DJ EZB/Lagarde sieht kurzfristig Aufwärtsrisiken für Inflation
Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)--EZB-Präsidentin Christine Lagarde hat bekräftigt dass die Europäische Zentralbank (EZB) das Risiko sieht, dass die Inflation kurzfristig noch deutlicher als von ihr erwartet steigt. Lagarde verwies in einer Rede vor dem Lenkungsausschuss des Internationalen Währungsfonds (IWF) darauf, dass die aktuell sehr hohe Inflation vor allem von den Energie- und Nahrungsmittelpreisen sowie von Versorgungsengpässen im Zuge der Post-Corona-Erholung ausgehe.
"Die Auswirkungen dieser Faktoren dürften im Laufe der Zeit nachlassen, aber kurzfristig sind die Inflationsrisiken eher nach oben gerichtet", sagte Lagarde laut veröffentlichtem Redetext. Die Inflation werde höher sein, wenn die Preise von Energie und anderen Rohstoffen weiter stiegen und neue Versorgungsengpässe entstünden. "Mittelfristig könnten sich Risiken für die Inflationsaussichten ergeben, wenn die Löhne stärker als erwartet steigen, die längerfristigen Inflationserwartungen über das Ziel hinausgehen oder sich die Angebotsbedingungen dauerhaft verschlechtern", fügte sie hinzu.
Gleichzeitig könnte Lagarde zufolge jedoch eine schwächere Nachfrage den Druck auf die Preise verringern. Bislang sei das Lohnwachstum trotz eines starken Arbeitsmarktes gedämpft geblieben, und die Inflationserwartungen im Euroraum bewegten sich in der Nähe des Zielwerts von 2 Prozent - "wenngleich erste Anzeichen für eine Überschreitung des Zielwerts bei diesen Messgrößen eine genaue Beobachtung rechtfertigen", wie Lagarde anmerkte. "Wir werden die Risiken für die Inflationsaussichten weiterhin sorgfältig beobachten", sagte sie.
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April 21, 2022 06:41 ET (10:41 GMT)
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