DJ Bundeskabinett beschließt höchste Rentenerhöhung seit Jahrzehnten
BERLIN (Dow Jones)--Das Bundeskabinett hat am Mittwoch die größte Rentenerhöhung seit Jahrzehnten auf den Weg gebracht. Zum 1. Juli steigen die Renten in Westdeutschland um 5,35 Prozent und in den neuen Ländern um 6,12 Prozent. Außerdem soll es einen Zuschlag für rund 3 Millionen Menschen geben, die eine Erwerbsminderungsrente beziehen. Sozialverbände haben allerdings kritisiert, dass die hohe Inflation die Rentenerhöhungen auffressen werde.
"Die gesetzliche Rente funktioniert trotz der Herausforderungen, vor denen wir gerade stehen, sehr gut", erklärte Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) mit Verweis auf das deutliche Rentenplus. In Westdeutschland ist es die höchste Rentenerhöhung seit fast 40 Jahren.
Mit dem Gesetzentwurf setzt die Regierung zwei Vorhaben des Koalitionsvertrags um. Neben den Verbesserungen für Erwerbsminderungsrentner wurde auch die Wiedereinführung des sogenannten Nachholfaktors unter Beachtung der Haltelinie für das Rentenniveau in Höhe von 48 Prozent beschlossen. Dieser stellt sicher, dass die nicht stattgefundene Rentenminderung des vergangenen Jahres vollständig mit der diesjährigen Rentenerhöhung verrechnet wird.
Rentner besonders von Preissteigerungen betroffen
Zuvor hat der Paritätische Gesamtverband davor gewarnt, dass die Rentenerhöhung durch die Inflation aufgefressen werde. Der konkrete Kaufkraftverlust wirke wie eine Rentenkürzung.
"Die zum 1. Juli kommende überfällige Rentenerhöhung von etwa 5,3 Prozent in Westdeutschland und 6,1 Prozent in Ostdeutschland darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Rentnerinnen und Rentner in Westdeutschland 2021 eine Nullrunde und in Ostdeutschland nur eine geringe Erhöhung hatten", sagte Ulrich Schneider, Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Gesamtverbands, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). "Rentnerinnen und Rentner sind darüber hinaus massiv von den inflationsbedingten Kostensteigerungen betroffen."
Altersarmut sei das am schnellsten wachsende Armutsrisiko. "Ältere Menschen leiden daher auch besonders stark unter den aktuellen Preissteigerungen, der konkrete Kaufkraftverlust wirkt wie eine Rentenkürzung", so Schneider.
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April 13, 2022 06:45 ET (10:45 GMT)
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