DJ Scholz: Wirtschaftszusammenarbeit mit Japan bietet sich noch mehr an
Von Andreas Kißler
TOKIO/BERLIN (Dow Jones)--Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat hohe wirtschaftliche Möglichkeiten zwischen Deutschland und Japan bei der Transformation zur Klimaneutralität betont. "Die wirtschaftliche Verflechtung zwischen Japan und Deutschland ist sehr groß", sagte Scholz bei einer Pressekonferenz mit dem japanischen Premierminister Fumio Kishida in Tokio. Sie werde dies auch künftig sein. "Das ist etwas, das sich angesichts der großen technologischen Vorhaben, die wir miteinander verfolgen, noch mehr anbietet." Ein großes Feld der Zusammenarbeit zwischen beiden Ländern sollten Technologien auf dem Weg zur Klimaneutralität sein, eine "hervorragende Rolle" werde dabei die Wasserstoffwirtschaft spielen.
Scholz betonte, beide Länder seien trotz der gegenwärtigen Entwicklung "gegen alle Ideen von Decoupling", also einer Trennung der Wirtschaftsregionen, und "für offene, faire, regelbasierte Märkte, die weltweit existieren". Allerdings wolle man alles tun, damit niemand von Lieferverbindungen aus einem Land abhängig sei. "Das wird auch Zeit in Anspruch nehmen, aber wird für uns eine große Rolle spielen müssen", sagte Scholz. Mit Blick auf den Ukraine-Krieg betonte er, Deutschland und Japan stünden "Seite an Seite bei der Verteidigung der regelbasierten internationalen Ordnung" und würden ihre Präsidentschaften bei den sieben führenden Industrieländern (G7) dazu eng abstimmen.
Deutschland führt derzeit den G7-Vorsitz, Japan im kommenden Jahr. Auf dem Programm der Reise des Kanzlers stand zuvor auch der Besuch einer Deutsch-Japanischen Wirtschaftskonferenz sowie ein Gespräch mit japanischen und deutschen Wirtschaftsvertretern. Am Freitag will Scholz eine Wasserstoffanlage der Chiyoda Corporation besichtigen.
Der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Peter Adrian, betonte in einer Mitteilung, in der "aktuell so schwierigen Zeit sind verlässliche und bewährte Handelspartner von hohem Wert". Deutschland und Japan pflegten seit Jahrzehnten gute wirtschaftliche Kontakte, mit denen sie bilateral trotz Corona-Pandemie zuletzt knapp 42 Milliarden Euro erwirtschaftet hätten, erklärte Adrian, der zur Wirtschaftsdelegation gehört, die Scholz auf dessen erster Asien-Reise nach Japan begleitet. Dies habe man auch dem Freihandelsabkommen zwischen der EU und Japan zu verdanken, das seit 2019 in Kraft ist. Damit spiele Japan "im Indo-Pazifik-Raum für Deutschland und die EU die zentrale Rolle".
Vor allem kleine und mittlere Unternehmen erführen gerade schmerzlich, wie stark einseitige Abhängigkeiten auf das eigene Geschäft durchschlagen könnten. Japan und Deutschland sollten deshalb gemeinsam die Reform und Stärkung der Welthandelsorganisation WTO vorantreiben, forderte der DIHK-Präsident. Japan ist für Deutschland der zweitwichtigste Handelspartner nach China und vor Korea im Asien-Pazifik-Raum. Das Land belegt laut DIHK Platz 16 der wichtigsten Handelspartner Deutschlands. Die Deutsche Handelskammer in Japan (AHK Japan) feiert 2022 ihr 60-jähriges Bestehen.
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April 28, 2022 08:01 ET (12:01 GMT)
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