DJ Metall-Arbeitgeber gegen Bevorzugung privater Haushalte bei Gas-Notstand
AUGSBURG (Dow Jones)--Der Arbeitgeberverband Gesamtmetall fordert für den Fall eines Stopps von russischen Gaslieferungen die Bundesregierung auf, die Bevorzugung privater Haushalte gegenüber der Industrie im Notfallplan zu überdenken. "Die Bundesnetzagentur muss sich genau überlegen, ob sie an der Rangfolge der Kunden festhält, die vorrangig Gas bekommen, wenn Putin uns von sich aus das Gas abdreht", sagte Gesamtmetall-Präsident Stefan Wolf der Augsburger Allgemeinen (Samstagausgabe). "Niemandem wäre damit gedient, wenn die Menschen bei 24 Grad zu Hause in der Wohnung sitzen, aber die Unternehmen, in denen sie arbeiten, zusammenbrechen", warnte Wolf.
"Wenn die Industrie aber wegen mangelnder Gaslieferungen in hohem Maße runterfahren muss, erleben wir den größten wirtschaftlichen Einbruch in der Nachkriegszeit", sagte der Metall-Arbeitgeberchef. "Das wäre der Super-Gau. Die Kurzarbeit würde sprunghaft ansteigen und Firmen müssten zum Teil Beschäftigte entlassen." Die Bundesregierung müsse sich dann die Frage gefallen lassen, wie diese Menschen dann noch ihre Gas- und ihre Stromrechnungen zahlen könnten. "Mir wäre es lieber, ich sitze ein paar Monate bei 18 Grad zu Hause und ziehe zwei Pullover an, behalte aber meinen Arbeitsplatz, weil die Industrie vorrangig mit Gas bedacht wird", sagte Wolf.
"Wir dürfen auf keinen Fall die Industrie als Schlagader unseres Wohlstands und von Arbeitsplätzen abstellen", betonte der Gesamtmetall-Chef. "Wenn diese Ader abgedrückt wird, dann dauert es Jahre, vielleicht sogar Jahrzehnte, bis wir wieder das wirtschaftliche Niveau von heute erreichen. Danach muss der Staat handeln."
Der Arbeitgeber-Chef warnte zugleich die IG Metall vot hohen Lohnforderungen angesichts der Inflationsentwicklung. "Auf der einen Seite stehen eine hohe Inflation und steigende Energiekosten, auf der anderen Seite kämpfen die Unternehmen nicht nur mit den hohen Energiekosten, sondern auch mit immens gestiegenen Materialkosten" , sagte Wolf. Allein die Preise für Stahl, Aluminium und Kunststoffgranulate seien unglaublich in die Höhe geschnellt. "Da noch etwas in Form von Lohnkostensteigerungen drauf zu setzen, wird vielen Unternehmen das Genick brechen", warnte Wolf. "Dabei haben wir schon sehr hohe Durchschnittseinkommen in der Metall- und Elektroindustrie. Wenn Krankenschwestern oder Zahnarzthelferinnen das erfahren, werden sie blass."
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April 01, 2022 22:00 ET (02:00 GMT)
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