DJ Dekabank: Dienstleistungen stützen deutsches BIP im 1. Quartal
Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)--Das deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist im ersten Quartal nach Einschätzung von Dekabank-Volkswirt Andreas Scheuerle um 0,1 Prozent gesunken. Mit dieser Prognose ist Scheuerle etwas pessimistischer als die von Dow Jones Newswires befragten Volkswirte (Konsens: plus 0,1) Prozent. Das Minus wäre aus seiner Sicht aber noch größer, wenn es die anhaltende Erholung im Dienstleistungssektor nicht gäbe. Diese wird durch einen neuen Indikator des Statistischen Bundesamts (Destatis) untermauert.
Dieser Indikator zeigt, dass die reale Produktion des Dienstleistungssektors im Januar gegenüber dem Vormonat saison- und kalenderbereinigt um 0,7 Prozent gestiegen ist. Destatis hat diesen Indikator Anfang des Monats erstmals veröffentlicht. "Ich bin wirklich froh, dass die Statistiker diesen Indikator zur Verfügung stellen", sagt Scheuerle. Ohne ihn hätte er das Minus im ersten Quartal eher auf 0,3 Prozent veranschlagt.
Die mit der neuen Konjunkturstatistik abgedeckten Dienstleistungsbereiche generierten laut Destatis 2021 rund ein Drittel der deutschen Bruttowertschöpfung. Nicht enthalten sind Finanz- und Versicherungsdienstleistungen. Der gesamte Dienstleistungssektor macht 70 Prozent der deutschen Bruttowertschöpfung aus.
Die Produktion im verarbeitenden Sektor ist in den ersten beiden Monaten des Jahres um knapp 2 Prozent gestiegen. Für März rechnet der Ökonom allerdings mit einer Abschwächung, worauf neben den bereits veröffentlichten Pkw-Produktions- und Exportzahlen auch der Maut-Fahrleistungsindex hindeute.
Im Dienstleistungssektor hat nach seiner Einschätzung der im Januar begonnenen Aufholprozess infolge der Aufhebung von Anti-Corona-Maßnahmen "mit unvermindertem Tempo angehalten". "Darauf deuten verfügbare Indikatoren wie zum Beispiel die Reisebüro-Umsätze, Kino-Einspielergebnisse, Arbeitsmarktdaten, Online-Transaktionen hin", sagte er. Es handele sich hier um eine "unglaublich starke Bewegung".
Der Konsum hat das Wachstum im ersten Quartal aus seiner Sicht gebremst. "Das liegt an den Corona-Restriktionen. Die wurden zwar gelockert, aber wir sind mit einem kräftigen statistischen Unterhang in das Quartal gegangen", erläutert er. Die Einzelhandelsumsätze, die für knapp 40 Prozent des privaten Konsums stehen, lagen im Januar/Februar um 1,3 Prozent unter dem Vorquartalsniveau.
Gebremst hat im ersten Quartal Scheuerle zufolge wohl auch der Außenhandel, weil die Einfuhren stärker als die Ausfuhren wuchsen. Wachstumsstützen waren demnach der Bau, die Investitionen und der Staatskonsum.
Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dowjones.com
DJG/hab/brb
(END) Dow Jones Newswires
April 26, 2022 06:37 ET (10:37 GMT)
Copyright (c) 2022 Dow Jones & Company, Inc.