Lockdowns einen herben Rückschlag erlitten. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) fiel um revidiert 1,5 (vorläufig: 2,2) Prozent gegenüber dem Vorquartal, wie die Statistik Austria mitteilte. Im Jahresvergleich lag das BIP um 5,5 (5,4) Prozent höher.
Italiens Wirtschaft wächst im vierten Quartal um 0,6 Prozent
Italiens Wirtschaft ist im vierten Quartal 2021 gewachsen, allerdings langsamer als im Vorquartal, was auf einen erneuten Anstieg der Coronavirus-Fälle zurückzuführen ist. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) legte um 0,6 Prozent gegenüber dem Vorquartal zu, wie aus den Daten der zweiten Veröffentlichung hervorgeht. Die Statistikbehörde Istat bestätigte damit die erste Schätzung vom 31. Januar. Binnen Jahresfrist lag das BIP um 6,2 (vorläufig: 6,4) Prozent höher.
Griechische Wirtschaft verliert im vierten Quartal an Fahrt
Die griechische Wirtschaft hat im vierten Quartal 2021 an Fahrt verloren. Wie die nationale Statistikbehörde berichtete, wuchs das Bruttoinlandsprodukt (BIP) lediglich um 0,4 Prozent gegenüber dem Vorquartal. Im dritten Quartal war das BIP um 2,0 Prozent gewachsen. Binnen Jahresfrist lag das BIP im vierten Quartal um 7,7 Prozent höher. Im dritten Quartal hatte das Plus 11,4 Prozent betragen. Für das Gesamtjahr 2021 wurde ein BIP-Wachstum von 8,3 Prozent ermittelt.
Baerbock droht Putin im Ukraine-Krieg mit weiteren Sanktionen
Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) hat dem russischen Präsidenten Wladimir Putin im Ukraine-Krieg mit weiteren Sanktionen gedroht. "Über die drei scharfen Sanktionspakete hinaus, die wir bereits beschlossen haben, werden wir weitere Maßnahmen ergreifen, die gezielt in das Machtzentrum Putins treffen", kündigte Baerbock vor Beratungen mit ihren Nato- und EU-Kollegen in Brüssel an. Im Gespräch sind nach Brüsseler Angaben Strafmaßnahmen gegen die russische Gas- und Ölindustrie.
Scholz: Es wird keine Beteiligung der Nato am Ukraine-Konflikt geben
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat erneut betont, dass Deutschland und die Nato nicht militärisch in den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine eingreifen werden. Das transatlantische Verteidigungsbündnis Nato habe eine rein defensive Aufgabe. Man konzentriere sich auf die konsequente Umsetzung der lange vorbereiteten Sanktionen gegen Russland und nutze jede Möglichkeit, um den Konflikt mit diplomatischen Mitteln zu lösen.
Bitkom: Firmen sollten wegen Ukraine-Krieg Cyberraum stärker schützen
Der Digitalverband Bitkom hat Unternehmen angesichts des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine dringend zu stärkeren Schutzmaßnahmen für ihren digitalen Raum aufgerufen. Sie sollten klare Verantwortlichkeiten festlegen und die Mitarbeiter sensibilisieren. In den ersten Tagen der russischen Invasion habe der digitale Raum nur eine nachgelagerte Rolle gespielt. Mit zunehmender Kriegsdauer könne sich dies ändern. Das könne unmittelbare Konsequenzen für Deutschland und seine Wirtschaft haben, warnte Bitkom.
Selenskyj fordert nach Angriff auf Akw härtere Sanktionen
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat nach dem russischen Angriff auf das Atomkraftwerk Saporischschja härtere Sanktionen gegen Moskau gefordert. "Eine sofortige Verschärfung der Sanktionen gegen den nuklearen Terrorstaat ist notwendig", sagte er in einer Videobotschaft. Der ukrainische Staatschef rief zudem die russische Bevölkerung auf, "auf die Straße zu gehen", um den Kreml zu einem Ende der Angriffe auf ukrainische Atomanlagen zu bewegen.
Ukraine bittet Deutschland um Lieferung schwerer Waffen
Die Ukraine hat die Bundesregierung dringend um die Lieferung schwerer Waffen für den Kampf gegen die russischen Truppen gebeten. In einer auf Donnerstag datierten Verbalnote an das Auswärtige Amt und das Verteidigungsministerium, die der Nachrichtenagentur AFP vorliegt, nennt die ukrainische Botschaft unter anderem Kampfpanzer, U-Boote und Kampfhubschrauber. "Es drohen weitere Angriffe vor allem auf die Zivilbevölkerung in nie da gewesenem Ausmaß", warnt die Botschaft in dem Schreiben. "Diese katastrophale Kriegslage sollte die Bundesregierung sehr ernst nehmen."
+++ Konjunkturdaten +++
Eurozone/Einzelhandelsumsatz Jan +0,2% gg Vm, +7,8% gg Vj
Eurozone/Einzelhandelsumsatz Dez rev -2,7% gg Vm, +2,1% gg Vj
DJG/DJN/AFP/apo
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March 04, 2022 07:30 ET (12:30 GMT)
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