DJ De Guindos: Löhne und Inflationserwartungen jetzt am wichtigsten
Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)--Die Europäische Zentralbank (EZB) will nach den Worten ihres Vizepräsidenten Luis de Guindos verhindern, dass sich die derzeit hohen Inflationsraten über eine Lohn-Preis-Spirale verfestigen. "Für uns kommt es jetzt darauf an, wie stark die Löhne reagieren", sagte De Guindos dem Handelsblatt. Wenn die Steigerungen zu hoch seien, könne das die Preise noch weiter hochtreiben und zu dauerhaft höherer Inflation beitragen.
"Wir werden extrem wachsam gegenüber Zweitrundeneffekten sein und auf Entwicklungen achten, die auf eine Lohn-Preis-Spirale hindeuten, bei der sich beide Faktoren gegenseitig verstärken." Derzeit gebe es keine Anzeichen für eine solche Entwicklung, doch werde die EZB die Entwicklung genau beobachten.
In Deutschland haben am Montag die Chemietarifverhandlungen begonnen. Die IGBCE fordert für die Beschäftigten in Chemie- und Pharmaindustrie eien "nachhaltige Steigerung der Kaufkraft", wobei die Grundlage ihrer Forderung ein Mittelwert aus der Inflation des Vorjahres und der für die Laufzeit des Tarifvertrags prognostizierten Teuerung ist.
Wachsam will die EZB De Guindos zufolge auch mit Blick auf die Inflationserwartungen sein. "Basierend auf Umfragen und den Marktdaten sind für die kommenden drei bis fünf Jahre die Erwartungen in der Nähe unseres Inflationsziels von 2 Prozent verankert", sagte er. Das müsse die EZB aber "im Auge behalten".
Der EZB-Vizepräsident warnte, dass eine Fragmentierung im Euroraum etwa durch stark auseinanderlaufende Zinsniveaus auf den Anleihemärkten die Wirkung der Geldpolitik gefährden könnte. "Wir haben die Möglichkeit, dem gezielt durch die flexible Wiederanlage der auslaufenden Anleihen unter dem Notfallprogramm PEPP entgegenzuwirken", sagte er. Andeutungen über ein mögliches Anleihekaufprogramm zur Begrenzung der Spreads machte der Spanier nicht.
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March 21, 2022 06:00 ET (10:00 GMT)
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