DJ WOCHENEND-ÜBERBLICK Wirtschaft, Politik/5. und 6. März 2022
Die wichtigsten Ereignisse und Meldungen aus dem Wochenendprogramm von Dow Jones Newswires.
Russische Belagerung von ukrainischer Hafenstadt Mariupol geht weiter
Im Ukraine-Krieg geht die Belagerung der Hafenstadt Mariupol durch russische Truppen weiter. Ein zweiter Evakuierungsversuch für die Zivilbevölkerung scheiterte am Sonntag. Die russische und die ukrainische Seite beschuldigten sich gegenseitig, gegen eine dafür vorgesehene Feuerpause verstoßen zu haben. Russlands Präsident Wladimir Putin drohte der ukrainischen Führung mit dem Verlust der "Eigenstaatlichkeit". Eine erste Evakuierungsaktion in Mariupol war am Samstag gescheitert. Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen (MSF) nannte die Lage in der Stadt "katastrophal". Es gebe kein Wasser und keinen Strom mehr, Lebensmittel würden knapp. Nach ukrainischen Angaben soll am Montag eine dritte Gesprächsrunde zwischen der Ukraine und Russland stattfinden.
USA und Polen prüfen Lieferung sowjetischer Kampfjets an Ukraine
Die USA prüfen nach Angaben von Regierungsvertretern einen Deal, bei dem Polen der Ukraine sowjetische Kampfflugzeuge aus eigenen Beständen im Gegenzug für US-amerikanische F-16-Jets zur Verfügung stellen würde. Das Geschäft bedürfe der Zustimmung sowohl des Weißen Hauses als auch des Kongresses, sagten die US-Beamten. In einer Videobotschaft mit etwa 200 Angeordneten und Senatoren habe der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj dafür geworben, seinem Land sowjetische Kampfjets zukommen zu lassen, die von Piloten der Luftwaffe auch geflogen werden könnten. Diese seien derzeit wichtiger als Stinger-Flugabwehrraketen, sagte er.
Immer mehr Medien ziehen ihre Reporter aus Russland ab
Wegen des neuen russischen Mediengesetzes, das auch ausländische Journalisten mit langjährigen Haftstrafen bedroht, ziehen immer mehr Medien ihre Reporter aus Russland ab. Nach der britischen Rundfunkanstalt BBC meldeten dies am Wochenende auch die Nachrichtenagentur Bloomberg sowie ARD und ZDF.
UNO: Mehr als 1,5 Millionen Menschen aus der Ukraine geflohen
Wegen des Krieges in der Ukraine sind nach Angaben der Vereinten Nationen bereits mehr als 1,5 Millionen Menschen aus dem Land geflohen. Es handle sich um die "am schnellsten anwachsende Flüchtlingskrise" in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg, erklärte die UNO am Sonntag im Online-Dienst Twitter. Nach UN-Schätzungen könnten insgesamt vier Millionen Menschen die Ukraine verlassen wollen.
38.000 Geflüchtete aus der Ukraine in Deutschland registriert
Laut Bundesinnenministerium sind bislang 37.786 Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine in Deutschland registriert worden. Die Zahl ist damit von Samstag bis Sonntag um etwa 10.000 gestiegen. Wie ein Sprecher des Ministeriums am Sonntag mitteilte, könnte die Zahl der Eingereisten aber bereits wesentlich höher sein, da keine Grenzkontrollen stattfänden.
Fahrplan für Einigung im Atomstreit zwischen Iran und IAEA steht
Der Iran und die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) wollen verbliebene Differenzen auf dem Weg zur Wiederbelebung des internationalen Atomabkommens "pragmatisch" beilegen. Das erklärten beide Seiten am Samstag nach Gesprächen von IAEA-Chef Rafael Grossi in Teheran. Allerdings stellte Russland einen baldigen Abschluss der Verhandlungen wegen der gegen Moskau im Zusammenhang mit dem Ukraine-Einmarsch verhängten Sanktionen in Frage.
Bund plant Maßnahmenpaket zur Senkung des Gasverbrauchs - Zeitung
Das Bundeswirtschaftsministerium arbeitet laut Welt am Sonntag an einem umfassenden Paket von Regeln zur Senkung des Gasverbrauchs. Die Zeitung beruft sich in ihrem Bericht auf ein als "Zwischenstand" gekennzeichnetes Konzept der "Ad hoc Projektgruppe Gasreduktion". Der Plan sehe im Gebäudebereich eine Solardach-Pflicht für gewerbliche und private Neubauten vor. Dafür seien "zinsgünstige Solarförderkredite" vorgesehen.
Wirtschaftsweise hält 6 Prozent Inflation 2022 für möglich
Die Wirtschaftsweise Monika Schnitzer schließt eine Inflationsrate von bis zu 6 Prozent in Deutschland nicht aus. "Angesichts der durch die Krise vermutlich länger anhaltend hohen Energiepreise wird die Inflation in diesem Jahr sicher höher ausfallen, selbst eine 5 oder 6 vor dem Komma kann nicht ausgeschlossen werden", sagte sie der Rheinischen Post. Der Aufschwung werde "in diesem Jahr deutlich schwächer ausfallen" als im vergangenen Herbst prognostiziert. Es komme jetzt alles darauf an, dass die Europäische Zentralbank (EZB) die Inflationserwartungen auf niedrigerem Niveau stabilisiere, sagte die Ökonomin.
China setzt für 2022 Ziel von 5,5 Prozent Wirtschaftswachstum
China hat für dieses Jahr das Ziel von 5,5 Prozent Wirtschaftswachstum ausgegeben - den niedrigsten Wert seit 1991. Regierungschef Li Keqiang sagte am Samstag zur Eröffnung des Nationalen Volkskongresses in Peking, die chinesische Wirtschaft sei derzeit mit "viel mehr Risiken und Herausforderungen" konfrontiert. Es müssten große Anstrengungen unternommen werden, um diese zu überwinden, sagte er vor den rund 3.000 Delegierten in der Großen Halle des Volkes. 2020 hatte Peking wegen der Pandemie auf ein Wachstumsziel verzichtet, im vergangenen Jahr stieg das Bruttoinlandsprodukt (BIP) dann um 8,1 Prozent.
Bundesweite Corona-Inzidenz erneut gestiegen
Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz bei den Corona-Neuinfektionen ist am Samstag und Sonntag erneut gestiegen. Der Wert lag laut Robert-Koch-Institut (RKI) am Samstagmorgen bei 1220,8 und am Sonntagmorgen bei 1231,1. Am Freitag hatte er 1196,4 betragen.
Moody's senkt Russland-Rating um 4 Stufen - Zahlungsausfall droht
Moody's hat die Bonitätsbewertung von Russland um weitere 4 Stufen auf Ca gesenkt, die zweitniedrigste Einstufung, die es bei der Ratingagentur gibt. Es gebe ernsthafte Bedenken hinsichtlich der Bereitschaft und Fähigkeit Russlands, seine Schuldverpflichtungen zu erfüllen, hieß es in einer Mitteilung von Moody's. Das Risiko eines Zahlungsausfalls sei deutlich gestiegen. Bei einem Ca-Rating liegt die Erholungserwartung bei 35 zu 65. Der Rating-Ausblick bleibt negativ. Erst vor drei Tagen hatte Moody's die Bonität Russlands um sechs Stufen auf B3 gesenkt.
S&P stuft Belarus auf CCC ab - Zahlungsverzug binnen 12 Monaten
Die Ratingagentur S&P hat die Kreditwürdigkeit von Belarus um drei Stufen auf CCC von B gesenkt. Die Schulden des Russland-Allierten gelten damit nicht mehr als nur hoch spekulativ, sondern als extrem spekulativ. S&P hält es für wahrscheinlich, dass Belarus binnen 12 Monaten mit seinen Verbindlichkeiten in Zahlungsverzug geraten wird.
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March 06, 2022 12:03 ET (17:03 GMT)
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