DJ EZB/De Guindos: Euroraum-Wirtschaft wächst im 1. Quartal schwach
Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)--Der Vizepräsident der Europäischen Zentralbank (EZB), Luis de Guindos, rechnet damit, dass die Wirtschaft des Euroraums im ersten Quartal leicht gewachsen ist. Bei der Vorstellung des EZB-Jahresberichts für 2021 sagte de Guindos außerdem, dass wegen des russischen Kriegs gegen die Ukraine eine weitere Wachstumsabschwächung zu erwarten sei. De Guindos zufolge dürfte die Inflation wegen der gestiegenen Energiepreise vorerst sehr hoch bleiben. Zugleich forderte er die Regierungen auf, Anreize für eine geringere Abhängigkeit von russischen Energielieferungen zu setzen.
"Da die pandemiebedingten Einschränkungen die Wirtschaftstätigkeit immer noch belasten, dürfte das Wachstum im Euro-Gebiet im ersten Quartal dieses Jahres schwach gewesen sein", sagte De Guindos laut veröffentlichtem Redetext. Eurostat veröffentlicht Zahlen zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) des ersten Quartals am Freitag. Von Dow Jones Newswires befragte Volkswirte rechnen mit einem BIP-Anstieg von 0,2 Prozent.
Der Anstieg der Energiepreise bremst nach Aussage des EZB-Vizepräsidenten die Nachfrage und erhöht die Produktionskosten. Der Krieg belaste auch das Vertrauen von Unternehmen und Verbrauchern und habe zu neuen Engpässen geführt. Diese Engpässe würden durch zusätzliche Schwierigkeiten in der Versorgungskette verschärft, die sich aus neuen Pandemiemaßnahmen in Asien ergäben.
"Diese Entwicklungen deuten darauf hin, dass sich das Wachstum in nächster Zeit verlangsamen wird", sagte er. Es gebe nach seiner Aussage jedoch auch Faktoren, die das Wachstum stützen, zum Beispiel der starke Arbeitsmarkt und die Dynamik, die von der Wiedereröffnung einiger Sektoren ausgehe.
De Guindos bekräftigte den Willen der EZB zur Kontrolle der Staatsanleihe-Spreads. "Im Rahmen unseres Mandats und unter angespannten Bedingungen werden wir flexibel reagieren, um sicherzustellen, dass die Geldpolitik im gesamten Euroraum reibungslos übertragen wird, wie wir es auf dem Höhepunkt der Pandemie mit gutem Erfolg getan haben", sagte er unter Verweis auf das Pandemiekaufprogramm PEPP.
Die Regierungen forderte De Guindos angesichts der hohen Inflation auf, ihre Maßnahmen verstärkt auf gefährdete Haushalte zu konzentrieren, um die öffentlichen Finanzen in Ordnung zu halten. Gleichzeitig sollten "die richtigen Anreize gesetzt werden, um die Nutzung fossiler Energien und die Abhängigkeit von russischer Energie zu verringern".
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April 28, 2022 03:30 ET (07:30 GMT)
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