BRÜSSEL (dpa-AFX) - Estland hat die größeren Nato-Staaten aufgefordert, auch Panzer und Kampfflugzeuge in die Ukraine zu liefern. "Diejenigen Staaten, die Panzer und Flugzeuge haben, können auch Panzer und Flugzeuge abgeben", sagte die estnische Ministerpräsidentin Kaja Kallas der Deutschen Presse-Agentur am Rande des Nato-Gipfels am Donnerstag in Brüssel. "Wenn Länder mit 80 Millionen Einwohnern kleinere Mengen geben als wir mit 1,3 Millionen, dann können die großen Länder mehr tun, um der Ukraine zu helfen."
Zuvor hatte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj in einer Videobotschaft beim Nato-Gipfel mindestens 200 Panzer von den Mitgliedstaaten der Allianz gefordert. "Sie haben mehr als 20 000 Panzer. Die Ukraine hat um ein Prozent gebeten", sagte er. Bisher gebe es aber keine klare Antwort auf diese Anfrage. Das betreffe auch den Wunsch nach einem Prozent der Nato-Kampfflugzeuge.
Bedenken, dass der russische Präsident Wladimir Putin die Lieferung von Kampfflugzeugen als Kriegsbeteiligung der Nato werten könnte, ließ Kallas nicht gelten. "Putin will uns einschüchtern und mit unseren Ängsten spielen", sagte sie. "Wenn wir uns von seinen Aussagen einschüchtern lassen, dann erreicht er vielleicht sein Ziel."
Estland hat nach eigenen Regierungsangaben bisher Militärhilfe im Wert von mehr als 200 Millionen Euro für die Ukraine geleistet. Unter den gelieferten Waffen waren etwa Panzerabwehrminen und Javelin-Panzerabwehrraketen aus US-Produktion. Der Baltenstaat übergab Kiew zudem mehrere Haubitzen aus DDR-Altbeständen, deren Weitergabe von der Bundesregierung genehmigt worden war./mfi/DP/mis