DJ HWWI: Krieg in der Ukraine treibt die Rohstoffpreise
Von Andrea Thomas
BERLIN (Dow Jones)--Die Rohstoffpreise haben sich im März aufgrund des Kriegs in der Ukraine enorm verteuert, wie der Rohstoffpreisindex des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts (HWWI) für März zeigt. Der Index kletterte um durchschnittlich 32 Prozent gegenüber dem Vormonat. Die Preise für Erdgas stiegen sogar um 60,1 Prozent, Rohöl verteuert sich um 18,6 Prozent.
"Diese enormen Preisanstiege verdeutlichen die große Bedeutung Russlands auf den Rohstoffmärkten, insbesondere auf den Märkten für Energierohstoffe", erklärte das HWWI. Der deutliche Preisanstieg an den Getreidemärkten spiegle zusätzlich die wichtige Rolle der Ukraine als Erzeugerland wider.
Der Index für Energierohstoffe insgesamt stieg im März infolge des Kriegs in der Ukraine um 37 Prozent vom Vormonat. Allerdings waren zum Monatsende deutliche Preisrückgänge beim Rohöl zu verzeichnen, nachdem die US-Regierung die Freigabe eines großen Teils der strategischen Ölreserven angekündigt hatte.
Die Gaspreise reagierten im März besonders stark auf die Entwicklungen in der Ukraine. Während die Preise für amerikanisches Erdgas im März um durchschnittlich 11,6 Prozent gegenüber dem Vormonat stiegen, verteuerte sich das europäische Erdgas um 72,9 Prozent. Das HWWI verwies darauf, dass Russland der wichtigste Akteur auf dem europäischen Gasmarkt ist und rund 40 Prozent des Gasbedarfs der Europäischen Union deckt. Außerdem erfolge etwa ein Drittel der Lieferungen über die Ukraine.
"Die Kämpfe in der Ukraine schüren die Befürchtung, dass die russischen Gaslieferungen eingestellt werden könnten. Auch die Ankündigung Putins, dass Gaslieferungen nur noch in Rubel bezahlt werden dürfen, wirkte sich preissteigernd aus", so das HWWI.
Auch Kohle verteuerte sich im März deutlich durch die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs, denn Kohle werde als Substitut für Rohöl und Gas nachgefragt. Russland sei der drittgrößte Kohleexporteur. "Die Marktteilnehmer befürchten, dass das ohnehin bereits knappe globale Kohleangebot durch den Ukraine-Krieg und die westlichen Sanktionen gegen Russland weiter reduziert wird", erklärte das HWWI.
Der Index für Nahrungs- und Genussmittel stieg im März um 9,8 Prozent im Vergleich zum Vormonat und lag somit um 37,3 Prozent über seinem entsprechenden Vorjahreswert. Während die Preise für Getreide sowie für Öle und Ölsaaten im März durchschnittlich anstiegen, fielen die Preise für Genussmittel. Wegen des Ukraine-Kriegs gibt es Befürchtungen, dass es zu Engpässen in der Versorgung mit Weizen kommen könnte aufgrund der Sanktionen und kriegsbedingter Ernteausfälle. Die Weizenpreise, die sich bereits zuvor auf einem hohen Niveau befanden, stiegen im März im Durchschnitt gegenüber dem Vormonat um weitere 31,8 Prozent.
Der Teilindex für Industrierohstoffe, der sich in den Index für agrarische Rohstoffe, den Index für Nichteisenmetalle und den Index für Eisenerz und Stahlschrott untergliedert, stieg im März um 7 Prozent gegenüber dem Vormonat, so das HWWI.
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April 05, 2022 07:26 ET (11:26 GMT)
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