DJ S&P Global: Eurozone-PMI zeigt Schwung bei Service - Industrie schwächelt
FRANKFURT (Dow Jones)--Das Wachstum in der Eurozone hat sich im April leicht beschleunigt, wobei wie bereits im Vormonat der Aufschwung im Servicesektor die Schwäche in der Industrie ausglich. Der Sammelindex für die Produktion in der Privatwirtschaft - Industrie und Dienstleister zusammen - erhöhte sich auf 55,8 von 54,9 im Vormonat, wie S&P Global (ehemals IHS Markit) berichtete. Damit erreichte er ein Sieben-Monatshoch. Von Dow Jones Newswires befragte Volkswirte hatten diesen Wert vorhergesagt. Oberhalb von 50 Zählern signalisiert das Konjunkturbarometer ein Wachstum, darunter deutet es auf eine Schrumpfung.
Der Einkaufsmanagerindex für den Servicesektor kletterte deutlich auf 57,7 Punkte von 55,6 im Vormonat und den höchsten Stand in acht Monaten. Das entsprach der Prognose von Volkswirten und dem vorläufigen April-Wert. S&P Global betonte, dass sich in der Eurozone im April zunehmend eine Wirtschaft der zwei Geschwindigkeiten gezeigt habe: Während der Servicesektor im Aufwind gewesen sei, habe es eine Abkühlung in der Industrie gegeben. Ungeachtet dessen habe sich das Wirtschaftswachstum insgesamt beschleunigt, da die Nachfrage aufgrund der gelockerten Corona-Restriktionen angekurbelt worden sei.
Das Exportneugeschäft sei jedoch zum zweiten Mal hintereinander zurückgegangen, während die Geschäftsaussichten vor dem Hintergrund einer sich beschleunigenden Inflation und der zunehmenden geopolitischen Spannungen deutlich unter dem Niveau von Februar - vor dem Einmarsch Russlands in die Ukraine - geblieben seien, so S&P Global. "Parallel zur Wachstumsbeschleunigung intensivierte sich auch der Kostenauftrieb", kommentierte S&P-Global-Chefvolkswirt Chris Williamson. Diese Kombination werde die Spekulationen verstärken, dass die EZB bereits auf ihrer Juli-Sitzung mit der Anhebung der Zinsen beginnen könnte. Dass die Abwärtsrisiken für die Konjunktur jedoch zugenommen haben, könnte bedeuten, dass die Geldpolitiker bei der Straffung der Zinsen Vorsicht walten lassen.
Das Wachstum der Industrie sei nahezu zum Stillstand gekommen, so Williamson, angeführt von einem Produktionsrückgang in Deutschland, der auf die neuerlichen Unterbrechungen der Lieferketten und die Unsicherheit wegen des Ukraine-Kriegs zurückgehe. Unklar bleibe auch, ob der Servicesektor sein derzeitiges Wachstum beibehalten könne. Die Hoffnungen, dass die Wirtschaft durch Nachholeffekte angekurbelt werde, könnten enttäuscht werden, wenn die Kaufkraft durch die Inflation ausgehöhlt wird, die Risikoscheu einsetzt und die Neigung zum Sparen zunimmt.
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May 04, 2022 04:27 ET (08:27 GMT)
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