DJ KfW/Ifo: Geschäftserwartungen des Mittelstands mit Rekordrückgang
Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)--Der russische Überfall auf die Ukraine hat zu einem Rekordrückgang der Geschäftserwartungen des deutschen Mittelstands geführt. Der von KfW und Ifo-Institut in diesem Sektor erhobene Geschäftsklimaindex sank im März um 14,9 Punkte auf minus 9,4 Punkte und lag auf einem Niveau wie zuletzt am Beginn der zweiten Corona-Welle im Winter 2020/2021. Hinter dem Stimmungseinbruch standen vor allem die Geschäftserwartungen, die um 25,9 Zähler auf minus 23,2 Saldenpunkte zurückgingen. "Das ist der größte Absturz seit Beginn der Zeitreihe im Jahr 2005", teilten KfW und Ifo mit. Die Beurteilung der aktuellen Geschäftslage verschlechtert nur um 2,3 Zähler auf 5,9 Saldenpunkte.
Besonders groß war der Pessimismusschub unter den kleinen und mittleren Unternehmen im verarbeitenden Gewerbe, dessen Geschäftsklima innerhalb eines Monats von plus 9,9 auf minus 10,1 Saldenpunkte sank. "Besonders die Aussicht auf längerfristig stark erhöhte Energiepreise, das Risiko von Lücken bei der Gasversorgung sowie neue Engpässe bei wichtigen Rohstoffen aus Russland und der Ukraine haben in der Industrie die Geschäftsaussichten massiv eingetrübt", heißt es in der Mitteilung.
Hinzu kämen immer neue Lockdowns in China, die die globalen Lieferketten wohl wieder stören dürften. Aber auch die Lagebeurteilung der mittelständischen Industrieunternehmen gab etwas nach, weil es bereits jetzt zu kriegsbedingten Lieferschwierigkeiten bei speziellen Vorprodukten wie etwa Kabelbäumen in der Automobilindustrie kommt und außerdem für manche Firmen Umsätze in Russland und der Ukraine wegbrechen. Der Verfall des mittelständischen Geschäftsklimas im März ist jedoch auch branchenübergreifend: Im Bau, Groß- und Einzelhandel ging das Klima jeweils um markante 16 bis 17 Zähler zurück, und selbst im Dienstleistungsbereich war noch ein beträchtlicher Rückgang um knapp 10 Zähler zu verbuchen.
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March 30, 2022 05:41 ET (09:41 GMT)
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