DJ ÜBERBLICK am Mittag/Konjunktur, Zentralbanken, Politik
Die wichtigsten Ereignisse und Meldungen zu Konjunktur, Zentralbanken, Politik aus dem Programm von Dow Jones Newswires.
Bank of England hebt Leitzins wie erwartet um 25 Basispunkte an
Die Bank of England (BoE) hat ihre Geldpolitik wie erwartet zum vierten Mal in Folge gestrafft, will nun aber offenbar vorsichtiger vorgehen, da die Sorge vor einem Abgleiten der Volkswirtschaft in eine Rezession wächst. Wie die BoE mitteilte, beschloss der geldpolitische Ausschuss (MPC), den Leitzins um 25 Basispunkte auf 1,00 Prozent anzuheben, was die von Dow Jones Newswires befragten Volkswirte erwartet hatten. Sechs Mitglieder des MPC stimmten für die Anhebung auf 1,00 Prozent, während Jonathan Haskel, Catherine L. Mann und Michael Saunders jeweils für eine stärkere Anhebung auf 1,25 Prozent stimmten.
Panetta: EZB braucht für Zinsentscheidung BIP-Daten für 2. Quartal
Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) sollte nach Aussage von EZB-Direktor Fabio Panetta nur auf Basis harter Daten über eine Zinserhöhung entscheiden. In einem Interview mit La Stampa plädierte Panetta dafür, die Veröffentlichung des Bruttoinlandsprodukts (BIP) für das zweite Quartal abzuwarten. In Betracht käme damit frühestens die Sitzung am 8. September. Manche Marktteilnehmer und Analysten spekulieren auf eine Entscheidung bereits im Juli.
Lane: EZB-Geldpolitik muss langsam normalisiert werden
Der Chefvolkswirt der Europäischen Zentralbank (EZB), Philip Lane, hat sich für eine langsame ("graduelle") Normalisierung der EZB-Geldpolitik ausgesprochen. In einer Veranstaltung des Brüsseler Think Tanks Bruegel begründete Lane das damit, dass die EZB beobachten müsse, wie veränderte Finanzierungsbedingungen die Inflationsdynamik beeinflussten. Ein weiterer Faktor seien die unklaren Auswirkungen des Kriegs gegen die Ukraine.
European Labour Market Barometer steigt trotz Ukraine-Kriegs
Trotz des Krieges in der Ukraine verzeichnet das European Labour Market Barometer im April den vierten Anstieg in Folge. Der Arbeitsmarkt-Frühindikator des Europäischen Netzwerks der öffentlichen Arbeitsverwaltungen und des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) nimmt gegenüber März um einen Punkt auf 104,4 Punkte zu und erreicht damit den dritthöchsten Wert seit Beginn der Zeitreihe im Sommer 2018, wie das IAB mitteilte.
Ifo-Institut: So viele Unternehmen wie nie wollen die Preise erhöhen
Die vom Ifo-Institut für Wirtschaftsforschung erhobenen Preiserwartungen haben dem Institut zufolge einen neuen Rekordstand erreicht. Im April lagen sie demnach bei 62 Punkten, dem höchsten Wert seit 1991. Im März betrugen sie 55 Punkte. Immer mehr Unternehmen planten, ihre Preise in den kommenden drei Monaten zu erhöhen. Besonders hoch waren die Ifo-Preiserwartungen den Angaben zufolge im Großhandel mit 79,3 Punkten, gefolgt vom Einzelhandel mit 75,4 Punkten und der Industrie mit 73,1 Punkten. Am Ende der Skala liegen der Bau mit 64,2 Punkten und die Dienstleister mit 51,5 Punkten.
Deutschland bei Arbeitskosten in der EU 2021 an siebter Stelle
Die Arbeitskosten im produzierenden Gewerbe und dem gewerblichen Dienstleistungssektor Deutschlands haben 2021 deutlich über dem EU-Durchschnitt gelegen. Wie aus einer Mitteilung des Statistischen Bundesamts (Destatis) hervorgeht, lag Deutschland 37,30 Euro je Arbeitsstunde aber insgesamt wie schon 2020 nur auf Platz 7. Dänemark hatte im EU-Vergleich mit 48,30 Euro die höchsten Arbeitskosten je geleisteter Arbeitsstunde, Bulgarien mit 6,80 Euro die niedrigsten. Im Vorjahresvergleich stiegen die Arbeitskosten in Deutschland kalenderbereinigt um 1,4 Prozent.
IfW: Welthandel stabilisiert sich
Der Warenverkehr hat sich im April laut dem jüngsten Kiel Trade Indicator in zahlreichen Volkswirtschaften stabilisiert. Laut dem jüngstem Datenupdate für April dürfte der Welthandel im Vergleich zum Vormonat preis- und saisonbereinigt um 2,1 Prozent zulegen, gab das Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW) bekannt. Einen vergleichbaren Zuwachs habe es zuletzt im Januar gegeben, vor Kriegsausbruch.
IWH: Zahl der Insolvenzen steogt im April nicht weiter
Die Zahl der Insolvenzen von Personen- und Kapitalgesellschaften ist im April nach einer Analyse des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) nicht weiter angestiegen. Ihre Zahl liegt laut IWH-Insolvenztrend im April bei 763 - in etwa so viele Fälle wie im März 2022 und wie im Vorjahresmonat, teilte das Institut mit. Die Frühindikatoren des IWH ließen auch für die kommenden beiden Monate keine starken Veränderungen bei den Insolvenzzahlen erwarten.
Französische Industrieproduktion sinkt im März um 0,5 Prozent
Frankreichs Industrieproduktion ist im März wie erwartet gesunken. Laut Mitteilung der Statistikbehörde Insee ging sie gegenüber dem Vormonat um 0,5 Prozent zurück. Volkswirte hatten ein Minus von 0,4 Prozent prognostiziert. Der für zunächst für Februar gemeldete Rückgang von 0,9 Prozent wurde auf 1,2 Prozent revidiert. Im ersten Quartal erhöhte sich die Produktion um 0,3 gegenüber dem Vorjahresquartal.
Norwegens Notenbank stellt raschere Zinserhöhungen in Aussicht
Norwegens Notenbank hat ihren Leitzins wie erwartet unverändert gelassen, sie will aber nicht ausschließen, dass sie ihn rascher als bisher signalisiert anheben wird. In der geldpolitischen Erklärung der Norges Bank heißt es: "Der Ausschuss war besorgt über das Risiko einer Beschleunigung der Preis- und Lohninflation in Norwegen. Wenn sich eine anhaltend hohe Inflation abzeichnen sollte, könnte der Leitzins schneller angehoben werden als in der Leitzinsprognose des März-Berichts angegeben." Zentralbank-Gouverneurin Ida Wolde Bache erklärte: "Basierend auf der aktuellen Einschätzung des Ausschusses zum Ausblick und der Risikobalance ist eine Zinserhöhung im Juni sehr wahrscheinlich."
Millionen Menschen wegen Corona-Ausbruchs in Peking zum Homeoffice aufgefordert
In der chinesischen Hauptstadt Peking sind nach landesweiten Ferien und einer Verschärfung der Corona-Maßnahmen am Donnerstag Millionen Menschen zur Arbeit zurückgekehrt. Viele arbeiteten im Homeoffice, nachdem die städtischen Behörden am Mittwoch rund ein Fünftel der U-Bahn-Stationen geschlossen und die Bewohner im bevölkerungsreichsten Stadtbezirk Chaoyang aufgefordert hatten, zu Hause zu bleiben. Aus der 21-Millionen-Einwohner-Stadt Peking wurden am Donnerstag nur 50 Neuinfektionen gemeldet.
Türkische Inflation steigt im April auf 70 Prozent
Der Inflationsdruck in der Türkei hat im April weiter zugenommen. Laut Mitteilung der Statistikbehörde stiegen die Verbraucherpreise mit einer Jahresrate von 70,0 (Vormonat: 61,1) Prozent. Volkswirte hatte laut Factset-Konsens 67,0 Prozent erwartet. Den stärksten Anstieg gegenüber dem Vorjahr verzeichnete der Verkehrssektor, gefolgt von Nahrungsmitteln und alkoholfreien Getränken sowie Einrichtungsgegenständen und Haushaltsgeräten, so die Daten von Turkstat.
Bund und Niedersachen unterzeichnen Vereinbarung für LNG-Infrastruktur
Das Bundeswirtschaftsministerium und das niedersächsische Umweltministerium haben bei einem Besuch von Wirtschaftsminister Robert Habeck in Wilhelmshaven eine Absichtserklärung zum Ausbau der Importinfrastruktur für Flüssiggas (LNG) und grünes Gas unterzeichnet. Zugleich schloss Habeck laut einer Mitteilung seines Ministeriums Verträge für die Charterung von insgesamt vier schwimmenden Flüssigerdgasterminals - so genannten Floating Storage and Regasification Units (FSRU).
Wirtschaftsminister Habeck warnt Umwelthilfe vor Klage gegen LNG-Terminals
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hat die Deutsche Umwelthilfe (DUH) aufgefordert, nicht gegen die von der Regierung geplanten LNG-Terminals zu klagen. Ohne diese Terminals sei die Versorgungssicherheit mit Gas bei einem Lieferstopp "nicht gewährleistet", sagte Habeck am Mittwochabend bei RTL Direkt. Deutschland habe bereits vier Spezialschiffe zur Aufbereitung von LNG gekauft. "Hätten wir sie nicht, wären wir wirklich noch wehrloser in dieser Situation", sagte Habeck.
Beschäftigte in der ostdeutschen Textilindustrie erhalten 5,6 Prozent mehr Lohn
Die rund 12.000 Tarifbeschäftigten der ostdeutschen Textilindustrie erhalten ab Oktober mehr Lohn: Er steigt zunächst um 4,1 Prozent, ab Oktober 2023 dann um weitere 1,5 Prozent, wie die Industriegewerkschaft Metall am Donnerstag mitteilte. Dazu kommen zwei Sonderzahlungen von insgesamt 320 Euro in diesem Jahr.
Pflicht zu Bürgerbeteiligung an Windparks in Mecklenburg-Vorpommern verfassungsgemäß
Die Pflicht für Betreiber von Windparks in Mecklenburg-Vorpommern, Gemeinden und Anwohnern eine Beteiligung an den Anlagen oder einen Ausgleich anzubieten, ist größtenteils mit dem Grundgesetz vereinbar. Grundrechte der Betreiber würden nicht verletzt, erklärte das Bundesverfassungsgericht am Donnerstag in Karlsruhe. Das Gemeinwohl wiege hier schwerer als der Eingriff in die Berufsfreiheit. (Az. 1 BvR 1187/17)
Regionalwahlen in Großbritannien haben begonnen
In Großbritannien haben die Regionalwahlen in England, Schottland, Wales und Nordirland begonnen. Die Wahllokale öffneten am Morgen, erste Ergebnisse werden für Donnerstagabend erwartet. Freitagabend sollen die endgültigen Ergebnisse vorliegen. Für Großbritanniens angeschlagenen Premierminister Boris Johnson könnte der Urnengang richtungsweisend sein.
SPD drängt Kretschmann zu Entlassung von Baden-Württembergs Innenminister Strobl
In der Affäre um die unerlaubte Weitergabe von Gerichtsunterlagen hat der SPD-Fraktionschef im Stuttgarter Landtag, Andreas Stoch, die Entlassung von Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl (CDU) gefordert. Das Handeln des Innenministers sei "mit dem geltenden Recht nicht vereinbar", erklärte Stoch am Donnerstag in Stuttgart. Da es dem Innenminister "offenbar an jeder Einsicht fehlt", müsse Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) ihn nun entlassen.
GROßBRITANNIEN
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May 05, 2022 07:30 ET (11:30 GMT)
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