DJ UPDATE/EZB/Nagel: Möglicherweise bald höhere Zinsen für Sparer
Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)--Das aktuelle Inflationsumfeld macht nach Aussage von EZB-Ratsmitglied Joachim Nagel höhere Zinsen notwendig. "Das war wir jetzt sehen, am aktuellen Rand, deutet darauf hin, dass möglicherweise auch der Sparer sich bald wieder über höhere Zinsen freuen kann", sagte Nagel in einem ARD-Interview. Die Bundesbank, deren Präsident Nagel ist, erwarte für 2022 Preissteigerungen, die bei 6 Prozent liegen könnten - "und das ist natürlich zu viel".
Nagel verwies darauf, dass der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) im März beschlossen habe, die Ankaufprogramme "zunächst mal auf der Nettobasis" bis zum Juni pro Monat um 20 Milliarden Euro zurückzuführen. "Auf der Basis der Zahlen, die wir im Juni sehen, wollen wir dann nochmal neu entscheiden", sagte er.
Die geldpolitischen "Falken" in dem Gremium, wie Joachim Nagel, Pierre Wunsch (Belgien) oder Klaas Knot (Niederlande), wollen eine möglichst rasche Zinsanhebung. Dazu könnte der Rat das Ende der Nettoanleihekäufe vorziehen. Geldpolitische "Tauben", wie etwa EZB-Direktor Fabio Panetta, sind dagegen für ein vorsichtigeres Vorgehen, wie dieser am Mittwoch deutlich machte.
Gegenwärtig stellt der EZB-Rat eine erste Anhebung ihres Einlagensatzes (aktuell bei minus 0,50 Prozent) für "einige Zeit" nach dem Ende der Nettoanleihekäufe in Aussicht. Dies könnte - muss nach der aktuellen Beschlusslage aber nicht - im September kommen. Der EZB-Rat berät am 13./14. April über das weitere Vorgehen. Nagels Äußerungen deuten aber darauf hin, dass er erst für Juni mit ernsthaften Gesprächen über einen neuen Zeitplan rechnet.
Der negative Einlagensatz bedeutet, dass Banken für Überschussliquidität, die sie bei der EZB anlegen müssen, Zinsen zahlen, anstatt welche zu bekommen. Ein Einlagenzins von null würde ihr Nettozinsergebnis verbessern und früher oder später auch Anreize für eine höhere Verzinsung ihrer Kundeneinlagen setzen.
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April 07, 2022 01:11 ET (05:11 GMT)
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