DJ Ost-Ausschuss: Diskussionen über mehr Sanktionen könnten schnell beginnen
Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)--Der Geschäftsführer des Ost-Ausschusses der deutschen Wirtschaft, Michael Harms, hält schärfere Sanktionen gegen Russland für den Fall einer Eskalation des Ukraine-Kriegs für denkbar. Harms sagte in einem Pressegespräch, dies hänge vom weiteren Vorgehen Russlands ab. Skepsis gibt es in dem Gremium gegen Sanktionen im Bereich Erdgas.
"Ich halte es für möglich, dass, wenn jetzt Putin weiter militärisch eskaliert, wir diese Diskussion ganz schnell haben und dann entweder eine Komplettsanktionierung des russischen Bankensystems oder des Euro- und Dollar-Clearings bekommen. Dann wären Finanzströme nach Russland faktisch kaum mehr möglich", sagte Harms.
Skeptisch sieht der Ost-Ausschuss offenbar das Thema von Sanktionen im Bereich Erdgas. "Eine Substitution von Gas ist für viele Industriebereiche kurzfristig nicht machbar, so dass dies durchaus eine Existenzbedrohung für einzelne Branchen mit großem Gasbedarf ist", sagte Harms. Sanktionen in diesem Bereich bedürften deshalb "einer sehr intensiven Prüfung".
Bereits jetzt sind die Sanktionen nach Aussage von Michael Harms deutlich stärker als von russischer Seite erwartet. "Das schärfste Szenario, das man durchgespielt hatte, war eine Swift-Abschaltung", sagte er. Sanktionen gegen die russische Zentralbank habe sich jedoch niemand vorstellen können.
Viele deutsche Firmen haben ihr Neugeschäft nach Erkenntnissen des Ost-Ausschusses im Wesentlichen eingestellt. "Einige Unternehmen haben auch ihren Rückzug aus Russland verkündet", sagte Harms.
Harms geht davon aus, dass deutsche Unternehmen ihr Tagesgeschäft in Russland wieder aufnehmen werden, wenn die Sanktionen beendet werden. Je länger der Krieg in der Ukraine dauert, desto weniger werde von den russisch-deutschen Wirtschaftsbeziehungen übrigbleiben.
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March 07, 2022 09:34 ET (14:34 GMT)
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