
DJ IWF: Frachtraten treiben Inflation bis Jahresende
Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)--Der Internationale Währungsfonds (IWF) rechnet damit, dass der Anstieg der Frachtraten im Zuge der Corona-Pandemie die Inflation weltweit bis Ende dieses Jahres antreiben wird. "Daten der vergangenen 30 Jahre aus 143 Ländern zeigen, dass die Frachtkosten ein wichtiger Treiber der Inflation auf der ganzen Welt sind: Wenn sich die Frachtraten verdoppeln, steigt die Inflation um etwa 0,7 Prozentpunkte", schreibt der IWF in einem Blog. Der Inflationseffekt sei hartnäckig, erreiche seinen Höhepunkt nach einem Jahr und halte bis zu 18 Monate lang an. "Dies bedeutet, dass der Anstieg der Transportkosten 2021 die Inflation 2022 um etwa 1,5 Prozentpunkte erhöhen könnte", kalkuliert der IWF.
Laut IWF wirken sich steigende Transportkosten sich in einigen Ländern stärker auf die Inflation aus als in anderen. Länder, die mehr von dem, was sie konsumieren, importieren, verzeichnen demnach einen stärkeren Inflationsanstieg. Das Gleiche gilt für Länder, die stärker in globale Lieferketten eingebunden sind. Ähnlich verhält es sich der Studie zufolge mit Ländern, die typischerweise höhere Frachtkosten zahlen - Binnenländer, Länder mit niedrigem Einkommen und insbesondere Inselstaaten.
Solche Zweitrundeneffekte über Import-, Erzeuger- und Verbraucherpreise können nach Aussage des IWF durch einen starken und glaubwürdigen geldpolitischen Rahmen gebremst werden. "Unsere Analyse zeigt, dass es wichtig ist, die Inflationserwartungen fest verankert zu halten, um die Auswirkungen steigender Frachtkosten für die Verbraucherpreise zu begrenzen, insbesondere für die Kerninflation."
Laut IWF könnten viele Zentralbanken angesichts ohnehin unterausgelasteter Kapazitäten und zusätzlicher wachstumsdämpfender Effekte des Ukraine-Kriegs vor schwerwiegenden Zielkonflikten stehen.
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March 29, 2022 04:27 ET (08:27 GMT)
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