DJ ÜBERBLICK am Mittag/Konjunktur, Zentralbanken, Politik
Die wichtigsten Ereignisse und Meldungen zu Konjunktur, Zentralbanken, Politik aus dem Programm von Dow Jones Newswires.
EZB: Banken wollen Firmenkreditstandards im 2. Quartal deutlich straffen
Die Banken des Euroraums haben ihre Kreditvergabestandards im ersten Quartal 2022 entgegen den Erwartungen etwas gestrafft und wollen sie im zweiten Quartal noch "weitaus deutlicher straffen". Wie aus dem aktuellen Quartalsbericht der Europäischen Zentralbank (EZB) zur Kreditvergabe hervorgeht, überstieg der Prozentsatz der Banken mit strengeren Unternehmenskreditstandards den Prozentsatz von Instituten mit weniger strengen Standards im ersten Quartal um 6 Punkte. Zugleich nahm die Kreditnachfrage deutlich zu. Die Banken selbst hatten eine Lockerung um 1 Punkt erwartet. Für das zweite Quartal wird eine Straffung um 21 Punkte prognostiziert.
Ex-Chefvolkswirt Issing kritisiert EZB scharf - Zeitung
Der ehemalige EZB-Chefvolkswirt Otmar Issing hat der Europäischen Zentralbank (EZB) vorgeworfen, zu langsam auf die verbesserten Wachstums- und Inflationsaussichten reagiert zu haben und nun vor dem Dilemma einer Stagflation zu stehen. "Die EZB hat massiv zu dieser Falle beigetragen, in der sie nun gefangen ist, weil wir auf das Risiko einer Stagflation zusteuern", sagte Issing der Financial Times. Issing stimmte zu, dass jetzt "nicht die Zeit ist, die Zinssätze auf ein hohes Niveau anzuheben". Er sagte jedoch, dass die EZB ihre Stimulierungsmaßnahmen bereits zu lange beibehalten habe, was angesichts der Erholung von Wachstum und Inflation und der auf ein Rekordtief gefallenen Arbeitslosigkeit "sehr schwer zu verteidigen" sei. "Die Inflation war ein schlafender Drache, und der ist nun erwacht", sagte Issing.
ZEW-Konjunkturerwartungen sinken weniger stark als erwartet
Die Konjunkturerwartungen von Börsen- und Finanzexperten für Deutschland haben sich im April im Zuge des anhaltenden Ukraine-Kriegs weiter eingetrübt - allerdings nicht so deutlich wie erwartet. Der vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) erhobene Erwartungsindex fiel auf minus 41,0 (März: minus 39,3) Punkte, wie das ZEW mitteilte. Von Dow Jones Newswires befragte Volkswirte hatten mit einem stärkeren Rückgang auf minus 50,0 Punkte gerechnet. Der Index zur Beurteilung der Konjunkturlage verringerte sich auf minus 30,8 (minus 21,4) Punkte. Volkswirte hatten minus 33,0 Punkte erwartet.
BVR fordert von der EZB klares Signal für Zinswende
Der Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) fordert von der Europäischen Zentralbank (EZB), die Zinswende angesichts der jüngst gestiegenen Inflationsgefahren einzuleiten. "Zentraler Treiber für den Höhenflug der Verbraucherpreise sind derzeit vor allem die durch den Krieg in der Ukraine stark beeinflussten Rohölnotierungen", erklärte BVR-Vorstand Andreas Martin. Die EZB sollte in ihrer Ratssitzung am Donnerstag die Zinswende einläuten.
Ifo: Berliner Mietendeckel hat Angebot an Mietwohnungen verknappt
Der Mietendeckel in Berlin hat das Angebot an Mietswohnungen stark verknappt. Laut einer Studie des Ifo Instituts sind wegen des Mietendeckels 60 Prozent weniger Mietwohnungen verfügbar und das Angebot verharrt nach der Abschaffung der Beschränkungen weiter auf diesem Niveau. Auch sind die Mieten nach Abschaffung des Mietendeckels wieder deutlich gestiegen.
Deutschland hat 0,7-Prozent-Ziel bei Entwicklungsausgaben 2021 erfüllt
Deutschland hat im vergangenen Jahr das UN-Ziel erfüllt, 0,7 Prozent des Bruttonationaleinkommens (BNE) für Entwicklungszusammenarbeit zur Verfügung zu stellen. Das teilte das Bundesentwicklungsministerium am Dienstag unter Berufung auf vorläufige Berechnungen der OECD mit. In absoluten Zahlen hätten Bund, Länder und Kommunen zusammen 27,3 Milliarden Euro für anrechnungsfähige Entwicklungsleistungen aufgebracht, davon 13,7 Milliarden Euro aus dem Bundeshaushalt. Damit bleibt Deutschland laut Entwicklungsministerium zugleich nach den USA in absoluten Zahlen der zweitgrößte Geber weltweit vor Japan, Großbritannien und Frankreich.
Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland zuletzt gestiegen
Der Bevölkerungsanteil von Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland ist im vergangenen Jahr leicht gestiegen. Im Jahr 2021 hatten hierzulande 22,3 Millionen Menschen beziehungsweise 27,2 Prozent der Bevölkerung eine Migrationsgeschichte, wie das Statistische Bundesamt auf Basis des Mikrozensus mitteilte. Im Vergleich zum Vorjahr entspreche das einem Zuwachs um 2 Prozent.
Sri Lanka kann Auslandsschulden nicht mehr begleichen
Das von einer schweren Wirtschaftskrise geplagte Sri Lanka hat seine Zahlungsunfähigkeit für sämtliche Auslandsschulden angemeldet. Das Finanzministerium des südasiatischen Inselstaats teilte am Dienstag mit, das Land werde die Fälligkeiten in Höhe von 51 Milliarden Dollar (knapp 47 Milliarden Euro) nicht begleichen können. Das Eingeständnis sei der "letzte Ausweg", nachdem Sri Lanka über keine ausländischen Devisen mehr verfüge, um Güter zu importieren.
Kontakt zum Autor: konjunktur.de@dowjones.com
DJG/DJN/AFP/hab
(END) Dow Jones Newswires
April 12, 2022 07:30 ET (11:30 GMT)
Copyright (c) 2022 Dow Jones & Company, Inc.