
DJ ÜBERBLICK am Mittag/Konjunktur, Zentralbanken, Politik
Die wichtigsten Ereignisse und Meldungen zu Konjunktur, Zentralbanken, Politik aus dem Programm von Dow Jones Newswires
Ifo-Geschäftsklima sinkt im März stärker als erwartet
Das Geschäftsklima in Deutschland hat sich im März wegen des russischen Überfalls auf die Ukraine deutlicher als erwartet eingetrübt. Der vom Ifo-Institut erhobene Geschäftsklimaindex sank auf 90,8 (Februar revidiert: 98,5) Punkte. Die von Dow Jones Newswires befragten Volkswirte hatten lediglich einen Rückgang auf 93,5 Punkte prognostiziert. Für Februar waren vorläufig 98,9 Punkte gemeldet worden. "Die Unternehmen in Deutschland rechnen mit harten Zeiten", kommentierte das Ifo-Institut die Zahlen.
ING: Ifo-Erwartungen fallen stärker als bei Corona
ING-Europa-Chefvolkswirt Carsten Brzeski weist darauf hin, dass der Rückgang der Ifo-Geschäftserwartungen im März deutlicher als zu Beginn der Corona-Pandemie gewesen ist. "Die Gefahr ist groß, dass die wirtschaftlichen Auswirkungen des Kriegs für die europäische und insbesondere die deutsche Wirtschaft weitaus größere strukturelle Veränderungen mit sich bringen als die Pandemie es je getan hat", schreibt Brzeski in einem Kommentar.
KfW: Ukraine-Krieg nimmt Schwung aus der Erholung
Die wirtschaftlichen Auswirkungen des russischen Kriegs gegen die Ukraine hängen nach Aussage von KfW-Chefvolkswirtin Fritzi Köhler-Geib stark von der Dauer des Krieges und dem weiteren Drehen an der militärischen sowie sanktionspolitischen Eskalationsspirale ab. "Der Krieg wird wohl auf alle Fälle viel Schwung aus der zuvor erwarteten Erholung nehmen, aber ohne zwangsläufig in die Rezession zu führen", schreibt sie in einem Kommentar.
Union Investment: Inflation belastet Verbraucher und Firmen
Der unerwartet deutliche Rückgang des Ifo-Geschäftsklimaindex im März ist nach Aussage von Jörg Zeuner, Chefvolkswirt von Union Investment, vor allem auf die auch kriegsbedingt hohe Inflation zurückzuführen. "Die Verbraucher leiden unter hohen Gas- und Spritpreisen und sind angesichts der erschreckenden Bilder aus der Ukraine verunsichert - das hemmt den Konsum", schreibt Zeuner in einem Kommentar. Die Industrie kämpft mit deutlich höheren Produktionskosten und sich wieder verschlimmernden Engpässen bei den benötigten Rohstoffen.
Commerzbank: Ölboykott könnte Rezession auslösen
Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer erklärt den unerwartet starken Rückgang der Ifo-Geschäftserwartungen im März mit der Angst der Unternehmen vor einer durch Sanktionen ausgelösten Rezession. Laut Krämer würde ein Ölembargo gegen Russland eine globale Versorgungslücke von 2 Millionen Barrel reißen, die durchaus mit der Ölkrise von 1973 verglichen werden könnte. "Außerdem würde in dieser Situation das Risiko steigen, dass Russland die Gaslieferungen einstellt, weil es nur 11 Prozent seiner Exporterlöse einbüßen würde, während Westeuropa 45 Prozent seiner Gasimporte verlöre", gibt Krämer in einem Kommentar zu bedenken. In einem solchen Risikoszenario wäre eine Rezession in Deutschland und im Euroraum wohl unvermeidlich.
EZB: Wachstum der Kreditvergabe an Unternehmen im Februar konstant
Das Wachstum der Kreditvergabe an Unternehmen im Euroraum ist im Februar konstant geblieben. Nach Mitteilung der Europäischen Zentralbank (EZB) stieg die Buchkreditvergabe an nicht-finanzielle Unternehmen wie im Januar mit einer Jahresrate von 4,4 Prozent, wobei die Kreditvergabe auf Monatssicht um 11 (Januar: 3) Milliarden Euro zunahm. Das Volumen der an private Haushalte ausgereichten Kredite wuchs um ebenfalls 4,4 (4,3) Prozent, darunter die Kredite für den Immobilienkauf um 5,4 (5,5) Prozent und die Konsumentenkredite um 2,3 (1,9) Prozent.
Spaniens BIP für viertes Quartal nach oben revidiert
Die spanische Wirtschaft ist im vierten Quartal stärker gewachsen als ursprünglich geschätzt. Dies zeigt, dass sich die viertgrößte Volkswirtschaft der Eurozone Ende 2021 trotz des Wiederauftretens von Covid-Fällen gut behauptet hat. Das spanische Bruttoinlandsprodukt (BIP) wuchs von Oktober bis Dezember revidiert um 2,2 Prozent gegenüber dem Vorquartal und lag damit über der zuvor geschätzten Wachstumsrate von 2,0, wie aus den Daten des nationalen Statistikamtes INE hervorgeht.
Bauern warnen vor "Preissprüngen in ungekanntem Ausmaß"
Deutschlands Landwirte warnen vor "Preissprüngen in bisher ungekanntem Ausmaß" bei Lebensmitteln infolge des Ukraine-Kriegs. Die Landwirtschaft, aber auch die gesamte Lebensmittelkette sei mit massiven Kostensteigerungen insbesondere in den Bereichen Energie, Kraftstoff, Düngemittel und Logistikproblemen konfrontiert, heißt es in einem Papier des Deutschen Bauernverbands (DBV). Er forderte dringend "kurz- und langfristige Maßnahmen" der Bundesregierung und der EU zur Stabilisierung der Agrarerzeugung.
Habeck: Deutschland hat Abhängigkeit von russischer Energie reduziert
Deutschland macht laut Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) schnelle Fortschritte bei der Reduktion seiner Abhängigkeit von russischer Energie, kann aber ein sofortiges Embargo noch nicht unterstützen. Habeck erklärte, dass Deutschland die russischen Ölimporte bis Jahresmitte halbieren und die russischen Kohleimporte bis zum Herbst komplett einstellen könnte. Allerdings werde es voraussichtlich bis Mitte 2024 dauern, um weitgehend unabhängig von russischem Gas zu werden.
USA wollen ihre Gaslieferungen nach Europa erhöhen
Die USA planen, in diesem Jahr verstärkt Flüssiggas nach Europa zu liefern, da der Kontinent auf der Suche nach neuen Bezugsquellen rund um den Globus ist, um seine Abhängigkeit von russischem Gas nach der Invasion in der Ukraine zu verringern. US-Präsident Joe Biden traf sich mit den Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union bei einem Gipfeltreffen in Brüssel, bei dem die Ausarbeitung eines transatlantischen Plans zur Verringerung der europäischen Käufe von russischer Energie ein zentrales Thema war.
Behörden vermuten rund 300 Tote durch russischen Angriff auf Theater
Die ukrainischen Behörden gehen davon aus, dass bei dem russischen Angriff auf ein Theater in Mariupol in der vergangenen Woche rund 300 Menschen getötet wurden. Die Stadtverwaltung der Hafenstadt verwies auf Auswertungen von Augenzeugenberichten. "Bis zuletzt will man glauben, dass alle in Sicherheit sind. Doch die Zeugenaussagen derjenigen, die sich zum Zeitpunkt dieses Terrorakts im Gebäude befanden, sagen das Gegenteil", erklärte die Behörde im Online-Dienst Telegram. Nach übereinstimmenden Angaben auch von Hilfsorganisationen hatten hunderte Menschen im Keller des Gebäudes Schutz gesucht.
Russland zerstört nach eigenen Angaben größtes Treibstofflager der Ukraine
Das russische Militär hat nach Angaben aus Moskau das größte Treibstofflager der Ukraine zerstört. Am Donnerstagabend sei mit "hochpräzisen seegestützten Marschflugkörpern vom Typ Kalibr eine Treibstoffbasis im Dorf Kalyniwka in der Nähe von Kiew" angegriffen worden, erklärte der Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow. Dort habe die ukrainische Armee ihren "größten verbliebenen Treibstoffvorrat" aufbewahrt. Die ukrainischen Streitkräfte versorgten demnach bislang von Kalyniwka aus ihre Einheiten im Zentrum des Landes.
Brasilien gegen Ausschluss Russlands aus der G20
Brasilien ist gegen einen Ausschluss Russlands aus dem G20-Format. Seine Regierung sei "klar" gegen "Initiativen in verschiedenen internationalen Gremien", Russland auszuschließen, sagte der brasilianische Außenminister Carlos França im Senat. "Das Wichtigste wäre im Moment, dass all diese Foren (G20, Welthandelsorganisation und Welternährungsorganisation) voll funktionsfähig sind". Und dafür müssten "alle Länder, einschließlich Russland, anwesend sein".
DJG/DJN/AFP/apo
(END) Dow Jones Newswires
March 25, 2022 08:30 ET (12:30 GMT)
Copyright (c) 2022 Dow Jones & Company, Inc.