DJ De Guindos sieht keine Fragmentierung im Euroraum
Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)--Die Europäische Zentralbank (EZB) ist nach den Worten ihres Vizepräsidenten Luis de Guindos über die Möglichkeit einer finanziellen Fragmentierung des Euroraums besorgt, sieht derzeit aber keine Anzeichen für eine derartige Entwicklung. Bei der Vorstellung des EZB-Jahresberichts für 2021 im Wirtschafts- und Währungsausschuss des Europaparlaments fordert De Guindos, zwischen "idiosynkratisch" und "extern" verursachten Differenzen bei Staatsanleiherenditen zu unterscheiden. Hoch verschuldete Länder müssten eine vorsichtige Fiskalpolitik betreiben.
"Wir haben bisher einen Anstieg der nominalen Renditen gesehen, der ziemlich breit angelegt war, aber noch keine bedeutende Ausweitung der Renditedifferenzen (Spreads)", sagte er. Der EZB-Rat beobachte die Spreads zwar, habe aber noch keine konkreten Instrumente zu ihrer Begrenzung diskutiert. "Wir haben über die allgemeinen Prinzipien und die allgemeinen Elemente einer Fragmentierung diskutiert, die die Implementierung unserer Geldpolitik behindern könnte", sagte De Guindos. "Ich kann ihnen aber versichern, dass wir bereit sind, zu handeln", fügte er hinzu.
De Guindos warnte vor einer Vermengung von geldpolitischer Ausrichtung und Anti-Fragmentierungs-Programmen. Auch müsse die EZB bei Renditeanstiegen unterscheiden zwischen einer exogenen und einer idiosynkratischen Fragmentierung. Vorgehen müsse die EZB nur gegen die exogene. "Die Hauptursache der Fragmentierung sind die unterschiedlichen fiskalischen Profile der Länder", sagte De Guindos.
Bei der Vermeidung von Fragmentierung habe also nicht nur die Geldpolitik, sondern auch die Fiskalpolitik eine Rolle zu spielen. "Die Länder mit hohen Schulden und hohen Defiziten müssen eine vorsichtige Fiskalpolitik betreiben", forderte der EZB-Vizepräsident.
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April 28, 2022 04:35 ET (08:35 GMT)
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