DJ ÜBERBLICK am Mittag/Konjunktur, Zentralbanken, Politik
Die wichtigsten Ereignisse und Meldungen zu Konjunktur, Zentralbanken, Politik aus dem Programm von Dow Jones Newswires
Preisdruck in den Bundesländern im März sehr hoch
In einer Reihe von Bundesländern sind die Verbraucherpreise im März außergewöhnlich stark gestiegen. So erhöhte sich die jährliche Inflationsrate in Nordrhein-Westfalen auf 7,6 Prozent, in Bayern auf 7,8 Prozent und in Hessen auf 8,0 Prozent, wie die Statistischen Landesämter berichteten. Wegen des Ukraine-Krieges müssen sich die Verbraucher in Deutschland auf einen Preisschub einstellen. Die durch die Krieg weiter steigenden Preise für Öl und Lebensmittel dürften die ohnehin hohe Inflation weiter anheizen.
Lagarde: Inflation dürfte weiter zunehmen
Die Europäische Zentralbank (EZB) rechnet nach den Worten ihrer Präsidentin Christine Lagarde damit, dass die Inflation im Euroraum weiter zunehmen wird. In einer Veranstaltung der Zentralbank Zyperns wies Lagarde zugleich darauf hin, dass der Ukraine-Krieg mit zunehmender Dauer auch den wirtschaftlichen Schaden für Europa vergrößern dürfte. Die EZB müsse auf alle Szenarien reagieren können und werde den Prozess der Bilanzvergrößerung über Anleihekäufe im dritten Quartal nur beenden, wenn die Voraussetzungen dafür vorlägen.
Wirtschaftweise senken Prognose wegen Ukraine-Krieg deutlich
Die deutsche Wirtschaft wird in diesem Jahr aufgrund des Ukraine-Krieges und der hohen Energiepreise deutlich weniger stark wachsen als noch im Herbst erwartet. Das erklärten die sogenannten Wirtschaftsweisen in ihrem neuen Gutachten. Der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung (SVR) senkte seine Prognose für das Wachstum des Bruttoinlandsproduktes (BIP) im Jahr 2022 auf 1,8 (November: 4,6) Prozent.
Wieland: Das Risiko einer Rezession ist substantiell
Das Risiko einer Rezession der deutschen Wirtschaft ist nach Ansicht des Wirtschaftsweisen Volker Wieland "substantiell". Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine berge ein hohes Risiko. Denn sollte Russland die Lieferungen von russischen Energieträgern stoppen oder der Westen ein Importembargo verhängen, würde sich die wirtschaftliche Entwicklung Deutschlands noch weiter verschlechtern.
DIW: Deutsche Wirtschaft dürfte im ersten Quartal geschrumpft sein
Die deutsche Wirtschaft dürfte im ersten Quartal aufgrund des Ukraine-Krieges und der Lieferengpässe leicht geschrumpft sein, wie das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) erklärte. Zwar halte sich das Konjunkturbarometer des DIW für den Monat März mit aktuell 106 Punkten noch auf dem Niveau des Abschlussquartals 2021, in dem die deutsche Wirtschaft ebenfalls bereits geschrumpft war. Allerdings dürfte es schon bald deutlich fallen.
KfW/Ifo: Geschäftserwartungen des Mittelstands mit Rekordrückgang
Der russische Überfall auf die Ukraine hat zu einem Rekordrückgang der Geschäftserwartungen des deutschen Mittelstands geführt. Der von KfW und Ifo-Institut in diesem Sektor erhobene Geschäftsklimaindex sank im März um 14,9 Punkte auf minus 9,4 Punkte und lag auf einem Niveau wie zuletzt am Beginn der zweiten Corona-Welle im Winter 2020/2021. Hinter dem Stimmungseinbruch standen vor allem die Geschäftserwartungen, die um 25,9 Zähler auf minus 23,2 Saldenpunkte zurückgingen. "Das ist der größte Absturz seit Beginn der Zeitreihe im Jahr 2005", teilten KfW und Ifo mit.
BA: Nachfrage nach Arbeitskräften bleibt auf hohem Niveau
Die Nachfrage nach Arbeitskräften in Deutschland bewegt sich trotz eines leichten Rückgangs im März weiter auf einem hohen Niveau. Der Stellenindex der Bundesagentur für Arbeit (BA-X) sank um 1 Punkt auf 135 Zähler, wie die Bundesagentur mitteilte. Die Rückgänge bei den neu gemeldeten Stellen könnten auch die wirtschaftlichen Unsicherheiten vor allem in Folge des Ukraine-Krieges widerspiegeln, erklärte die BA.
Wirtschaftsstimmung im Euroraum fällt im März wegen Ukraine-Krieg
Die Wirtschaftsstimmung in der Eurozone hat wegen dem Russland-Ukraine-Krieg im März einen heftigen Schlag erhalten. Der von der Europäischen Kommission veröffentlichte Sammelindex zur Einschätzung der wirtschaftlichen Entwicklung fiel auf 108,5 Punkte von 113,9 im Vormonat. Von Dow Jones Newswires befragte Volkswirte hatten nur mit einem Rückgang auf 109,7 Zähler gerechnet. Der für die gesamte Europäische Union (EU) berechnete Indikator ging auf 107,5 Punkte von 112,8 zurück.
HVPI-Inflation in Spanien steigt im März auf 9,8 Prozent
Der bereits hohe Inflationsdruck in Spanien hat sich im März nochmals verstärkt. Nach Angaben der Statistikbehörde INE stieg der Harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI) mit einer Jahresrate von 9,8 Prozent. Im Februar hatte der Wert 7,6 Prozent betragen. Die von Dow Jones Newswires befragten Volkswirte hatten für März nur mit einem Anstieg auf 7,9 Prozent gerechnet.
RWI: Weltweiter Containerumschlag im Februar gefallen
Der weltweite Containerumschlag ist im Februar nach Schätzungen des RWI - Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung aufgrund der Sanktionen gegen Russland und Lieferschwierigkeiten gesunken. Der Containerumschlag-Index des RWI und des Instituts für Seeverkehrswirtschaft und Logistik (ISL) ist nach der aktuellen Schnellschätzung im Februar saisonbereinigt um 3,6 Punkte auf 117,1 gefallen. Dabei sei der Containerumschlag vor allem in China kräftig zurückgegangen. Aber auch in den europäischen Häfen sei er deutlich gesunken.
Ukraine: Tschernihiw entgegen russischer Ankündigung weiter bombardiert
Entgegen der angekündigten Reduzierung der militärischen Aktivitäten in der Nordukraine ist die Stadt Tschernihiw nach ukrainischen Angaben die Nacht über weiterhin von russischen Streitkräften angegriffen worden. "Tschernihiw wurde die ganze Nacht bombardiert", teilte Gouverneur Wjatscheslaw Tschaus im Onlinedienst Telegram mit. Die Angriffe erfolgten demnach mit Artillerie und Flugzeugen. In Tschernihiw sei zivile Infrastruktur zerstört worden und die Stadt sei noch immer ohne Wasser und Strom, erklärte Tschaus. Die russische Armee habe auch die nahegelegene Stadt Nischyn angegriffen. Tschernihiw und die gleichnamige Region liegen nordöstlich der Hauptstadt Kiew.
Kreml: Kein Durchbruch bei Gesprächen mit ukrainischen Vertretern
Bei den Gesprächen zwischen der russischen und der ukrainischen Delegation in Istanbul hat es nach Angaben des Kreml keinen "Durchbruch" gegeben. "Im Moment können wir nichts sehr Vielversprechendes oder irgendeinen Durchbruch vermelden", sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow vor Journalisten in Moskau. "Es gibt noch viel zu tun", betonte der Sprecher von Staatschef Wladimir Putin. Peskow bezeichnete es jedoch als "positiv", dass die ukrainische Seite "endlich damit begonnen hat, ihre Vorschläge konkret zu formulieren und schriftlich festzuhalten".
Habeck ruft wegen Gasstreits Frühwarnstufe des Notfallplans aus
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hat wegen des Streits mit Russland über die Bezahlung der Gasimporte die Frühwarnstufe des Notfallplans Gas ausgerufen. Zwar sei die Versorgungssicherheit aktuell in Deutschland gewährt, aber ein Krisenteam soll nun die Lage bewerten und wenn nötig weitere Maßnahmen ergreifen, um die Versorgung mit Gas sicher zu stellen.
+++ Konjunkturdaten +++
Schweden März Verbrauchervertrauen 73,5 (Feb: 89,0)
Schweden März Verbrauchervertrauen PROGNOSE: 86,0
Belgien März Verbraucherpreise +8,31% (Feb: +8,04%) gg Vorjahr
US/MBA Market Index Woche per 25. März -6,8% auf 425,1 (Vorwoche: 456,2)
US/MBA Purchase Index Woche per 25. März +0,6% auf 267,1 (Vorwoche: 265,4)
US/MBA Refinance Index Woche per 25. März -14,9% auf 1.295,1 (Vorwoche: 1.522,7)
DJG/DJN/AFP/apo
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March 30, 2022 07:30 ET (11:30 GMT)
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