
DJ ÜBERBLICK am Mittag/Konjunktur, Zentralbanken, Politik
Die wichtigsten Ereignisse und Meldungen zu Konjunktur, Zentralbanken, Politik aus dem Programm von Dow Jones Newswires
GS: EZB könnte raschere Normalisierung signalisieren
Die Analysten von Goldman Sachs sehen ein gewisses Risiko, dass der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) nach seinen Beratungen am 13./14. April signalisieren wird, dass die Geldpolitik rascher als bisher angenommen normalisiert werden muss. In ihrem Ausblick auf die Ratssitzung schreiben sie: "Angesichts der unsicheren Aussichten ist es unwahrscheinlich, dass der EZB-Rat seiner Entscheidung über das angemessene Tempo der Nettokäufe im dritten Quartal auf seiner Sitzung nächste Woche vorgreifen wird. Aber der jüngste Inflationsanstieg erhöht das Risiko eines Signals, dass der Normalisierungsprozess möglicherweise beschleunigt werden muss."
RBC: EZB bewahrt sich Flexibilität
RBC Capital Markets sieht angesichts der weiter unklaren ökonomischen Auswirkungen des Ukraine-Krieges keinen Grund, warum sich der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) bereits in der nächsten Woche auf geldpolitische Maßnahmen für die Zukunft festlegen sollte. "Die EZB wird wahrscheinlich mindestens bis zur nächsten Runde der Stabsprognosen im Juni warten, bevor sie weitere Hinweise zu APP oder zum wahrscheinlichen Zinspfad gibt", schreiben die Analysten in ihrem Ausblick auf die Ratssitzung am 13./14. April. In einem kürzlich geführten Interview habe Bundesbankpräsident Joachim Nagel ausdrücklich bestätigt, dass eine Entscheidung der EZB erst im Juni getroffen werden solle.
J. Safra Sarasin: EZB beendet Nettokäufe im Juni
Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) wird bei seinen Beratungen in der nächsten Woche nach Meinung von Karsten Junius, Chefvolkswirt von J. Safra Sarasin, eine Beendigung der Nettokäufe im Juni vorbereiten. "Es ist unwahrscheinlich, dass die EZB bei ihrer Sitzung am kommenden Donnerstag die geldpolitischen Parameter ändern wird. Sie wird jedoch wahrscheinlich darauf hinweisen, dass die eingehenden Daten für eine Aufwärtskorrektur ihrer Inflationsprognose und eine Abwärtskorrektur ihrer Wachstumsprognose sprechen", schreibt Junius in seinem Ausblick.
Russlands Notenbank senkt Leitzins um 300 Basispunke
Die russische Zentralbank hat nach einer außerplanmäßigen Ratssitzung ihren Leitzins um 300 Basispunkte auf 17,00 Prozent gesenkt. Zur Begründung verwies die Notenbank darauf, dass die Erholung des Rubels von den starken Verlusten in den Tagen unmittelbar nach der Invasion am 24. Februar das Risiko eines drastischen Anstiegs der Inflation verringert habe.
UNO: Weltweite Lebensmittelpreise wegen Ukraine-Kriegs auf Rekordniveau
Die weltweiten Lebensmittelpreise haben wegen des Ukraine-Kriegs nach Angaben der UNO den höchsten jemals gemessenen Stand erreicht. Wie die Welternährungsorganisation (FAO) mitteilte, stieg der entsprechende Index von Februar bis März dieses Jahres um 12,6 Prozent. Damit erreichte er ein neues Allzeithoch seit Beginn der Messungen im Jahr 1990, nachdem er im Februar schon auf einem Rekordstand war.
Deutsche Waffenlieferungen an Ukraine kommen kaum voran - Bericht
Entgegen Zusicherungen der Bundesregierung kommen die deutschen Waffenlieferungen an die Ukraine laut einem Bericht des Portals The Pioneer kaum voran. Auf einer Lieferliste der Regierung stehen insbesondere keine schweren Waffen, wie das Portal unter Berufung auf eine zur Verschlusssache ("geheim") erklärte Unterlage berichtete. Das Papier umfasst demnach seit Wochen nur etwa 20 auf zwei Papierseiten aufgeführte Positionen.
Ifo: Embargo für russische Steinkohle für deutsche Wirtschaft verkraftbar
Ein Embargo für russische Steinkohle ist nach Ansicht des Ifo Instituts "kurzfristig unangenehm, aber verkraftbar" für die deutsche Wirtschaft. Ifo-Ökonomin Karen Pittel verwies als Begründung auf die bisher bekannten Eckdaten zu den Kohlevorräten und den Möglichkeiten für den Ersatz der russischen Importe. "Die Auswirkungen dürften im Vergleich zu einem Importstopp für russisches Erdgas wesentlich geringer ausfallen", sagte Pittel.
Lindner: Koalition gibt zusätzliche Unternehmenshilfen bekannt
Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) hat neue Hilfen für Unternehmen angekündigt, die bereits im Laufe des Tages veröffentlicht werden sollen. Am Mittag werde er mit Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) "öffentlich machen, welche zusätzlichen Unternehmenshilfen die Bundesregierung auf den Weg bringt", kündigte Lindner im Bundestag an. Wie das Finanzministerium ergänzend bekanntgab, ist eine entsprechende Pressekonferenz für 13.30 Uhr geplant.
Lindner: Behalten uns Superabschreibung zu wirksamem Zeitpunkt vor
Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) hat die von der Regierung wegen der Corona-Krise geplante Verlängerung der degressiven Abschreibung für bewegliche Wirtschaftsgüter des Anlagevermögens betont und auch Pläne für eine "Superabschreibung" zu einem späteren Zeitpunkt bekräftigt. "Mit den Vorhaben und Entscheidungen der Vorgängerregierung wäre die degressive Afa Anfang dieses Jahres ausgelaufen", sagte Lindner bei der ersten Lesung des Entwurfs für ein von ihm vorgeschlagenes Viertes Corona-Steuerhilfegesetz im Bundestag, mit dem weitere Entlastungen wegen der Corona-Pandemie auf den Weg gebracht werden sollen.
Bundesrat billigt Heizkostenzuschuss
Der Bundesrat hat den vom Bundestag Mitte März verabschiedeten Heizkostenzuschuss für Empfänger von Wohngeld, Bafög und weiteren Bildungsförderungen gebilligt. Bei ihrer Plenarsitzung in Berlin verzichtete die Länderkammer darauf, den Vermittlungsausschuss zu dem Gesetz anzurufen. Es sieht vor, dass ein Ein-Personen-Haushalt im Wohngeldbezug einmalig einen Zuschuss von 270 Euro erhält, ein Zweipersonenhaushalt 350 Euro und jedes weitere Familienmitglied 70 Euro. Studierende und Auszubildende, die staatliche Hilfen erhalten, haben demnach Anspruch auf einmalig 230 Euro.
Bundesrat billigt Gasspeichergesetz
Der Bundesrat hat die vom Bundestag zwei Wochen zuvor beschlossenen Füllstandsvorgaben für Gasspeicheranlagen endgültig gebilligt. Bei ihrer Plenarsitzung in Berlin verzichtete die Länderkammer darauf, den Vermittlungsausschuss zu dem Gesetz anzurufen, das laut Bundesrat die Sicherheit der Gasversorgung in Deutschland gewährleisten soll. Die entsprechende Änderung des Energiewirtschaftsgesetzes soll nach am Tag nach seiner Verkündung im Bundesgesetzblatt in Kraft treten. Laut Bundesregierung war ein Inkrafttreten vor dem 1. Mai erforderlich, um das komplette Sommerhalbjahr zur Befüllung der Speicher zu haben.
Lauterbach: Deutschland schlecht für den Corona-Herbst vorbereitet
Deutschland ist laut Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) wegen des Scheiterns der allgemeinen Impfpflicht gegen Corona schlecht für den Herbst vorbereitet. Daher sei der Spielraum für weitere Corona-Lockerungen komplett aufgebraucht. Lauterbach betonte erneut, dass eine allgemeine Impfpflicht der bessere Weg gewesen wäre. Da Deutschland eine relativ hohe Anzahl von älteren Menschen ohne Impfung habe, werde man wohl im Herbst nicht ohne eine Maskenpflicht auskommen.
DJG/DJN/AFP/apo
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April 08, 2022 07:30 ET (11:30 GMT)
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