DJ Lagarde: EZB-Rat sieht intensivierte Inflationsrisiken
Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)--Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) sieht nach dem unerwartet starken Anstieg der Verbraucherpreise im März nach Aussage von EZB-Präsidentin Christine Lagarde das Risiko weiterer Preissteigerungen. Lagarde sagte in der Pressekonferenz nach der Sitzung des EZB-Rats: "Die Inflationsrisiken haben sich verstärkt, vor allem kurzfristig." Der Inflationsdruck habe sich in vielen Sektoren verstärkt, auch habe er sich verbreitert. Die Inflation sei stark gestiegen und dürfte in den nächsten Monaten hoch bleiben. Hauptgrund seien die hohen Energiepreise.
Lagarde verwies darauf, dass die meisten markt- und umfragebasierten Inflationserwartungen bei 2 Prozent lägen. Erste Anzeichen für höhere Inflationserwartungen müssten aber genau beobachtet werden, sagte sie.
Die EZB veröffentlicht neue Inflations- und Wachstumsprognosen im Juni. Dann dürfte sie auch endgültig darüber entscheiden, ob sie ihre Nettoanleihekäufe einstellen oder fortführen wird. Einige Zeit später könnte sie dann ihren Bankeinlagenzins erhöhen, der derzeit bei minus 0,50 Prozent liegt.
Zuvor hatte der EZB-Rat seine im März gefassten Beschlüsse bestätigt. Danach wird die EZB die monatlichen Nettoanleihekäufe im Mai von derzeit 40 auf 30 Milliarden Euro verringern und im Juni auf 20 Milliarden Euro. Er äußerte sich zuversichtlich, die Nettokäufe im dritten Quartal beenden zu können, fasste wegen der hohen kriegsbedingten Unsicherheit aber noch keinen definitiven Beschluss hierzu.
Neu im geldpolitischen Statement war eine Passage, in der der Rat die Notwendigkeit betonte, bei der Umsetzung seiner Geldpolitik "flexibel" vorzugehen, wenn das zur Erfüllung des Mandats notwendig sein sollte.
Die Euroraum-Verbraucherpreise waren im März mit einer Jahresrate von 7,5 Prozent gestiegen. Ausweislich ihrer im März veröffentlichten, inzwischen aber überholten Prognosen, rechnet die EZB für 2023 und 2024 mit Inflationsraten von 2,1 und 1,9 Prozent. Neue Prognosen werden im Juni veröffentlicht.
Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dowjones.com
DJG/DJN/hab/err
(END) Dow Jones Newswires
April 14, 2022 08:50 ET (12:50 GMT)
Copyright (c) 2022 Dow Jones & Company, Inc.