Anzeige
Mehr »
Freitag, 22.08.2025 - Börsentäglich über 12.000 News
Übernahme-Kracher: Diese Übernahme eröffnet völlig neue Wachstumschancen im Krypto-Sektor
Anzeige

Indizes

Kurs

%
News
24 h / 7 T
Aufrufe
7 Tage

Aktien

Kurs

%
News
24 h / 7 T
Aufrufe
7 Tage

Xetra-Orderbuch

Fonds

Kurs

%

Devisen

Kurs

%

Rohstoffe

Kurs

%

Themen

Kurs

%

Erweiterte Suche
Dow Jones News
492 Leser
Artikel bewerten:
(2)

ANALYSE/Hat die Globalisierung ihr Ende erreicht?

DJ ANALYSE/Hat die Globalisierung ihr Ende erreicht?

Von Justin Lahart

NEW YORK (Dow Jones)--"Die Globalisierung ist nicht etwas, das wir aufhalten oder abstellen können." So äußerte sich der ehemalige Präsident Bill Clinton im Jahr 2000 vor einem Publikum in Vietnam. Und er fügte hinzu: "Sie ist das wirtschaftliche Äquivalent einer Naturgewalt - wie Wind oder Wasser." Nach dem Einmarsch Russlands in der Ukraine wird nun stattdessen von einer Rückabwicklung der Globalisierung mit der gleichen Unvermeidlichkeit gesprochen.

Die stetige Zunahme der Handels-, Geld-, Menschen- und Ideenströme zwischen den Ländern seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs scheint sich derzeit umzukehren. Es herrschen Zustände einer ausgedehnten Periode der Balkanisierung, wobei Russland und seine Verbündeten in einer Sphäre agieren, China in einer anderen sowie die USA und ihre Verbündeten in einer dritten. Kurzum, der Welt könnte etwas Ähnliches drohen wie vor etwas mehr als einem Jahrhundert, als der Erste Weltkrieg, die Russische Revolution und eine globale Pandemie die Länder dazu veranlassten, sich nach innen zu wenden.

Investoren fürchten Ende der Globalisierung 

Für Investoren ist diese Aussicht brutal und beunruhigend. Sie gehörten zu den größten Gewinnern der Globalisierung. Das galt vor allem in der Zeit der Hyperglobalisierung, die in den 1990er Jahren mit der Auflösung der ehemaligen Sowjetunion, dem Aufstieg Chinas zu einer Wirtschaftsmacht und dem Aufkommen des Internets begann. Der verstärkte Handel ermöglichte es den Ländern, sich auf die Herstellung der Waren und Dienstleistungen zu konzentrieren, die sie jeweils am besten produzieren konnten. Und er bot multinational agierenden Konzernen neue Kunden und neue Pools an kostengünstigen Arbeitskräften, die sie erschließen konnten.

Umwälzende Technologien, die während des Kalten Krieges möglicherweise von Regierungen und Militärs unter Verschluss gehalten wurden, fanden stattdessen ihren Weg auf den Markt. Viele der Vorteile flossen in die Gewinne der Unternehmen. In den USA zum Beispiel kletterte der Anteil der Unternehmensgewinne nach Steuern am Bruttoinlandsprodukt (BIP) von 5 Prozent im Jahr 1990 auf 10,5 Prozent im vergangenen Jahr.

Globalisierung ist kein Selbstläufer mehr 

So wie der Weg zu einer stärker globalisierten Welt nicht unausweichlich ist, so ist auch die Globalisierung nicht zwangsläufig auf dem Rückzug. Zwar könnte man die Invasion in der Ukraine als einen Angriff des russischen Präsidenten Wladimir Putin auf die kosmopolitische, globalisierte westliche Welt bezeichnen. Andererseits erinnert die Entschlossenheit der Ukrainer bei der Verteidigung ihres Landes und ihr Wunsch, sich stärker in das übrige Europa zu integrieren, daran, dass die Vorteile der Globalisierung über die reine Wirtschaft hinausgehen können.

Vielleicht werden die kommenden Jahre nicht das Ende der Globalisierung bringen. Stattdessen könnten sich nur einige ihrer Bedingungen neu justieren, bei der Investoren weiterhin in den Genuss ihrer Vorteile kommen, aber auch mehr von ihren Kosten tragen müssen.

Russlands Isolation jetzt ist nicht vergleichbar mit dem Schlag gegen die Globalisierung im Ersten Weltkrieg. Damals schrieb der Ökonom John Maynard Keynes in seinem Buch "The Economics Consequences of the Peace" davon, dass "das deutsche Volk, getrieben von wahnsinniger Verblendung und rücksichtslosem Egoismus, die Fundamente umstürzte, auf denen wir alle lebten und bauten". Der Volkswirt warnte davor, wie verheerend sich der Krieg auf die europäische Integration auswirken könnte. Nach Schätzungen des Wirtschaftshistorikers Angus Maddison machte die deutsche Wirtschaft im Jahr 1913 8,7 Prozent des weltweiten BIP aus, wenn man die unterschiedlichen Kosten für Waren und Dienstleistungen in den einzelnen Ländern berücksichtigt. Nach Schätzungen des Internationalen Währungsfonds (IWF) betrug Russlands Anteil am weltweiten BIP im vergangenen Jahr auf dieser Grundlage nur 3,1 Prozent und in US-Dollar gerechnet sogar nur 1,7 Prozent.

Noch wichtiger ist, dass Deutschland vor dem Ersten Weltkrieg der Dreh- und Angelpunkt des europäischen Handels war. "Um Deutschland als zentrale Stütze gruppierte sich der Rest des europäischen Wirtschaftssystems, und vom Wohlstand und Unternehmungsgeist Deutschlands hing der Wohlstand des übrigen Kontinents hauptsächlich ab", schrieb Keynes. Russlands Rolle in der europäischen Wirtschaft besteht dagegen in erster Linie darin, Öl und andere Rohstoffe zu liefern, und es spielt eine untergeordnete Rolle in den globalen Lieferketten.

Ängste vor Abrücken Chinas von der Globalisierung 

China ist natürlich ein weitaus wichtigerer globaler Wirtschaftsakteur als Russland. Nach Schätzungen des IWF erwirtschaftete das Reich der Mitte im vergangenen Jahr in Dollar ausgedrückt mehr als ein Sechstel des weltweiten BIP, und die Bedeutung seiner Rolle in den globalen Lieferketten wurde im Verlauf der Pandemie schmerzlich deutlich. Die Wirtschaft des Landes ist außerdem in hohem Maße vom Handel mit dem Rest der Welt und insbesondere mit entwickelten Volkswirtschaften wie den USA abhängig.

Sollte sich das Land dazu entschließen, sich vom globalen System abzukoppeln, vielleicht aufgrund eines künftigen Konflikts um Taiwan, wären die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Auswirkungen auf sein eigenes System enorm. Es ist zu hoffen, dass Peking angesichts der Folgen des russischen Einmarsches in der Ukraine dies lieber nicht in Erwägung ziehen wird.

Die größere Bedrohung für die Globalisierung und die wichtigere Lehre aus Russland könnte darin bestehen, dass sie in ihren jüngsten Phasen zu viele Menschen abgehängt hat. Viele Russen haben nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion im Jahr 1991 die freien Märkte begrüßt und fühlten sich zum Zeitpunkt der russischen Schuldenkrise von 1998 von ihnen verraten. Das war eine Veränderung, die dazu beitrug, den Grundstein für den Aufstieg Putins zur Macht zu legen. In den USA und anderswo in der entwickelten Welt sind viele der Vorteile der Globalisierung, die Unternehmen und ihre Investoren erlangt haben, nicht in ausreichendem Maße an einen Großteil der Bevölkerung weitergegeben worden. Das verschlimmerte die Ungleichheit und rief Zorn hervor. Die Lohnzuwächse, die nun die Arbeitskosten der Unternehmen in die Höhe treiben und die Gewinnspannen unter Druck setzen, könnten für die Investoren schwer zu schlucken sein. Womöglich tragen sie aber auch dazu bei, dass die Vorteile der Globalisierung auf breiter Ebene anerkannt werden.

Globalisierung ist kein Allheilmittel 

Es könnte sehr wohl sein, dass sich die Dynamik der Globalisierung noch in anderer Hinsicht ändert. Sowohl die durch die Pandemie ausgelösten Engpässe als auch die russische Invasion machen deutlich, wie gefährlich es sein kann, sich zu sehr von der Produktion eines einzigen Landes abhängig zu machen, sei es bei Mikroprozessoren oder bei Erdgas. Vielleicht setzt sich auch die Erkenntnis durch, dass die Globalisierung weder eine vollendete Tatsache noch ein Zauberstab ist, der von selbst zu einer wohlhabenderen Zukunft führen kann.

Kontakt zum Autor: konjunktur.de@dowjones.com

DJG/DJN/axw/jhe

(END) Dow Jones Newswires

April 19, 2022 04:05 ET (08:05 GMT)

Copyright (c) 2022 Dow Jones & Company, Inc.

© 2022 Dow Jones News
Zeitenwende! 3 Uranaktien vor der Neubewertung
Ende Mai leitete US-Präsident Donald Trump mit der Unterzeichnung mehrerer Dekrete eine weitreichende Wende in der amerikanischen Energiepolitik ein. Im Fokus: der beschleunigte Ausbau der Kernenergie.

Mit einem umfassenden Maßnahmenpaket sollen Genehmigungsprozesse reformiert, kleinere Reaktoren gefördert und der Anteil von Atomstrom in den USA massiv gesteigert werden. Auslöser ist der explodierende Energiebedarf durch KI-Rechenzentren, der eine stabile, CO₂-arme Grundlastversorgung zwingend notwendig macht.

In unserem kostenlosen Spezialreport erfahren Sie, welche 3 Unternehmen jetzt im Zentrum dieser energiepolitischen Neuausrichtung stehen, und wer vom kommenden Boom der Nuklearindustrie besonders profitieren könnte.

Holen Sie sich den neuesten Report! Verpassen Sie nicht, welche Aktien besonders von der Energiewende in den USA profitieren dürften, und laden Sie sich das Gratis-PDF jetzt kostenlos herunter.

Dieses exklusive Angebot gilt aber nur für kurze Zeit! Daher jetzt downloaden!
Werbehinweise: Die Billigung des Basisprospekts durch die BaFin ist nicht als ihre Befürwortung der angebotenen Wertpapiere zu verstehen. Wir empfehlen Interessenten und potenziellen Anlegern den Basisprospekt und die Endgültigen Bedingungen zu lesen, bevor sie eine Anlageentscheidung treffen, um sich möglichst umfassend zu informieren, insbesondere über die potenziellen Risiken und Chancen des Wertpapiers. Sie sind im Begriff, ein Produkt zu erwerben, das nicht einfach ist und schwer zu verstehen sein kann.