DJ ÜBERBLICK am Morgen/Konjunktur, Zentralbanken, Politik
Die wichtigsten Ereignisse und Meldungen zu Konjunktur, Zentralbanken, Politik aus dem Programm von Dow Jones Newswires
Fed-Protokoll signalisiert Zinsschritte von 50 Basispunkten
Die US-Notenbanker haben bei ihrer Ratssitzung am 15. und 16. März eine Zinserhöhung um einen halben Prozentpunkt in Betracht gezogen und sich einer Einigung über den Abbau ihres 9 Billionen US-Dollar schweren Portfolios genähert. Wie aus dem Protokoll der Sitzung hervorgeht, hatten viele Fed-Beamte eine Zinserhöhung um 50 Basispunkte bevorzugt, "angesichts der größeren kurzfristigen Unsicherheit im Zusammenhang mit dem Einmarsch Russlands in der Ukraine" schlussendlich aber eine Erhöhung um 25 Basispunkte für angemessen gehalten.
Rabobank: Fed sieht sich klar "hinter der Kurve"
Das Protokoll der FOMC-Beratungen vom 15./16. März zeigt nach Aussage von Rabobank-Volkswirt Philip Marey, dass die Fed klar erkannt hat, dass sie sich "hinter der Kurve" befindet und nun bei der Straffung ihrer Geldpolitik Tempo machen will. "Die Fed wird im Mai bei der Straffung große Schritte machen", schreibt Marey in einem Kommentar. Allerdings könnte sie angesichts der sich bereits abzeichnenden wirtschaftlichen Eintrübung schon zu spät dran sein. "Die jüngsten Inversion der Zinskurve legt nahe, dass der Zinserhöhungszyklus vorfristig enden wird, worauf eine Rezession folgen könnte", schreibt Marey.
Nagel: Möglicherweise bald höhere Zinsen für Sparer
Das aktuelle Inflationsumfeld macht nach Aussage von EZB-Ratsmitglied Joachim Nagel höhere Zinsen notwendig. "Das was ir jetzt sehen, am aktuellen Rand, deutet darauf hin, dass möglicherweise auch der Sparer sich bald wieder über höhere Zinsen freuen kann", sagte Nagel in einem ARD-Interview. Die Bundesbank, deren Präsident Nagel ist, erwarte für 2022 Preissteigerungen, die bei 6 Prozent liegen könnten - "und das ist natürlich zu viel".
Nagel rechnet mit Inflation von 6 Prozent im Jahr 2022
Bundesbankpräsident Joachim Nagel rechnet für das laufende Jahr mit einer durchschnittlichen Inflationsrate von 6 Prozent. "Wir erwarten schon im Jahresdurchschnitt 2022 eine Inflationsrate, die bei 6 Prozent liegen kann", sagte er im ARD-Wirtschaftsmagazin Plusminus. "Und das ist natürlich zu viel." Falls der Krieg in der Ukraine anhalte, könne es zu weiteren Erhöhungen der Energiepreise und "Überschwapp-Effekten auf die Realwirtschaft" kommen, sagte Nagel. Für die Notenbanker im Euroraum sei völlig klar, dass es nicht zu einer "Verfestigung der hohen Preisanstiege" kommen dürfe.
Deutsche Produktion steigt im Februar um 0,2 Prozent
Die Produktion im produzierenden Sektor Deutschlands ist im Februar wie erwartet leicht gestiegen, allerdings auf Basis eines deutlich nach unten revidierten Vormonatsniveaus. Nach Mitteilung des Statistischen Bundesamts (Destatis) erhöhte sich die Produktion gegenüber dem Vormonat um 0,2 Prozent und lag arbeitstäglich bereinigt um 3,2 (Januar: 1,1) Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats. Die von Dow Jones Newswires befragten Volkswirte hatten einen monatlichen Anstieg von 0,2 Prozent prognostiziert.
Geschäftsklima für Soloselbstständige und Kleinstunternehmen stürzt ab
Das Geschäftsklima für Kleinstunternehmen und Soloselbstständige ist nach Angaben des Ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung abgestürzt. Der aktuelle Index für dieses Segment, der Jimdo-Ifo-Geschäftsklimaindex, sank im März nicht saisonbereinigt auf minus 10,0 Punkte von plus 2,6 im Februar, teilte das Institut mit. "Die aufkeimende Hoffnung vom Februar ist aufgrund des russischen Angriffs auf die Ukraine in sich zusammengefallen", sagte der Leiter der Ifo-Umfragen, Klaus Wohlrabe. "Auch bei den Kleinstunternehmen und Soloselbstständigen greift die Unsicherheit um sich", ergänzte er.
Industrieländer geben 120 Millionen Barrel Öl aus Notreserven frei
Zur Stützung des vom Ukraine-Krieg erschütterten Ölmarkts stellen die Industrieländer zusätzlich 120 Millionen Barrel Öl aus ihren Notreserven zur Verfügung. Die Hälfte davon werde von den USA beigetragen, erklärte der Chef der in Paris ansässigen Internationalen Energieagentur (IEA), Fatih Birol, im Onlinedienst Twitter. US-Präsident Joe Biden hatte kürzlich die Freigabe von Millionen von Barrel Öl aus den strategischen Ölreserven der USA angekündigt.
Westliche Staaten verschärfen Sanktionen gegen Russland
Als Reaktion auf die Gräueltaten von Butscha haben westliche Staaten ihre Sanktionen gegen Russland verschärft. Die USA und Großbritannien verhängten neue Sanktionspakete, die unter anderem Strafmaßnahmen gegen Russlands größte Bank Sberbank und ein Verbot neuer Investitionen in Russland enthalten. Auch die EU bereitet weitere Sanktionen vor. Die Kommission in Brüssel schlug zunächst einen Kohle-Importstopp vor, laut EU-Ratspräsident Charles Michel soll es mittelfristig zudem wohl Öl- und Gasembargos geben.
Italien erklärt sich zu russischem Gasembargo bereit - wenn es von der EU kommt
Die italienische Regierung hat sich zu einem Embargo gegen Gas aus Russland bereiterklärt - solange es von der EU beschlossen wird. "Wenn uns ein Gasembargo angeboten wird, werden wir der EU auf diesem Weg folgen, denn wir wollen das wirksamste Instrument, um Frieden zu erreichen", sagte Ministerpräsident Mario Draghi. "Diese Möglichkeit wird derzeit nicht diskutiert, aber die Situation entwickelt sich ständig weiter", fügte er hinzu. Italien ist in hohem Maße von russischem Gas abhängig. 95 Prozent des in Italien verbrauchten Erdgases werden importiert, davon stammen etwa 40 Prozent aus Russland.
Welthungerhilfe: Millionen droht "dramatische Hungersnot" wegen Ukraine-Krieg
Angesichts des Ukraine-Kriegs verschärft sich laut der Deutschen Welthungerhilfe weltweit die Situation der Hungernden. Generalsekretär Mathias Mogge sagte der Rheinischen Post, Hungersnöte seien nicht mehr vermeidbar. "Die Zahl der Menschen, die schon am Rande einer dramatischen Hungersnot stehen, ist durch den Krieg auf 45 Millionen gestiegen. Drei Millionen mehr als noch Anfang des Jahres." Insgesamt gebe es weltweit 881 Millionen Menschen, die nicht genug zu essen haben. Ein Teil der westlichen Staaten versuche zwar, die Ernteausfälle durch den Krieg in der Ukraine aufzufangen - aber das werde nicht ausreichen.
Regierung ruft Menschen in der Ostukraine zur sofortigen Flucht auf
Die ukrainische Regierung hat die Einwohner im Osten des Landes wegen einer befürchteten russischen Großoffensive zum sofortigen Verlassen der Region aufgerufen. Dies müsse "jetzt" geschehen, andernfalls riskierten die Menschen dort zu sterben, erklärte Vize-Regierungschefin Iryna Wereschtschuk auf Telegram. Auch der Gouverneur der Region Luhansk, Serhij Gajdaj, rief die Menschen zur Flucht auf: "Bitte gehen Sie!" Russland hatte sich zuletzt aus dem Raum Kiew und der Nordukraine zurückgezogen und angekündigt, sich auf den Osten und Süden des Landes konzentrieren zu wollen.
Studie: Bei Weiterbildung stärker auf Teilqualifikationen setzen
In der anstehenden Transformation der deutschen Wirtschaft erhöhen sich die Beschäftigungschancen durch nur wenige Monate dauernde Teilqualifikationen oder Weiterbildungen ähnlich stark wie durch die deutlich länger dauernden Umschulungen. Das ist das Ergebnis einer Studie der Bertelsmann Stiftung. Die Stiftung riet daher dazu, in der Weiterbildungspolitik verstärkt auf die Teilqualifikationen zu setzen, da sie bei Arbeitgebern beliebt und vergleichsweise kostengünstig sei.
USA warnen vor möglichem nordkoreanischen Atomwaffentest Mitte April
Die USA haben vor einem möglichen nordkoreanischen Atomwaffentest rund um Nordkoreas Nationalfeiertag Mitte April gewarnt. "Wir sind besorgt, dass Nordkorea versucht sein könnte, im Zusammenhang mit dem Feiertag am 15. April eine neue Provokation zu unternehmen", sagte der US-Sonderbeauftragte für Nordkorea, Sung Kim. "Ich will nicht zu viel spekulieren, aber ich denke, es könnte ein weiterer Raketenstart sein, es könnte ein Atomtest sein."
+++ Konjunkturdaten +++
Niederlande Inflationsrate März 9,7% - CBS
Niederlande Inflationsrate Feb war 6,2% - CBS
Schweiz/Arbeitslosenquote März 2,4% (Feb: 2,5%)
DJG/DJN/AFP/apo
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April 07, 2022 03:00 ET (07:00 GMT)
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