DJ ÜBERBLICK am Mittag/Konjunktur, Zentralbanken, Politik
Die wichtigsten Ereignisse und Meldungen zu Konjunktur, Zentralbanken, Politik aus dem Programm von Dow Jones Newswires
IfW: Wachstum des Produktionpotenzials flacht sich zunehmend ab
Deutschlands Wachstumsperspektiven trüben sich nach der neuen Mittelfristprojektion des Kiel Instituts für Wirtschaftsforschung (IfW) nochmals ein. Das Wachstum des Produktionspotenzials - die Zunahme der bei normaler Kapazitätsauslastung möglichen Wirtschaftsleistung - flache mehr und mehr ab. Es dürfte bis zum Jahr 2026 auf nur noch knapp 0,8 Prozent zurückgehen. Bislang sei die deutsche Wirtschaft seit der Wiedervereinigung um durchschnittlich 1,4 Prozent jährlich gewachsen. Auch das Pro-Kopf-Wachstum werde in der mittleren Frist voraussichtlich deutlich zurückgehen und in etwa dem Potenzialwachstum entsprechen.
Berenberg: Geldmarktzins steigt nach EZB-Zinsanhebung überproportional
Die Geldmarktzinsen im Euroraum werden nach Einschätzung von Berenberg-Chefvolkswirt Holger Schmieding deutlich steigen, wenn die Europäische Zentralbank (EZB) ihren Einlagenzins anhebt und die Überschussliquidität im Bankensystem abnimmt. "Es ist anzunehmen, dass sich der Geldmarktzins dann wieder dahin bewegt, wo er hingehört, nämlich zum Hauptrefinanzierungssatz", sagte Schmieding bei einer Pressekonferenz. Anfang nächsten Jahres könnte der Geldmarktzins um 75 Basispunkte höher als heute liegen.
EU plant Solidaritätsfonds für Ukraine
Die Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union wollen bei ihrem Gipfel am Donnerstag einen Solidaritätsfonds zur Unterstützung der Ukraine auflegen. Geplant sei ein "Treuhandfonds zur Solidarität mit der Ukraine", heißt es in einem Entwurf der Gipfel-Schlussfolgerungen, welcher der Nachrichtenagentur AFP vorlag. Demnach soll dafür eine internationale Geberkonferenz einberufen werden. Ein mögliches Datum oder ein Ort werden nicht genannt.
Euroraum-Leistungsbilanzüberschuss im Januar unverändert
Der Leistungsbilanzüberschuss des Euroraums ist im Januar unverändert geblieben. Nach Angaben der Europäischen Zentralbank (EZB) wies die Leistungsbilanz wie im Vormonat saisonbereinigt einen positiven Saldo von 23 Milliarden Euro auf. Der Handelsbilanzüberschuss betrug 14 (Vormonat: 11) Milliarden Euro, wobei die Exporte bei 227 Milliarden Euro blieben und die Importe auf 214 (216) Milliarden Euro zurückgingen. Der Saldo der Dienstleistungsbilanz war mit 16 (18) Milliarden Euro positiv.
CE: Ukraine-Krieg trifft Eurozone-Industrie hart
Das verarbeitende Gewerbe in der Eurozone dürfte nach Einschätzung der Analysten von Capital Economics (CE) die Hauptlast des wirtschaftlichen Schadens durch den Krieg in der Ukraine tragen und könnte in den kommenden Monaten sogar schrumpfen. Vor dem Krieg in der Ukraine hätten sich die Aussichten für das verarbeitende Gewerbe verbessert, aber der Konflikt habe neuen Gegenwind geschaffen - schwächere Exportnachfrage, erneute Unterbrechungen der Lieferketten und höhere Energiepreise, erklärt das britische Research-Unternehmen.
Lindner: Wollen Wachstum stärken und Inflationsrisiken entgegenwirken
Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) hat bei der Einbringung seiner Budgetpläne in den Bundestag auf künftige fiskalische Disziplin und einen Verzicht von Belastungen gedrungen, um wirtschaftliche Stabilität zu sichern. "Ziel ist es, das Wachstum in Deutschland zu stärken und den Inflationsrisiken entgegenzuwirken", sagte er. "Eine Entwicklung Richtung Stagflation wäre eine Gefahr." Die Preise würden steigen, aber die Wirtschaft würde nicht wachsen. Menschen und Wirtschaft könnten sich aber "darauf verlassen, dass die Bundesregierung ihre fiskalischen Möglichkeiten einsetzen wird, um ein solches Szenario zu verhindern".
BDI: Tempo bei Tesla-Werk muss Vorbild für alle Investitionsprojekte sein
Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) fordert eine massive Beschleunigung von Genehmigungsverfahren in Deutschland nach dem Vorbild des Elektroauto-Werks von Tesla. "Das Tempo bei Tesla muss als Vorbild für Investitionsprojekte in Deutschland dienen", sagte BDI-Präsident Siegfried Russwurm angesichts der offiziellen Eröffnung des Werks. Die intensive Unterstützung durch die brandenburgische Landesregierung habe das Verfahren erheblich beschleunigt. Die deutschen Industrieunternehmen wünschten sich derartigen Rückhalt für jedes Genehmigungsverfahren in allen Bundesländern.
Renten steigen zum 1. Juli deutlich
Das Bundesarbeitsministerium hat eine deutliche Rentenerhöhung zum 1. Juli angekündigt. "Nach den Daten des Statistischen Bundesamtes und der Deutschen Rentenversicherung Bund steigt die Rente zum 1. Juli 2022 in Westdeutschland deutlich um 5,35 Prozent und in den neuen Ländern um 6,12 Prozent", teilte das Ministerium mit. Damit ergibt sich den Angaben zufolge eine Anhebung des Rentenwerts von gegenwärtig 34,19 Euro auf 36,02 Euro und des Rentenwerts (Ost) von gegenwärtig 33,47 Euro auf 35,52 Euro.
Kreml: Verhandlungen mit Ukraine nicht "substanziell" genug
Der Kreml sieht in den Verhandlungen mit der Ukraine bislang nicht die gewünschten Fortschritte. "Ein gewisser Prozess findet statt, aber wir würden uns wünschen, dass er energischer und substanzieller ist", sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow. Zum Inhalt der Gespräche mit Kiew wollte er keine Angaben machen, weil dies "den Verhandlungsprozess nur noch weiter behindern würde". Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte sich am Montag bereit erklärt, mit Russlands Staatschef Wladimir Putin über einen "Kompromiss" in Bezug auf Gebiete in der Ostukraine und die Krim zu sprechen. Er wandte jedoch ein, dass eine derartige Vereinbarung per Volksabstimmung in der Ukraine bestätigt werden müsste.
Nawalny in neuem Prozess der Veruntreuung schuldig gesprochen
Der inhaftierte Kreml-Kritiker Alexej Nawalny ist in einem neuen Strafverfahren der Veruntreuung schuldig gesprochen worden. "Nawalny hat Betrug begangen - den Diebstahl von fremdem Eigentum durch eine organisierte Gruppe", sagte Richterin Margarita Kotowa bei dem Prozess in einer Strafkolonie östlich von Moskaus, wie eine AFP-Reporterin berichtete. Die Staatsanwaltschaft hatte wegen Veruntreuung und Missachtung von Gerichtsauflagen in der vergangenen Woche 13 Jahre Haft für den Oppositionellen gefordert.
DJG/DJN/AFP/apo
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March 22, 2022 08:30 ET (12:30 GMT)
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