DJ DIHK: Deutsch-britischer Handel pendelt sich auf niedrigem Niveau ein
Von Andreas Kißler
BERLIN (Dow Jones)--Der Brexit macht den deutschen Unternehmen auch ein Jahr nach dem Austritt des Vereinigten Königreichs aus dem europäischen Binnenmarkt nach Angaben des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) stark zu schaffen. Mehr als zwei Drittel der Betriebe mit britischem Geschäft beklagten Zollbürokratie, mehr als die Hälfte direkt auf den Brexit zurückgehende Logistikprobleme und knapp die Hälfte die Zunahme tarifärer Handelshemmnisse - so eine Sonderauswertung der Kammerorganisation im Rahmen der bundesweiten IHK-Umfrage "Going International 2022" von Anfang Februar.
Allerdings hätten insgesamt etwas weniger Betriebe Brexit-Auswirkungen gemeldet als ein Jahr zuvor. "Wir sind weit davon entfernt, von einer Normalisierung der deutsch-britischen Handelsbeziehungen zu sprechen", sagte DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier jedoch. Das auf den letzten Drücker geschlossene Handelsabkommen habe zwar extreme Zollhürden und Marktbarrieren verhindert, "für die Unternehmen kann es aber die Mitgliedschaft im EU-Binnenmarkt bei Weitem nicht ersetzen".
Zudem stünden das Handelsabkommen sowie das Nordirlandprotokoll weiterhin auf tönernen Füßen. Großbritannien stelle die Vereinbarungen immer wieder in Frage und damit auch gewachsene Geschäftsbeziehungen. Der Brexit erzeuge "insofern leider eine anhaltende Planungs- und Rechtsunsicherheit für international aktive deutsche Unternehmen, insbesondere für die mittelständische Wirtschaft". Nach wie vor erwäge jedes siebte in Großbritannien investierende deutsche Unternehmen eine Verlagerung seiner Aktivitäten von der Insel weg. Hauptdestination sei Deutschland, aber auch andere EU-Länder sowie die Schweiz oder Norwegen würden für das Rückholen von Produktion und Standorten erwogen.
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May 09, 2022 08:56 ET (12:56 GMT)
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