DJ IWH: Zahl der Insolvenzen steigt weiter, Industriejobs stärker betroffen
Von Andreas Kißler
HALLE/BERLIN (Dow Jones)--Die Zahl der Insolvenzen von Personen- und Kapitalgesellschaften ist im März nach Berechnungen des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) erneut gestiegen. "Auch für die nächsten Monate ist eher mit steigenden Insolvenzzahlen zu rechnen", erklärte das Institut. "Vor allem in der Industrie sind seit Jahresbeginn ungewöhnlich viele Jobs betroffen." Die Zahl der Insolvenzen von Personen- und Kapitalgesellschaften in Deutschland lag laut IWH-Insolvenztrend im März bei 775 - 10 Prozent mehr als im Februar und knapp 30 Prozent mehr als im Januar. Frühindikatoren ließen für die nächsten Monate leicht steigende Insolvenzzahlen erwarten.
Die Analyse des IWH zeige, dass in den größten 10 Prozent der Unternehmen, deren Insolvenz im März gemeldet wurde, mehr als 7.700 Jobs betroffen gewesen seien. Die Zahl der betroffenen Jobs liege damit deutlich über dem Durchschnitt des Jahres 2021. "Das Insolvenzgeschehen wird seit mehreren Monaten deutlich stärker vom Verarbeitenden Gewerbe geprägt", sagte IWH-Insolvenzforscher Steffen Müller. So seien im Jahr 2021 nur etwa ein Viertel der Jobs bei den 10 Prozent der größten Insolvenzen auf die Industrie entfallen, aber in den ersten drei Monaten des laufenden Jahres 45 Prozent.
Jobverluste in der Industrie führten in der Regel zu langanhaltenden Lohn- und Einkommenseinbußen der Beschäftigten. "Industrieunternehmen sind von Lieferkettenproblemen und dem technologisch-ökologischen Strukturwandel besonders betroffen", erklärte Müller die vermehrten Jobverluste. Die Auswirkungen des Ukraine-Krieges zeigten sich noch nicht in den aktuellen Zahlen. Aber die gestiegenen Energie-kosten infolge des Krieges dürften die Industrie stark belasten.
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April 07, 2022 04:39 ET (08:39 GMT)
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