DJ ÜBERBLICK am Mittag/Konjunktur, Zentralbanken, Politik
Die wichtigsten Ereignisse und Meldungen zu Konjunktur, Zentralbanken, Politik aus dem Programm von Dow Jones Newswires.
Habeck: Bislang noch keine gemeinsame EU-Position zu Öl-Embargo
Innerhalb der Europäischen Union gibt es nach Aussage von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) noch keine gemeinsame Position für ein EU-Öl-Embargo gegen Russland. Deutschland könnte ein Einfuhrverbot mittragen, auch wenn es mit deutlichen Preissprüngen Spuren in der Wirtschaft und bei Verbrauchern hinterlassen würde. Aber weitgehende Unabhängigkeit gelte nicht für alle Mitgliedsstaaten der Europäischen Union.
Wirtschaftsstimmung in der Eurozone schlechter als erwartet
Die Wirtschaftsstimmung des Euroraums hat sich im April deutlicher als erwartet eingetrübt. Laut Mitteilung von Eurostat sank der für die EU-Kommission erhobene Economic Sentiment Indicator (Esi) auf 105,0 (März revidiert: 106,7) Punkte. Von Dow Jones Newswires befragte Ökonomen hatten einen Stand von 108,0 prognostiziert, Basis war ein vorläufiger März-Wert von 108,5 gewesen. Im Verarbeitenden Gewerbe, im Dienstleistungssektor, im Einzelhandel und in der Bauwirtschaft erreichten Verkaufspreiserwartungen der Akteure neue Allzeithochs. Die Preiserwartungen der Konsumenten gingen leicht zurück.
Euroraum-Industrie-PMI sinkt im April auf 55,5 Punkte
Das Wachstum der Aktivität im verarbeitenden Gewerbe des Euroraums hat sich im April in etwa wie erwartet abgeschwächt. Wie S&P Global in zweiter Veröffentlichung mitteilte, sank der Einkaufsmanagerindex (PMI) dieses Sektors auf 55,5 (Vormonat: 56,5) Punkte. Volkswirte hatten eine Bestätigung der in erster Veröffentlichung gemeldeten 55,3 Punkte prognostiziert.
S&P Global: Deutsche Industrie zeigt im April nachlassenden Schwung
Die Aktivität in der deutschen Industrie ist im April langsamer als im Vormonat gewachsen, allerdings war sie ausweislich der zweiten Umfrage von S&P Global höher als bisher angenommen. Der von S&P Global (ehemals IHS Markit) in diesem Sektor erhobene Einkaufsmanagerindex sank auf 54,6 von 56,9 Punkten. Volkswirte hatten eine Bestätigung der in erster Veröffentlichung gemeldeten 54,1 Punkte erwartet. Ab 50 Zählern signalisiert das Konjunkturbarometer ein Wachstum, darunter eine Schrumpfung.
BA: Arbeitskräftenachfrage steigt im April weiter
Die Arbeitskräftenachfrage in Deutschland hat nach Aussage der Bundesagentur für Arbeit (BA) im April erneut zugenommen. Der von der BA erhobene Stellenindex BA-X stieg um 2 Punkte auf einen Rekordstand von 138 Punkten und lag damit wie im März um 33 Punkte über dem Niveau des Vorjahresmonats. "Das Ende der meisten Corona-Beschränkungen und die Frühjahrsbelebung haben im April im Vergleich zum März zu einem - wenn auch zum Teil nur kleinen - Plus in der Nachfrage bei fast allen Branchen geführt", teilte die BA mit.
HDE: Anhaltender Krieg belastet Verbraucherstimmung
Die Verbraucherstimmung hat sich im Mai laut dem Handelsverband Deutschland (HDE) weiter eingetrübt. Nachdem das HDE-Konsumbarometer nach dem Beginn des russischen Krieges in der Ukraine massiv eingebrochen sei, gehe es nun erneut zurück, erklärte der HDE. Damit sinke der Indikator bereits den sechsten Monat in Folge und erreiche einen neuen Allzeit-Tiefststand von 88,74 Punkten nach 89,56 im April und 94,50 im März. "Die Verschlechterung der Verbraucherstimmung fällt zwar wesentlich geringer aus als im Vormonat, doch die Aussichten für den privaten Konsum in den kommenden drei Monaten bleiben trübe", erklärte der Verband.
Lindner: Deutschland ist bei Sanktionen nicht zögerlich
Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) hat angesichts der Diskussion über ein EU-Ölembargo gegen Russland den an Deutschland gerichteten Vorwurf einer Zögerlichkeit bei den Energiesanktionen zurückgewiesen. "Wir sind dort nicht isoliert, und wir sind nicht zögerlich, aber wir haben klare Kriterien", sagte Lindner dem Nachrichtensender Welt. "Gerade bei der Frage des Ölembargos sieht man ja plötzlich, dass andere Mitgliedsstaaten in Europa jetzt ihre Argumente vortragen und nicht Deutschland zögerlich ist", hob er hervor.
Umfrage: 42 Prozent des Mittelstands von Materialknappheit betroffen
Kleine und mittlere Unternehmen haben laut einer Umfrage der Förderbank KfW weiterhin große Schwierigkeiten bei der Beschaffung von Material. 42 Prozent der Unternehmen gaben an, nicht alle benötigten Materialien beziehen zu können, das waren sechs Prozentpunkte weniger als im vergangenen September, wie die KfW am Montag erklärte. Der Rückgag war jedoch hauptsächlich auf den Dienstleistungssektor zurückzuführen, der vergleichsweise wenig von Vorleistungen abhängig ist.
HDE sieht trotz Pandemie stabile Nachfrage nach Handelsimmobilien
Beim Deutschen Handelsimmobilienkongress 2022 hat der Handelsverband Deutschland (HDE) eine trotz der Coronavirus-Pandemie stabile Nachfrage nach Handelsimmobilien festgestellt, zugleich aber auch auf "die pandemiebedingt herausfordernden Rahmenbedingungen" für den stationären Einzelhandel und den Handelsimmobilienmarkt aufmerksam gemacht. In seiner Rede appellierte HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth laut HDE an Handel, Kommunen, Immobilienwirtschaft und Politik, den zukunftsorientierten Stadtumbau gemeinsam aktiv zu gestalten und sich für starke Handelsstandorte einzusetzen.
Immer mehr Menschen erwägen Anschaffung von Elektroauto
Angesichts der hohen Spritpreise steigt offensichtlich die Bereitschaft der Autofahrerinnen und Autofahrer zum Kauf eines Elektrofahrzeugs. Laut einer am Montag veröffentlichten Umfrage des Digitalverbands Bitkom wird in jedem achten Haushalt in Deutschland (12 Prozent) erwogen, sich einen E-Pkw anzuschaffen. Im Januar, also vor dem russischen Überfall auf die Ukraine, lag der Anteil demnach bei 10 Prozent.
Lindner will Belastungsmoratorium bei Steuern und Bürokratie
Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) hat in einer Rede vor Steuerberatern ein "Belastungsmoratorium für Menschen und Betriebe" im Steuerbereich angemahnt. Ein solches brauche man bei Steuern und Bürokratie gerade in der aktuellen Krise, sagte Lindner laut Finanzministerium. Man werde auch "Subventionen überprüfen", die zusätzlichen Druck auf die Preise ausübten. "Erfolgreiche Steuerpolitik zeigt sich an der Wachstumsprognose und an dem Geld im Portemonnaie der Bürger", erklärte der Finanzminister laut der Bundessteuerberaterkammer beim Deutschen Steuerberaterkongress.
Finnen kündigen Vertrag mit Rosatom über Bau von Atomreaktor auf
Die finnische Unternehmensgruppe Fennovoima hat einen Vertrag mit dem russischen Energieriesen Rosatom über den Bau eines Atomreaktors aufgekündigt. "Der Krieg in der Ukraine hat die Risiken für das Projekt erhöht", erklärte Fennovoima am Montag. Die Rosatom-Tochter Raos Project sei nicht in der Lage gewesen, "diese Risiken zu mindern". Darüber hinaus habe es "erhebliche Verzögerungen" im Zusammenhang mit dem Projekt an der finnischen Ostseeküste gegeben.
Wirtschaft drängt auf Ausbau deutsch-indischer Handelsbeziehungen
Vor den deutsch-indischen Regierungskonsultationen drängt die deutsche Wirtschaft trotz Differenzen beider Länder in der Ukraine-Frage auf einen Ausbau der Handelsbeziehungen. Die deutschen Maschinen- und Anlagenbauer des Branchenverbands VDMA forderten eine Erleichterung bei den Ausfuhrgenehmigungen für Technologieexporte nach Indien. Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) mahnte niedrigere Zölle an.
Hebestreit: Indien, Indonesien, Senegal und Südafrika Gastländer beim G7
Deutschland hat die Länder Indien, Indonesien, Senegal und Südafrika als Gastländer zum G7-Gipfel der westlichen Industrienationen eingeladen. Das bestätigte Regierungssprecher Steffen Hebestreit. Deutschland hält derzeit den Vorsitz der sieben führenden Industrieländer (G7) inne. Über eine Einladung von Indien war im Vorfeld spekuliert worden, da das Land bislang Russland nicht für seinen Angriffskrieg auf die Ukraine verurteilt hat. Auch schloss Indien sich nicht den westlichen Sanktionen gegen Russland an und erhöhte seine russischen Ölimporte. Gleichzeitig ist Russland der größte Waffenlieferant Indiens.
EURORAUM
Industrievertrauen Apr +7,9 (März: +9,0)
Industrievertrauen Apr PROGNOSE: +9,5
Verbrauchervertrauen Apr -22,0 (März: -21,6)
Verbrauchervertrauen Apr PROGNOSE: -16,9
FRANKREICH
Einkaufsmanagerindex verarb. Gewerbe Apr 55,7 (2. Veröff.)
Einkaufsmanagerindex verarb. Gewerbe Apr PROG: 55,4
Einkaufsmanagerindex verarb. Gewerbe März war 54,7
ITALIEN
Einkaufsmanagerindex verarbeit. Gewerbe Apr 54,5
Einkaufsmanagerindex verarbeit. Gewerbe Apr PROG: 55,0
Einkaufsmanagerindex verarbeit. Gewerbe März bei 55,8
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May 02, 2022 07:30 ET (11:30 GMT)
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