DJ ÜBERBLICK am Mittag/Konjunktur, Zentralbanken, Politik
Die wichtigsten Ereignisse und Meldungen zu Konjunktur, Zentralbanken, Politik aus dem Programm von Dow Jones Newswires
IfW: Ukraine-Krieg belastet Wirtschaft spürbar und erhöht Inflationsdruck
Das Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW) hat angesichts der zu erwartenden Auswirkungen des Ukraine-Kriegs seine Vorhersage für die Zunahme der Wirtschaftsleistung in Deutschland im laufenden Jahr nahezu halbiert. Das Institut erwartet nun eine Steigerung des Bruttoinlandsproduktes (BIP) um 2,1 Prozent, nachdem es im Dezember 2021 noch ein Plus von 4,0 Prozent veranschlagt hatte, wie aus seiner Frühjahrsprognose hervorgeht. Die Inflationsrate dürfte demnach auf 5,8 Prozent steigen und damit so hoch sein wie noch nie seit der Wiedervereinigung.
RWI: Gestiegene Energiepreise belasten wirtschaftliche Erholung
Das RWI - Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung senkt aufgrund der Auswirkungen der Ukraine-Krise seine Prognose für das deutsche Wirtschaftswachstum im Jahr 2022 auf 2,5 Prozent von 3,9 Prozent. Für 2023 erwartet es nun 3,6 anstatt 2,5 Prozent. Insbesondere die kräftig gestiegenen Öl- und Gaspreise belasteten Unternehmen und Haushalte in hohem Maße. Positive Impulse gingen dagegen von den Lockerungen der Corona-Infektionsschutzmaßnahmen aus. Insgesamt dürfte die Wirtschaftsaktivität in den kommenden Monaten laut RWI wieder ausgeweitet werden.
DIHK: Krieg und Sanktionen verschärfen Lieferketten-Probleme der Wirtschaft
Der Krieg in der Ukraine und die damit verbundenen Folgen verschärfen nach Angaben des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) auch die Probleme in den Lieferketten der Wirtschaft enorm. "Inzwischen erreichen uns auf vielen Kanälen Rückmeldungen über eine starke Zunahme der Probleme", sagte DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier. Laut einem ersten Trend aus der laufenden DIHK-Blitzbefragung zu den wirtschaftlichen Folgen des russischen Angriffs auf die Ukraine meldeten rund 60 Prozent der Unternehmen zusätzliche Störungen in der Lieferkette und der Logistik als Folge des Krieges.
Inflation im Euroraum steigt im Februar auf Rekordhoch
Die Inflation in der Eurozone hat im Februar erneut ein Rekordhoch markiert. Die jährliche Inflationsrate erhöhte sich auf revidiert 5,9 (Januar: 5,1) Prozent, wie die Statistikbehörde Eurostat in einer zweiten Veröffentlichung mitteilte. Das ist der höchste Wert seit 1997, dem Beginn der aktuellen Datenreihe. Beim ersten Datenausweis am 2. März war vorläufig eine Rate von 5,8 Prozent ermittelt worden. Volkswirten hatten eine Bestätigung dieses Werts erwartet.
Lagarde: EZB kann neue Instrumente gegen Fragmentierung entwickeln
Die Europäische Zentralbank (EZB) würde einem zu starken Anstieg der Staatsanleihe-Renditedifferenzen nach den Worten ihrer Präsidentin Christine Lagarde auch mit neuen Instrumenten begegnen. Lagarde sagte bei der Konferenz "The ECB and it's Watchers": "Falls erforderlich, können wir neue Instrumente entwickeln und einsetzen, um die geldpolitische Transmission auf dem Weg zur Normalisierung der Geldpolitik sicherzustellen", sagte Lagarde. Sie fügte hinzu: "Wir haben in der Vergangenheit gezeigt, dass wir zu dieser Kreativität fähig sind."
EU-Aufsichtsbehörden warnen Konsumenten vor Risiken von Krypto-Assets
Die Finanzaufsichtsbehörden der EU verschärfen ihre Gangart gegenüber so genannten Krypto-Assets. In einer gemeinsamen Erklärung warnen die Aufsichtsbehörden Eba (Banken), Esma (Wertpapiere, Märkte) und Eiopa (Versicherer), dass sich diese Vermögenswerte, von denen Bitcoin der bekannteste ist, nicht für Zahlungen oder Wertaufbewahrung durch normale Konsumenten eigneten.
Bank of England erhöht Leitzins zum dritten Mal in Folge
Die Bank of England (BoE) hat im Kampf gegen die hohe Inflation ihren Leitzins erneut erhöht. Der Leitzins steigt um 25 Basispunkte auf 0,75 Prozent. Börsianer und Ökonomen hatten mit dieser Entscheidung gerechnet. Es war die dritte Zinserhöhung in Serie. Der Beschluss für die Erhöhung um 25 Basispunkte fiel mit 8 zu 1 Stimmen. Ratsmitglied Jon Cunliffe votierte für einen konstanten Zins bei 0,50 Prozent.
Türkei bestätigt Leitzins trotz Inflation über 50 Prozent
Die türkische Zentralbank hat sich dafür entschieden, ihren Leitzins trotz des anhaltenden Anstiegs der Inflationsrate den dritten Monat in Folge bei 14,00 Prozent zu belassen. Höhere Energiepreise und eine umfangreiche Mindestlohnerhöhung zu Beginn des Jahres sowie die starken Kursverluste der Lira Ende 2021 haben die Inflation angeheizt, die im Februar auf 54,4 Prozent und damit auf den höchsten Stand seit fast 20 Jahren gestiegen ist.
Scholz: Nato wird nicht militärisch in Krieg in der Ukraine eingreifen
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg haben Forderungen nach einem Eingreifen der Nato in den Ukraine-Krieg erneut zurückgewiesen. "Wir müssen alles daran setzen, die Waffen so rasch wie möglich zum Schweigen zu bringen", sagte Scholz bei einem gemeinsamen Statement mit Stoltenberg vor einem Gespräch beider im Kanzleramt. "Eines aber gehört auch klar und deutlich ausgesprochen: Die Nato wird nicht militärisch in diesen Krieg eingreifen", hob er hervor.
Selenskyj: Scholz muss Führungsrolle zum Schutz der Ukraine übernehmen
In einer eindringlichen Rede vor dem Deutschen Bundestag hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj an Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) persönlich appelliert, die Ukraine stärker gegen den russischen Angriffskrieg zu unterstützen. Die russische Invasion habe eine "Art neuer Mauer" in Europa entstehen lassen, sagte Selenskyj vor den Abgeordneten. Wie einst US-Präsident Ronald Reagan den damaligen sowjetischen Staatschef Michail Gorbatschow fordere er den Kanzler auf: "Herr Scholz, reißen Sie diese Mauer nieder."
Bundestag berät erstmals über Gesetzentwürfe zur Impfpflicht
Der Bundestag hat am Donnerstag mit den Beratungen der Gesetzentwürfe zu einer allgemeinen Impfpflicht begonnen. Die SPD-Gesundheitsexpertin Heike Baehrens warb zum Auftakt der Debatte für den von über 200 Abgeordneten mitgetragenen Entwurf für eine allgemeine Impfpflicht ab 18. "Das Virus ist nicht berechenbar", sagte sie. Es müsse die Voraussetzung dafür geschaffen werden, "dass wir nicht noch mal von einer Welle überrollt werden".
Früherer Linken-Chef Lafontaine tritt aus Partei aus
Kurz vor der Landtagswahl im Saarland ist der frühere Linken-Chef Oskar Lafontaine aus der Partei ausgetreten. "Einer Partei, in der die Interessen der Arbeitnehmer und Rentner und eine auf Völkerrecht und Frieden orientierte Außenpolitik nicht mehr im Mittelpunkt stehen und die zudem das im Saarland etablierte Betrugssystem unterstützt, will ich nicht mehr angehören", erklärte der 78-Jährige zur Begründung.
DJG/DJN/AFP/apo
(END) Dow Jones Newswires
March 17, 2022 08:30 ET (12:30 GMT)
Copyright (c) 2022 Dow Jones & Company, Inc.