DJ ÜBERBLICK am Mittag/Konjunktur, Zentralbanken, Politik
Die wichtigsten Ereignisse und Meldungen zu Konjunktur, Zentralbanken, Politik aus dem Programm von Dow Jones Newswires
S&P Global: Deutsche Wirtschaft verliert im April an Schwung
Das Wachstum in der deutschen Wirtschaft hat sich im April verlangsamt. Der von S&P Global (ehemals IHS Markit) erhobene Sammelindex für die Produktion in der Privatwirtschaft - Industrie und Dienstleister zusammen - verringerte sich auf 54,5 von 55,1 Punkten im Vormonat, wie aus den Daten der ersten Veröffentlichung hervorgeht. Gravierende Lieferunterbrechungen und eine sinkende Nachfrage sorgten in Deutschland im April für einen Rückgang der Industrieproduktion. Demgegenüber sorgte die kräftige Erholung des Servicesektors infolge der nachlassenden Auswirkungen der Pandemie für Wachstumsimpulse.
S&P Global: Wachstum im Euroraum zieht im April wieder an
Das Wachstum in der Eurozone hat im April wider Erwarten angezogen. Dabei glich der Aufschwung im Servicesektor den Rückgang in der Industrie aus. Der Sammelindex für die Produktion in der Privatwirtschaft - Industrie und Dienstleister zusammen - erhöhte sich auf 55,8 Zähler von 54,9 im Vormonat, wie S&P Global (ehemals IHS Markit) im Zuge der ersten Veröffentlichung berichtete. Von Dow Jones Newswires befragte Volkswirte hatten einen Rückgang auf 53,9 Punkte vorhergesagt.
VP Bank: Aussagekraft der PMI begrenzt
Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der liechtensteinischen VP Bank, weist darauf hin, dass die robusten Einkaufsmanagerindizes (PMI) für die Eurozone in einem krassen Widerspruch zu anderen Konjunkturfrühindikatoren stehen wie etwa dem ifo-Geschäftsklima für die deutsche Wirtschaft. "Die Begründung für den Unterschied liegt in der Konstruktion der Indizes", erläutert der Experte. "Längere Lieferzeiten, normalerweise ein gutes Konjunktursignal, fließen positiv in die Berechnung des Einkaufsmanagerindex ein. Aktuell sind lange Lieferzeiten aber Ausdruck unterbrochener Lieferketten und belasten die weitere wirtschaftliche Entwicklung", erklärt Gitzel.
Commerzbank: Mageres Wachstum der Euroraum-Wirtschaft
Nach den Einkaufsmanagerindizes geht Commerzbank-Ökonom Marco Wagner davon aus, dass die Euroraum-Wirtschaft im ersten Quartal nur mit der mageren Rate von 0,3 Prozent gegenüber dem Vorquartal gewachsen ist. "Denn bereits seit Ende Februar schlägt der Krieg Russlands gegen die Ukraine deutlich ins Kontor. Die dadurch entstandene wirtschaftliche und politische Unsicherheit dämpft seitdem die Investitions- und Konsumneigung", schreibt Wagner in einer Researchnote.
Bundesbank: Deutsches BIP stagniert im ersten Quartal in etwa
Die deutsche Wirtschaft hat nach Einschätzung der Bundesbank im ersten Quartal unter dem Einfluss widerstreitender Kräfte gestanden. Wie die Bundesbank in ihrem Monatsbericht für April schreibt, zeigte sich der Dienstleistungssektor wegen der schrittweisen Aufhebung der Anti-Corona-Maßnahmen robust, während der verarbeitende Sektor unter dem Beginn des russischen Kriegs gegen die Ukraine zu leiden begann. "Alles in allem könnte die Wirtschaftsleistung in Deutschland im ersten Quartal 2022 in etwa stagniert haben", heißt es in dem Bericht. Das Statistische Bundesamt veröffentlicht eine erste BIP-Schätzung am nächsten Freitag.
Bundesbank: Russischer Energielieferstopp könnte BIP 2022 um 2% sinken lassen
Ein Stopp russischer Energielieferungen und ein Abbruch der Handelsbeziehungen zu Russland würde die deutsche Wirtschaft nach Berechnungen der Deutschen Bundesbank wegen des scharfen Anstiegs der Rohstoffpreise, negativer Vertrauenseffekte und des Fehlens von Rohstoffen schwer treffen - allerdings wohl nicht so schwer wie von manchen Ökonomen und Industrievertretern befürchtet.
Euroraum-Leistungsbilanzüberschuss sinkt im Februar leicht
Der Leistungsbilanzüberschuss des Euroraums ist im Februar leicht gesunken. Nach Angaben der Europäischen Zentralbank (EZB) wies die Leistungsbilanz saisonbereinigt einen positiven Saldo von 21 (Januar: 22) Milliarden Euro auf. Der Handelsbilanzüberschuss betrug 10 (12) Milliarden Euro, wobei die Exporte 234 (229) Milliarden Euro betrugen und die Importe 225 (218) Milliarden Euro. Der Saldo der Dienstleistungsbilanz war mit 14 (17) Milliarden Euro positiv.
Staatsschuldenquote im Euroraum sinkt 2021 auf 95,6 Prozent
Die Staatsschulden in der Eurozone sind im Jahr 2021 gesunken, nachdem sie im Corona-Jahr 2020 stark gestiegen waren. Der öffentliche Schuldenberg sank gemessen am Bruttoinlandsprodukt (BIP) auf 95,6 von 97,2 Prozent im Vorquartal, wie die Statistikbehörde Eurostat meldete. In absoluten Zahlen kletterte der Schuldenberg auf 11,720 von 11,095 Billionen Euro. In der EU-27 sank die Staatsschuldenquote auf 88,1 von 90,0 Prozent entsprechend 12,740 nach 12,066 Billionen Euro.
Britisches Verbrauchervertrauen auf niedrigstem Stand seit 2008
Das Vertrauen der britischen Verbraucher hat sich im April den fünften Monat in Folge verschlechtert und ist auf den niedrigsten Stand seit der Finanzkrise 2008/2009 gesunken, da sich der Rückgang der Realeinkommen der Haushalte aufgrund der hohen Inflation verstärkt. Das von der Marktforschungsfirma GfK erhobene Barometer für das Verbrauchervertrauen sank im April auf minus 38 von minus 31 im März und liegt damit nur noch knapp unter dem Rekordtief von minus 39, das im Juli 2008 während der globalen Finanzkrise verzeichnet wurde.
EU in entscheidender Verhandlungsrunde über Gesetz über digitale Dienste
Die EU-Institutionen sind in die entscheidende Verhandlungsrunde zum Gesetz über digitale Dienste (DSA) eingetreten, mit dem Internetkonzerne stärker reguliert werden sollen. Bei den Verhandlungen zwischen dem Europäischen Parlament, den Mitgliedstaaten und der EU-Kommission könnte es am Freitag oder am Samstagmorgen zu einer Einigung kommen. Mit dem Digital Services Act sollen Internetkonzerne wie Google und Meta in der EU verpflichtet werden, stärker gegen Hassrede und illegale Inhalte vorzugehen.
Scholz kündigt weitere Waffenlieferungen an die Ukraine an
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat weitere Waffenlieferungen an die Ukraine angekündigt. "Die Möglichkeiten der Bundeswehr, aus ihrem Arsenal weitere Waffen zu liefern, sind weitgehend erschöpft. Was noch verfügbar gemacht werden kann, liefern wir aber auf jeden Fall noch - Panzerabwehrwaffen, Panzerrichtminen und Artilleriemunition", sagte Scholz dem Spiegel. Deshalb sei eine Liste rasch lieferbarer militärischer Ausrüstung erstellt worden. "Wie bisher also Verteidigungswaffen und Mörser für Artilleriegefechte." Scholz erklärte seine Zurückhaltung hinsichtlich der Lieferung schwerer Waffen mit der Gefahr eines Nuklearschlags durch Russland.
Baerbock lehnt zeitlich befristetes Gasembargo gegen Russland ab
Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) hat einem vorläufigen Energie-Embargo gegen Russland wegen des Ukraine-Krieges eine Absage erteilt. Einen von mehreren Partnerstaaten vorgeschlagenen befristeten Importstopp für russisches Gas halte sie für "nicht richtig", sagte Baerbock bei einer Pressekonferenz in Litauens Hauptstadt Vilnius. Bei den Sanktionen gegen Russland müsse es um Langfristigkeit gehen: "Wenn wir diesen Schritt jetzt gehen, uns unabhängig zu machen von russischen fossilen Importen, dann muss das der Schritt für immer sein."
Bauernverband: Lebensmittel grundsätzlich mit reduziertem Steuersatz
Der Deutsche Bauernverband hat angesichts der aktuellen Forderung nach einer Mehrwertsteuerbefreiung bei bestimmten Nahrungsmitteln eine ermäßigte Steuer für sämtliche Lebensmittel angemahnt. "Idealerweise sollten alle Lebensmittel mit dem reduzierten Steuersatz belegt werden", sagte Generalsekretär Bernhard Krüsken. Genauso wichtig sei es jedoch, "jetzt endlich die Blockade bei der Finanzierung des Umbaus der Tierhaltung zu lösen", erklärte er in einer Mitteilung.
Finanzministerium zurückhaltend zu Steuerbefreiung für Obst und Gemüse
Das Bundesfinanzministerium hat zurückhaltend auf Forderungen nach einer Mehrwertsteuerbefreiung für bestimmte Nahrungsmittel reagiert. "Einzelne Forderungen kommentiere ich hier üblicherweise nicht", sagte ein Ministeriumssprecher bei einer Pressekonferenz in Berlin auf eine entsprechende Frage. Die umfangreichen Maßnahmen des zweiten Entlastungspaketes sollten zügig umgesetzt werden, hob er hervor.
Macron und Le Pen beschließen ihren Wahlkampf
Zwei Tage vor der entscheidenden Runde der Präsidentschaftswahl in Frankreich suchen Präsident Emmanuel Macron und seine rechtspopulistische Herausforderin Marine Le Pen ein letztes Mal den Kontakt zur Bevölkerung. Le Pen war im Norden Frankreichs unterwegs, wo sie in der ersten Runde gut abgeschnitten hatte. Macron wird in Figeac im Süden erwartet, wo er sich zur Landwirtschaft äußern will. Beide Lager planen bereits Zeremonien für den Fall eines Wahlsiegs.
DJG/DJN/AFP/apo
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April 22, 2022 07:30 ET (11:30 GMT)
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