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PARIS (dpa-AFX) - Bei der Präsidentschaftswahl in Frankreich nehmen Staatschef Emmanuel Macron und seine rechte Konkurrentin Marine Le Pen nach dem zentralen TV-Duell Kurs auf die entscheidende Endrunde am Sonntag. Umfragen sahen am Donnerstag einen Vorsprung beim liberalen Amtsinhaber, der demnach auf 55,5 bis 56,5 Prozent kommen könnte. Aus der großen Fernsehdebatte, die am Mittwochabend 15,6 Millionen Menschen vor den Bildschirmen verfolgten, ging Macron nach einer Umfrage sowie Einschätzungen etlicher Medien im Land als Sieger hervor. Eine Mehrheit hielt den 44-Jährigen für den überzeugenderen Bewerber.
Bei der traditionellen Debatte zwischen den beiden Wahlrunden traten die gegensätzlichen Visionen für die Zukunft Frankreichs zwischen Macron und seiner rechten Widersacherin Le Pen deutlich hervor. Die Debatte blieb überwiegend sachlich, auch wenn beide hart gegen den anderen austeilten. Bereits vor der Endrunde der Präsidentschaftswahl 2017 hatten sich die zwei gegenüber gesessen, damals leisteten sie sich Beschimpfungen und persönliche Angriffe.
Während Macron sich bei der diesjährigen Debatte zur deutsch-französischen Kooperation und zur Verankerung Frankreichs in der Europäischen Union bekannte, stellte Le Pen klar, dass sie die EU gründlich ändern will. Der 53-Jährigen geht es dabei um mehr nationale Kompetenzen. Macron warf ihr vor, noch immer aus der EU austreten zu wollen, dies aber nicht offen zu sagen. Angesichts des Ukraine-Kriegs waren sich Le Pen und Macron weitgehend einig, dass es weiter Hilfen für Kiew geben solle. Le Pen sprach sich aber gegen einen Importstopp für russisches Gas aus. Macron warf seiner Kontrahentin vor, von Kremlchef Wladimir Putin abhängig zu sein.
Obwohl Le Pen das Hauptthema des Wahlkampfs, die Kaufkraft, seit Wochen geschickt besetzt, konnte sie sich in der Debatte nicht klar gegen Macron durchsetzen. Sie schlug etwa eine Mehrwertsteuersenkung auf Energie sowie einen Wegfall der Steuern auf 100 Grundprodukte des täglichen Bedarfs vor. Macron setzte darauf, die Arbeitslosigkeit weiter zu senken und Gas- und Strompreise weiterhin zu deckeln. Bei der Rente will Le Pen am Eintrittsalter von 62 Jahren festhalten. Wer schon jung ins Berufsleben einsteige, solle mit 60 in Rente gehen dürfen. Macron will das Rentenalter mit Ausnahmen auf 65 Jahre anheben. Bei wachsender Lebenserwartung müsse das Rentensystem gegenfinanziert werden, meinte er.
Beim Thema Umwelt und Energieversorgung sprach sich Macron für den Bau weiterer Kraftwerke aus, er will zugleich aber die erneuerbaren Energien voranbringen, insbesondere Offshore-Windparks. Le Pen hingegen hält Windräder für ökologisch und ökonomisch unsinnig. Sie will existierende Anlagen abbauen lassen und setzt auf Atomkraft.
Weil am Sonntag ein knapper Wahlausgang erwartet wird, war das Duell besonders wichtig. Die Wählerschaft ist gespalten, viele besonders linke Wähler wollen weder Macron noch Le Pen im Élyséepalast. Um diese Gruppe werden die beiden Präsidentschaftskandidaten auch bei ihren verbleibenden Wahlkampfauftritten buhlen./rbo/DP/nas