
Der Ukraine-Krieg lässt die Rohstoffpreise explodieren: Neben Öl und Gas sind auch wichtige Rohstoffe für die Batterieproduktion betroffen. Was bedeutet das für E-Autobauer wie Tesla? Das sagen Experten.
Durch den russischen Überfall auf die Ukraine drohen Lieferengpässe bei wichtigen Batterierohstoffen. Der Nickelpreis hat sich seit Kriegsausbruch zeitweise verfünffacht - von 20.000 US-Dollar je Tonne auf 100.0000 US-Dollar. Andere wichtige Rohstoffe für Antriebsbatterien von Stromern wie Lithium, Kobalt und Kupfer verzeichnen ebenfalls deutliche Preissteigerungen.
Besonders der massiv gestiegene Nickelpreis bereitet Batteriezellenherstellern und E-Autobauern Kopfzerbrechen. Russland ist der drittgrößte Nickelproduzent der Welt und durch die westlichen Sanktionen sind Rohstoffimporte von dort deutlich schwieriger geworden. Nickel ist neben Lithium, Kobalt, Graphit, Kupfer sowie Metallen der Seltenen Erden ein zentraler Bestandteil von Lithium-Ionen-Batterien.
E-Autos könnten teurer werden
Konstantin Oldenburger, Marktanalyst vom Handelshaus CMC Markets, rechnet damit, dass "die Metallinflation den Durchschnittspreis eines Elektroautos im Jahr 2022 um etwa 1.800 Euro erhöhen dürfte. Allein die gestiegenen Nickelpreise könnten die Bruttogewinnspanne der Automobilhersteller um zwei Prozent drücken."
Gefährden steigende Rohstoffpreise den E-Auto-Boom? Automarktexperte Ferdinand Dudenhöffer, Leiter des Center Automotive Research (CAR), rechnet lediglich mit kurzfristigen Preissteigerungen bei wichtigen Batterierohstoffen. "Mittel- und langfristig ist Russland nach meiner Einschätzung 'ersetzbar' und man sollte es ersetzen, denn Putin reagiert willkürlich, destruktiv und unberechenbar", so Dudenhöffer gegenüber wallstreet:online.
Batterie-Recycling sowie Batteriezellen mit neuer Zellechemie (Lithium-Eisen- oder Natrium-Ionen-Batterien) könnten in Zukunft die Abhängigkeit von derzeit wichtigen Rohstoffen für die Batterieproduktion verringern, glaubt Dudenhöffer.
Doch Autobauer sind momentan nicht nur vom russischen Nickel abhängig: Die Ukraine ist der größte Neon-Exporteur der Welt, berichtet die Tagesschau. Neon wird unteranderem für die Produktion von Speicherchips benötigt, die besonders in modernen E-Autos zum Einsatz kommen.
Einbruch am Automarkt der EU
Und: Durch massiv gestiegene Palladium- und Platinpreise sind auch Verbrenner-Modelle betroffen. Platinmetalle werden unter anderem in Katalysatoren benötigt. Laut dem Edelmetallhändler Heraeus stieg "Palladium in der ersten Konfliktwoche von 2.423 US-Dollar je Unze auf ein Allzeithoch von 3.440 US-Dollar". Russland zählt neben Südafrika zu den größten Palladium- und Platinproduzenten der Welt.
Das Kölner Institut der deutschen Wirtschaft (IW) warnt deshalb in einer aktuellen Studie: "Palladium, Nickel, Neon oder Kabelbäume sind Beispiele für neu entstandene Engpässe. Wenn diese länger andauern, weil Ersatz nur begrenzt mobilisiert werden kann, drohen anhaltende Produktionsausfälle in der deutschen Wirtschaft."
Tatsächlich brachen die Pkw-Neuzulassungen in der EU im Februar im Vergleich zum Vorjahresmonat um sieben Prozent ein. Das ist ein neues Rekordtief. Insbesondere die Chipkrise sei dafür ursächlich gewesen, schreiben Analysten von EY. Sie rechnen wegen des Ukraine-Krieges und daraus folgenden Lieferengpässen mit weiteren Einbrüchen am Automarkt.
Autor: Ferdinand Hammer, wallstreet:online Zentralredaktion
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