DJ Eurozone-Inflation steigt im April auf neues Rekordhoch
Von Andreas Plecko
FRANKFURT (Dow Jones)--Die Inflation im Euroraum ist im April aufgrund massiv gestiegener Energiepreise auf ein neues Rekordhoch geklettert. Außerdem erhöhte sich die Kernteuerung stärker als erwartet. Die jährliche Inflationsrate stieg auf 7,5 (März: 7,4) Prozent, wie die Statistikbehörde Eurostat in einer ersten Meldung mitteilte. Das ist die höchste Inflationsrate seit Beginn der Euro-Einführung im Jahr 1999. Von Dow Jones Newswires befragte Volkswirte hatten eine solche Rate vorhergesagt.
Haupttreiber der Inflation sind die stark gestiegenen Preise für Energie, die im Zuge des Krieges in der Ukraine massiv anzogen. Die Energiepreise sanken zwar im Monatsvergleich um 3,7 Prozent, lagen aber binnen Jahresfrist um 38,0 Prozent höher. Unverarbeitete Nahrungsmittel verteuerten sich um 2,7 Prozent auf Monats- und um 9,2 Prozent auf Jahressicht.
Die sogenannte Kernteuerung, die besonders volatile Preise ausspart, stieg im April stärker als erwartet. Diese ohne die Preise von Energie, Nahrungsmitteln, Alkohol und Tabak berechnete Kernrate erhöhte sich von 2,9 auf 3,5 Prozent. Ökonomen hatten nur mit einem Anstieg auf 3,1 Prozent gerechnet. Die Kernrate gilt unter Ökonomen als Richtgröße für den Inflationstrend.
Binnen Monatsfrist stiegen die Verbraucherpreise im April in der Gesamtrate um 0,6 Prozent, in der Kernrate betrug die Steigerung 1,1 Prozent. Volkswirte hatten Raten von 0,5 Prozent beziehungsweise 0,7 Prozent prognostiziert.
Die hohe Inflationsdynamik erhöht den Druck auf die EZB, ihre Geldpolitik zumindest zu normalisieren, also den Prozess der Bilanzvergrößerung über Anleihekäufe zu beenden und den Satz für Bankeinlagen aus dem negativen Bereich zu heben. An den Märkten wird mit mindestens einer Zinserhöhung in diesem Jahr gerechnet.
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April 29, 2022 05:00 ET (09:00 GMT)
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